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01.02.2023

14:05

Abschlussprüfung

Konkurrenz zu den „Big Four“: Wirtschaftsprüfer Mazars will Mandat im Dax erobern

Von: Bert Fröndhoff

Die Prüfungsgesellschaft wächst stark und hat bedeutende Kunden wie UBS Europe gewonnen. Deutschlandchef Christoph Regierer plant nun den nächsten Schritt.

Die Franzosen gehören zu den Top-Ten-Wirtschaftsprüfern in Deutschland. Mazars

Bürogebäude von Mazars

Die Franzosen gehören zu den Top-Ten-Wirtschaftsprüfern in Deutschland.

Düsseldorf Der Wirtschaftsprüfer Mazars rüstet sich für die Übernahme eines Mandats in Deutschlands erster Börsenliga. „Wir investieren besonders in Deutschland in den nächsten Jahren sehr stark“, sagte der Deutschlandchef des französischen Unternehmens, Christoph Regierer, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Unser Ziel ist es, perspektivisch ein Dax-40-Mandat in der Abschlussprüfung zu gewinnen.“

Der Dax wird nahezu komplett von den „Big Four“ PwC, Deloitte, EY und KPMG dominiert. Nur die Prüfungsgesellschaft BDO hat mit SAP aktuell ein einzelnes Mandat. Mazars steht nach Umsatz an Position sieben der Branche in Deutschland und zählt damit zur Gruppe der sogenannten „Challenger“ im Prüfungsgeschäft.

Mazars wolle keine „neue Big-Four-Gesellschaft“ werden, sondern fühle sich in der Position des Herausforderers wohl, sagt Regierer. „Aber wir werden uns personell und technologisch auf den nächsten großen Schritt vorbereiten.“ Die Finanzierung der Investitionen sieht er nach dem Wachstum der vergangenen Jahre gesichert.

In dem im August abgeschlossenen Geschäftsjahr steigerte Mazars den Umsatz in Deutschland um 14 Prozent auf 233 Millionen Euro, wie die Firma am Mittwoch mitteilte. Das Wachstum war damit prozentual ähnlich hoch wie beim Marktführer PwC. Die Prüfungsspate legte um elf Prozent zu, während die Managementberatung um 25 Prozent wuchs.

„Mazars wird eine Organisation aufbauen, die perspektivisch in der Lage sein wird, auch außerhalb von Frankreich große Mandate bearbeiten zu können“, erläutert Regierer. Im Heimatmarkt zählt das Unternehmen zu den führenden Wirtschaftsprüfern.

In Frankreich wird die Gesellschaft von Topunternehmen auch für die vorgeschriebenen Joint Audits engagiert. Dabei testieren zwei Abschlussprüfer zugleich ein Unternehmen nach dem Vier-Augen-Prinzip. In Deutschland gibt es eine solche Pflicht nicht.

Dennoch haben die Herausforderer heute bessere Chancen, die Dominanz der „Big Four“ zu durchbrechen. Zwar buchen die Dax-Konzerne diese noch immer fast ausschließlich als Abschlussprüfer. Denn sie garantieren ausreichend personelle und technische Kapazitäten und die nötige internationale Präsenz, die viele Verfolger nicht bieten. Doch stößt die Konzentration im Prüfermarkt auch bei den Kunden auf Missfallen.

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Die Konzentration hat noch zugenommen. EY hat wegen seiner Verwicklung in den Wirecard-Skandal zuletzt keine neuen Großaufträge in der Abschlussprüfung börsennotierter Unternehmen erlangen können. Somit bleiben oft nur noch KPMG, Deloitte und PwC als Alternative bei der Prüfersuche.

In diese Lücke wollen die Verfolger stoßen, zu denen neben Mazars Anbieter wie BDO und Grant Thornton zählen. „Sie haben den Anspruch, als veritable Alternative wahrgenommen zu werden, entsprechend ambitioniert sind ihre Wachstumspläne“, erklärt Jörg Hossenfelder, Geschäftsführer des Marktforschers Lünendonk & Hossenfelder.

„Die Prüfungskunden wollen mehr Vielfalt auf dem Markt“, sagt auch Mazars-Deutschlandchef Regierer. „Wir werden aufgefordert, an den Auswahlverfahren teilzunehmen.“ In welcher Branche die Gesellschaft das erste Dax-Mandat anstrebt, wollte er nicht konkretisieren. Mazars hat einen starken Fokus auf das Segment der Finanzdienstleistungen.

Mazars hält an Mischung aus Beratung und Prüfung fest

Die Firma prüft schon länger die Bilanzen von Goldman Sachs und der Helvetia Versicherungen. Jetzt hat Mazars auch das Mandat der UBS Europe, dem Deutschlandgeschäft der Schweizer Großbank, und der WWK Versicherungsgruppe gewonnen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Zudem wird es Teile der Fondsgesellschaft DWS testieren.

Damit könnte sich Mazars auch für größere deutsche Unternehmen empfehlen. Schon jetzt wird die Gesellschaft personell aufrüsten müssen. Aktuell hat Mazars in Deutschland 120 Partnerinnen und Partner sowie rund 2000 Mitarbeitende. In diesem Jahr sollen 700 bis 1000 neue Angestellte dazukommen. Zuletzt warb Mazars ein größeres Versicherungsteam vom Konkurrenten BDO ab.

„Die Prüfungskunden wollen mehr Vielfalt auf dem Markt.“ Mazars

Mazars-Deutschlandchef Christoph Regierer

„Die Prüfungskunden wollen mehr Vielfalt auf dem Markt.“

Für die Übernahme großer globaler Mandate wird Mazars aber auch die internationale Präsenz ausbauen müssen. Der Konzern ist eine integrierte Organisation, anders als die „Big Four“, die über Landesgesellschaften in einem Netzwerk miteinander verbunden sind. Aktuell ist Mazars in 100 Ländern weltweit selbst oder über Allianzen tätig.

Dem Beispiel EY mit der Trennung von Prüfung und Beratung will Mazars nicht folgen. EY plant noch in diesem Jahr die Abspaltung des Beratungsgeschäfts in ein unabhängiges Unternehmen. „Am integrierten Modell aus Prüfung und Beratung halten wir fest“, sagt Regierer. „Es bringt uns die nötige Breite an Kompetenzen, die von den Kunden gefordert werden und die für die Abschlussprüfung notwendig sind.“

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