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04.04.2022

15:43

Corona-Vakzin

Nach Studie: Sanofi-Impfstoff vor Zulassung

Von: Siegfried Hofmann

Das Covid-Vakzin der beiden Konzerne zeigt in Studien solide Daten. Nach Novavax könnte mit dem Sanofi-Impfstoff bald ein zweiter auf Proteinbasis verfügbar sein.

Corona-Impfstoff von Sanofi und GSK steht vor der Zulassung Reuters

Impfstoff von Sanofi und GSK

Die Pharmakonzerne wären mit ihrem Vakzin nur die Nummer sechs im weitgehend aufgeteilten Markt.

Frankfurt Nach positiven Studiendaten wollen die Pharmakonzerne Sanofi und Glaxo-Smithkline (GSK) nun die Zulassung für ihren gemeinsam entwickelten Corona-Impfstoff beantragen. Im Kampf gegen die Coronapandemie dürfte damit im Laufe des Jahres ein zweiter Impfstoff auf Proteinbasis zur Verfügung stehen.

In einer Studie, bei der der Sanofi-Impfstoff für Auffrischimpfungen (Booster) eingesetzt wurde, habe das Vakzin die Antikörperkonzentrationen um das 18- bis 30-Fache gegenüber der Ausgangssituation verstärkt, teilten die beiden Unternehmen am Mittwoch mit.

Sanofi-Impfstoff: Wirkung ähnlich etablierter Vakzine

Darüber hinaus gab das Unternehmen Daten für den Einsatz des Impfstoffs als reguläre Grundimmunisierung mit zwei Dosen im Abstand von drei Wochen bekannt. An der Studie nahmen 100.000 Probanden teil. Danach zeigte der Sanofi-Impfstoff einen Wirkungsgrad von knapp 58 Prozent gegenüber symptomatischen Corona-Infektionen generell. 75 Prozent Effektivität erwiesen sich gegenüber moderaten oder schweren Erkrankungen, 100 Prozent Schutz vor schweren Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen.

Das entspricht nach Einschätzung des französischen Konzerns der Wirksamkeit der etablierten Impfstoffe im heutigen Umfeld, das von neuen Virusvarianten geprägt ist.

Sanofi will Zulassung für Corona-Impfstoff beantragen

Die gemessenen Antikörperkonzentrationen bei den Geimpften waren laut Sanofi gut doppelt so hoch wie bei Personen, die mRNA-Impfstoffe erhalten hatten. Der Impfstoff habe sowohl bei der Primärimpfung als auch beim Einsatz als Booster ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil in allen Altersgruppen gezeigt.

„Wir sind sehr zufrieden mit den Daten, die unsere starke wissenschaftliche Basis und die Vorteile unseres Covid-19-Impfstoffs bestätigen, erklärte Thomas Triomphe, der Chef der Sanofi-Impfstoffsparte. Man befinde sich in Gesprächen mit den Zulassungsbehörden in den USA und Europa und werde nun die gesamten Daten einreichen.

Impfstoffmarkt ist bereits stark versorgt

Sanofi und GSK liegen mit ihrem Corona-Impfstoff im Wettlauf relativ weit zurück. Sie könnten nur als sechster Anbieter in einem Markt antreten, der inzwischen bereits stark versorgt ist. Der erste Produktkandidat der beiden Firmen hatte in Studien-Tests zu schwache Immunreaktionen ausgelöst und sie daher zu einem neuen Anlauf gezwungen.

Das kommerzielle Potenzial des Sanofi-Impfstoffs wird daher stark davon abhängen, inwieweit regelmäßige Auffrischimpfungen nötig sind. Eine Rolle spielt auch, wie stark sich bisherige Impfskeptiker angesichts der Verfügbarkeit von proteinbasierten Vakzinen doch noch überzeugen lassen.

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Die EU hatte 2020 bereits vorab 300 Millionen Dosen des Sanofi-Impfstoffs geordert, hat seither aber auch einen erweiterten Vertrag mit Pfizer/Biontech über bis zu 1,8 Milliarden Dosen abgeschlossen. Die USA hatten im Voraus 100 Millionen Dosen bei Sanofi bestellt.

Bisher sind in Europa die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die Vektorimpfstoffe von Astra-Zeneca und Johnson & Johnson sowie seit Kurzem auch der erste proteinbasierte Impfstoff der US-Firma Novavax zugelassen. Diese Unternehmen dürften im laufenden Jahr zusammen über Kapazitäten für mehr als zehn Milliarden Dosen verfügen. Vor allem Biontech/Pfizer und Moderna haben bereits in großem Umfang feste Lieferverträge mit vielen Staaten in den Büchern.

Protein-Impfstoffe: Hoffnung auf höhere Impfquote

Die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna zeigten in ihren großen klinischen Studien deutlich höhere Wirkungsgrade von rund 95 Prozent gegen symptomatische Corona-Infektionen. Allerdings wurden sie in Phasen getestet, als die Ursprungsversion des Sars-CoV-2-Virus noch dominierte. Zum Zeitpunkt der Sanofi-Studien herrschten bereits andere Varianten vor.

Zudem werden mRNA-Vakzine von Impfskeptikern abgelehnt, die den vergleichsweise neuartigen genetischen Wirkmechanismen nicht vertrauen. Politiker hoffen, zumindest einen Teil der Skeptiker mit proteinbasierten Impfstoffen zur Covid-Impfung zu bewegen.

Bei den Proteinimpfstoffen werden künstlich hergestellte Fragmente des Spike-Proteins des Virus zusammen mit Impfverstärkern, sogenannten Adjuvanzien, verimpft. Diese Proteine erkennt das Immunsystem als fremd. Sie lösen dadurch eine Abwehrreaktion aus. Die mRNA- und Vektorimpfstoffe dagegen regen die Körperzellen mithilfe genetischer Mechanismen zur Produktion des Spike-Proteins an, worauf dann die Immunabwehr reagiert.

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