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Special

Special: Cum-Ex

03.06.2022

15:21

Mutmaßlicher Steuersünder

Hauptverdächtiger im Cum-Ex-Skandal in Dubai festgenommen

Von: Volker Votsmeier, Sönke Iwersen

Die Justiz in Dänemark und Deutschland verfolgt Sanjay Shah wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Jetzt wurde er in Dubai festgesetzt.

Auf dänischen Wunsch hin verhaftet. Bloomberg/Getty Images

Sanjay Shah

Auf dänischen Wunsch hin verhaftet.

Düsseldorf Viele Jahre konnte Sanjay Shah unbehelligt auf der Palmeninsel in Dubai leben. Er veranstaltete Charity-Partys mit Superstars und schipperte mit seiner Jacht im Persischen Golf umher. Diese Zeiten sind vorbei: Die Polizei in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat den Multimillionär festgesetzt.

Hintergrund ist eine Anklage der dänischen Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Shah wird verdächtigt, in Dänemark einen Milliardenschaden angerichtet zu haben, indem er sich vom Fiskus Kapitalertragsteuer aus fingierten Aktiengeschäften erstatten ließ.

Laut Pressemitteilung des dänischen Justizministeriums erfolgte die Verhaftung in enger Zusammenarbeit mit den emiratischen Behörden. Der dänische Außenminister Jeppe Kofod führte den Coup auf „diplomatische Anstrengungen“ zurück. Man habe unter anderem mit der Botschaft in Abu Dhabi und dem Generalkonsulat in Dubai verhandelt. „Wir setzen den engen Dialog mit den Behörden in der Hoffnung fort, dass Sanjay Shah bald an Dänemark ausgeliefert wird“, sagte Kofod.

Die Dänen hatten Shah bereits Anfang 2021 angeklagt. Per Fiig, der dänische Generalstaatsanwalt für schwere Wirtschaftsverbrechen und Internationale Kriminalität, warf Shah und einem zweiten Angeklagten 3000 Einzeltaten vor. „Dies ist ein Fall eines äußerst schweren und außerordentlich umfangreichen Verbrechens gegen den dänischen Staat“, sagte Fiig damals.

Ermittler sprechen von „sorgfältig geplantem Betrug“

Die Staatsanwaltschaft fordere deshalb nicht die üblichen acht Jahre Haft, sondern zwölf. Die beiden Angeklagten hätten sich eines „zynischen und sorgfältig geplanten Betrugs“ schuldig gemacht.

Die Erleichterung in Dänemark ist nach der Festnahme Shahs groß – auch auf höchster politischer Ebene. „Ich bin ein sehr glücklicher Justizminister. Die Verhaftung in Dubai unterstreicht, warum es so wichtig war, dass es der Regierung vor Kurzem gelungen ist, ein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten zu schließen. Der dänische Fiskus wurde um eine beträchtliche Summe betrogen, und es darf natürlich nicht möglich sein, dass sich die mutmaßlichen Täter im Nahen Osten verstecken und so einer Verurteilung vor einem dänischen Gericht entgehen“, sagte Justizminister Mattias Tesfaye.

Auch in Deutschland sind die Staatsanwälte hinter Sanjay Shah her. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat ihn wegen Geldwäsche angeklagt. Ein Teil der Beute aus Dänemark soll der Banker in Hamburg gewaschen haben. Im September 2015 gingen bei der dortigen Varengold Bank 222 Millionen Euro aus dem Umfeld Shahs ein. Als Verwendungszweck war „Solo Payment to Elysium“ angegeben. Solo Capital war die Gesellschaft von Sanjay Shah. Elysium gehörte ihm auch. Bei Varengold war Shah Großaktionär, vorübergehend auch Aufsichtsrat.

Deutsche Staatsanwälte ermitteln

Daneben ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Shah wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in Zusammenhang mit Cum-Ex-Geschäften. Auch hier ging es dem Beschuldigten mutmaßlich darum, sich vom deutschen Staat Kapitalertragsteuer erstatten zu lassen, die nicht abgeführt worden war.

Shahs Sprecher reagierte auf eine kurzfristige Nachfrage nicht. Bislang hatte Shah jegliche Schuld von sich gewiesen und die Staaten für die gewaltigen Steuerschäden verantwortlich gemacht. „Einen Systemfehler“ nannte er den Umstand, dass Männer wie er jahrelang in die Steuerkasse greifen konnten.

„Wir haben nichts Illegales gemacht, wir haben nur Marktopportunitäten ausgenutzt“, sagte Shah einmal der dänischen Börsenzeitung. Auch deutsche Anwälte hätten ihm erzählt, dass viele Leute mit diesen Geschäften viel Geld verdienten. „Es war, als ob sie Lastwagen in ein Lagerhaus fahren und sie 24 Stunden am Tag mit Bargeld befüllen“, sagte Shah.

In Deutschland hat sich die rechtliche Lage inzwischen geklärt. Sämtliche Gerichte sagen, dass Cum-Ex-Geschäfte illegal und strafbar waren. Der Bundesgerichtshof hat bereits zwei Strafurteile gegen Banker bestätigt, die bei den Deals mitgemacht haben. Zuletzt hat Karlsruhe die fünfeinhalbjährige Haftstrafe für einen früheren Topmanager der Hamburger Privatbank M.M. Warburg bestätigt.

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