Einige Veranstaltungsfirmen wie etwa die Ausrichter der großen deutschen Stadtmarathons warten mit ihrer Absage angesichts des hohen finanziellen Risikos derzeit noch ab. Im April startet die Saison mit den 42,195 Kilometer langen Läufen in Hamburg und Düsseldorf. Beide wurden bislang nicht abgesagt, dabei ist gerade für Düsseldorf das Risiko recht groß, denn in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl infizierter Menschen besonders hoch.
Doch solange es keine schriftliche Anordnung einer Behörde zur Absage gibt, finde der Marathon statt, heißt es gegenüber dem Handelsblatt sowohl in der Hansestadt als auch am Rhein. Die Veranstaltungen seien freiwillig, zudem finden sie draußen statt. Jeder Teilnehmer könne eigenverantwortlich entscheiden, ob er mitmachen möchte.
Auch in der Kölner Lanxess-Arena, mit bis zu 20.000 Plätzen eine der größten Event-Hallen in Europa, sollen geplante Konzerte bis auf Weiteres stattfinden. Absagen werde es erst geben, wenn entsprechende Verfügungen der Behörden vorliegen, teilte der Arena-Betreiber mit.
Den Angaben zufolge war bei den jüngsten Veranstaltungen noch kein außergewöhnlich hohes Fernbleiben der Besucher festzustellen. Am kommenden Freitag spielt dort die Band Annen May Kantereit, nächste Woche soll James Blunt in der Lanxess-Arena auftreten, eine Woche später Santana.
Eine „kreative“ Lösung hat sich der Betreiber der Kölner Galopprennbahn einfallen lassen. Am kommenden Sonntag soll der Start in die „Grüne Saison“ des Pferdesports wie geplant stattfinden. Zu dem Renntag und Familienfest kommen sonst mehrere Tausend Besucher. Der Kölner Renn-Verein 1897 kündigte am Montag an, das Eintrittskartenkontingent auf 1 000 zu begrenzen und nur online zu verkaufen.
Auch die großen Konzertveranstalter CTS Eventim und die Deutsche Entertainment bleiben bislang gelassen. Sie sehen sich von der Empfehlung des Gesundheitsministeriums nicht betroffen. Am Montag erklärte CTS Eventim, ein Großteil der von dem Konzern organisierten Konzerte und Festivals sei erst im Sommer und im weiteren Verlauf der zweiten Jahreshälfte geplant. „Auf der Grundlage der aktuellen Situation gibt es keinen Grund zur Annahme, dass die großen Festivals im Sommer unter freiem Himmel nicht stattfinden werden.“
Neben eigenen Events wie den Festivals „Rock im Park“ oder „Hurricane“ mit zuletzt jeweils rund 70.000 Besuchern vermarktet der MDax-Konzern auch Tickets für Veranstaltungen etlicher anderer Anbieter. „Großveranstaltungen sind zum Teil versichert, bei kleineren Events ist das häufig nicht der Fall“, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Der Konkurrent DEAG ist nach eigenen Angaben „vollumfänglich versichert“, falls Events abgesagt werden müssen. Die DEAG hat unter anderem die Rockband „Deep Purple“ und die „Toten Hosen“ im Programm. Bis auf
Weiteres fänden aber alle Veranstaltungen planmäßig statt, unabhängig von der Teilnehmerzahl. CTS Eventim erklärte, die Ausbreitung des Coronavirus wirke sich bisher nur vereinzelt auf das weltweite Geschäft etwa in Italien und der Schweiz aus.
Etwas leichter haben es da die Museen, die ohnehin deutlich geringere Besucherzahlen haben als Fußballspiele und Konzerthallen. Nur in ganz großen Häusern sind über 1 000 Menschen gleichzeitig anwesend. Doch auch da verharren sie nicht wie bei einem Konzert oder einem Fußballspiel an einem Ort, sondern schlendern durch Säle und Etagen. Niemand bleibt wirklich lange vor einem Kunstwerk. Es gibt keinen Körperkontakt der Besucher wie bei einer Tanzveranstaltung.
Sylvia Willkomm, Pressesprecherin vom Museumsbund Deutschland, weist auch auf das Ticketing-System hin, das bei Blockbuster-Ausstellungen zum Einsatz kommt. Das garantiert den Kunstgenuss, indem es Besuchermassen nur zeitlich verteilt zulässt. Das kommt auch bei der zurzeit sehr beliebten Ausstellung „Monet. Orte“ im Museum Barberini in Potsdam zum Einsatz.
In Zeiten, in denen das Coronavirus das öffentliche Leben in Teilen beeinträchtigt, bewährt sich der Vorverkauf der Eintrittskarten nicht nur im Museum Barberini besonders: Niemand muss an der Kasse Schlange stehen, kein Saal ist überfüllt mit zu vielen Besuchern, alle Gäste verteilen sich gleichmäßig auf das ganze Gebäude.
Selbstverständlichkeiten wie stets gefüllte Seifenspender an den Waschtischen würden derzeit in allen Museen engmaschiger geprüft, sagt Sylvia Willkomm. Die Museen richteten sich nach täglich aktualisierten Vorgaben der Länder.
Anders ist es in Italien, da verkündete die Regierung am Montagnachmittag, dass alle Museen geschlossen werden, um eine weitere Ansteckung zu unterbinden. Davon ist auch die groß angelegte Ausstellung zu Raffaels 500. Geburtstag betroffen.
Ähnlich unruhig ist das Bild bei internationalen Kunstmessen. Die im März und April anstehenden Messen „Miart“ in Mailand, die „Art Paris Fair“, die „Art Montecarlo“ und die „PAD Paris“ sind auf spätere Termine im Jahr verschoben worden.
„The European Fine Art Fair“, kurz Tefaf, in Maastricht findet dagegen seit vergangenem Freitag statt. Nur drei Aussteller und eine Reihe von amerikanischen Museumsleuten haben abgesagt. Die Besucher strömen noch – wenn auch in leicht reduzierter Zahl.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×