PremiumDer Vorstandschef des FC Bayern München feiert den Sieg im Champions-League-Finale. Für Rummenigge ist es das versöhnliche Ende einer schwierigen Saison.
Karl-Heinz Rummenigge
Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München trägt den Champions-League-Pokal aus dem Stadion.
Bild: Peter Schatz / Pool
Düsseldorf Es war schon weit nach Mitternacht, als sich Karl-Heinz Rummenigge endlich das Mikro schnappte. Die Party im Team-Hotel „Penha Longa Resort“, etwas mehr als 20 Kilometer vom Estádio da Luz in Lissabon entfernt, war bereits in vollem Gange, da stieg der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München auf die Bühne und wandte sich an seine Spieler: „Danke für das, was wir in den zehn Tagen erleben durften. Ich bin ja schon lange in dem Geschäft. Aber das war das größte Spektakel, das ich jemals erleben durfte. Ich habe selten einen verschworeneren Haufen erlebt als diese Truppe“, sagte der 64-Jährige.
Seine Mannschaft hatte am Sonntagabend das Endspiel der Fußball-Champions-League mit 1:0 gegen Paris Saint-Germain gewonnen – nach der Deutschen Meisterschaft und dem DFB-Pokal. Die drei wichtigsten Wettbewerbe für deutsche Profiklubs hatten demnach nur einen Sieger: den FC Bayern München.
Es war das mehr als versöhnliche Ende einer durchaus schwierigen Saison für den Fußball-Rekordmeister. „Wir haben eine komische Zeit erlebt in den letzten drei Monaten, mit Corona, ohne Zuschauer. Das Stadion wäre heute mit Zuschauern explodiert“, ergänzte Rummenigge sichtlich gerührt.
Denn die Corona-Pandemie hat dem professionellen Sport in diesem Jahr schwer zugesetzt und wird ihm weiter zusetzen. Rummenigge weiß, dass es auch an der Säbener Straße in München langfristig zu Einnahmeverlusten kommen wird, je länger dort ohne Zuschauer gespielt wird.
Doch nicht nur wegen der Coronakrise wird die Saison dem Vorstandschef wohl ewig in Erinnerung bleiben. Auf den Abgang des Trainers Niko Kovac im November 2019 folgte der Siegeszug von Hansi Flick – der es bestens verstand, aus den hochbegabten Spielern ein Team zu formen. Das Resultat ist bekannt.
Das Beste kommt also zum Schluss, denn mit Rummenigges Freude über das Triple beginnt für ihn zugleich der langsame Abschied von der großen Fußballbühne. Im Dezember 2021 endet für den Mann, der in den 1980er-Jahren als einer der besten Spieler der Welt galt, der Vertrag als CEO des Klubs. Es sei eine endgültige Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern, sagte Rummenigge bereits im Frühjahr 2019, er möchte auch in Zukunft nicht in den Aufsichtsrat wechseln.
Es war Präsident Uli Hoeneß, der einen Schlusspunkt unter die Managementkarriere von Rummenigge setzte, indem er frühzeitig Gespräche mit Ex-Bayern-München-Torwart Oliver Kahn aufnahm – und diesen zum Klub zurückholte. Dabei war Rummenigges Mission in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich: Wirtschaftlich gesehen gehört der Bundesliga-Verein zu den erfolgreichsten Klubs der Welt. In der Saison 2018/19 stand ein Rekordumsatz von rund 750 Millionen Euro zu Buche.
Die Eigenkapitalquote liegt bei 72 Prozent. „Das lässt uns besser durch die Krise gehen als viele andere europäische Klubs“, sagte Rummenigge vor zwei Monaten im Gespräch mit dem Handelsblatt. Mitgesellschafter in der AG sind so wohlklingende Namen wie Allianz, Audi und Adidas.
Dabei war Rummenigges Weg als Vorstandschef nicht vorgeebnet. 1955 in Lippstadt geboren, begann er dort auch Fußball zu spielen. Mit 19 brach er seine Ausbildung zum Bankkaufmann ab, weil er ein Angebot des FC Bayern München erhalten hatte. Der Stürmer erzielte gleich in seiner ersten Saison fünf Tore.
1980 wurde er Torschützenkönig und im Nachgang zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Mit der Nationalelf gewann er die Europameisterschaft. Nach seiner sportlichen Karriere startete er 1991 seine Funktionärslaufbahn als Vizepräsident bei „seinem“ Verein. 2002 wurde er nach der Umfirmierung Vorstandschef. Rummenigge, der 2013 zwei Luxusuhren am Münchener Flughafen nicht verzollt hatte, gilt seitdem als vorbestraft.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×