DFL-Chef Christian Seifert sichert den Profi-Fußballern das Weiterspielen durch seine Gespräche mit der Politik. Das macht ihn zum Retter der Branche.
DFL-Chef Seifert
Seine Lobbyarbeit war ausschlaggebend für das Comeback der Bundesliga.
Bild: Bongarts/Getty Images
München Die Coronakrise bringt es mit sich, dass die Menschen im Internet-Livestream oft dieselben Akteure sehen. Virologen, Kanzlerin, Ministerpräsidenten – und Christian Seifert. Der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hat seit März immer wieder erklärt, wie und warum die Republik bald wieder Profi-Begegnungen erleben sollte. Sein Brot ist es, „Brot und Spiele“ zu ermöglichen, auch in der Pandemie.
Wenn der Manager am Freitag, wie gewohnt im kleinen Kreis, seinen 51. Geburtstag feiert, blickt er auf eine ertragreiche Woche zurück. Seine sanfte Lobbyarbeit hat sich ausgezahlt. Angela Merkel und die Ministerpräsidenten erlaubten der DFL – gegen viel Kritik – den Re-Start in der zweiten Mai-Hälfte.
Nachdem in Belgien, Holland und Frankreich vorzeitig abgebrochen wurde, wagen die Deutschen das Comeback. Das sichert den 36 Profiklubs das Überleben – und dem DFL-Zentralspieler Seifert einen Status als Gesicht, Sprachrohr, Regisseur, Retter und CEO des deutschen Fußballs. Ohne ihn läuft hier nicht mehr viel.
Das ist einigermaßen überraschend. Denn „Mister Bundesliga“ („Sport-Bild“) meidet Stadionbesuche, Kampftrinken in Klubhäusern oder größeres Fan-Socialising. Das ist nicht seine Natur und könnte abhängig machen. Natürlich tut es der Biografie auch gut, dass er von klein auf Fan von Borussia Mönchengladbach ist, handelsübliche Reliquien (Trikot) zu Hause verwahrt und über seine Zeit als Libero beim heimatlichen FC Rastatt 04 reden kann.
Aber an allererster Stelle ist Seifert Familienmensch, der bei Ehefrau und den beiden Töchtern jene Energie auflädt, die eine präzise geplante Karriere verbraucht. „Wenn er ein Thema angeht, weiß er genau, welcher Schritt der nächste ist“, sagt DFL-Chefaufseher Peter Peters.
Wenn er ein Thema angeht, weiß er genau, welcher Schritt der nächste ist. Peter Peters (Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga)
Ohne dichtes Netzwerk, Sinn für Macht und Mächtige sowie Spaß am selbst geschaffenen System wäre der Aufstieg kaum denkbar. Seine Stationen: Marketing-Studium in Essen, TV-Vermarktung bei Leo Kirch und MTV, Vorstand der am Ende gefloppten Karstadt-Quelle New Media AG.
Seit 2005 übererfüllte Seifert bei der DFL die hochtrabenden Erwartungen der Klubs, in Auktionen immer mehr Geld für Medienrechte zu erlösen. Nebenbei schnitt der Libero der Liga einen DFL-Minikonzern ganz auf sich zu.
Der Mann, den einige für Dax-reif halten, wirkte in der Coronakrise auf einmal weniger als fixer Herr der Zahlen, sondern ließ Momente der Demut, Menschlichkeit, auch Weichheit zu. Und zeigte Zweifel am ökonomischen Kick-and-Run-System, am Geldverbrennen für teure Spieler. So einem nahm die Politik ab, mit einem Hygienekonzept in der Liga Infektionen eingrenzen zu können – was scheitern kann.
„Es wurde ein Zwischenziel erreicht“, sagt Seifert. Die nächste Etappe wartet schon.
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