Der Verein hat ein Vorkaufsrecht, wird die dafür benötigten 374 Millionen Euro aber kaum aufbringen können. Der künftige Mehrheitsinvestor aus Miami hält bereits Anteile am FC Sevilla.
Fans von Hertha BSC
Lars Windhorst verkauft seinen Mehrheitsanteil an der Profiabteilung des Berliner Bundesligavereins an einen internationalen Investor. Die Fans fordern bereits seit einiger Zeit seinen Rückzug.
Bild: IMAGO/Matthias Koch
Düsseldorf Lars Windhorst verkauft seinen Mehrheitsanteil am Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC an die US-Gesellschaft 777 Partners. Der „strategische Investor“ übernehme die Anteile von 64,7 Prozent an der ausgegliederten Profifußballabteilung von Windhorsts Tennor Holding, wie diese am Donnerstag bekannt gab.
„Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, wird Windhorst in einer Mitteilung zitiert. Ein Tennor-Sprecher bestätigte dem Handelsblatt, der Verkauf erfolge „ohne finanziellen Schaden“. 777 Partners dürfte demnach also mindestens die 374 Millionen Euro zahlen, die Windhorst in den letzten Jahren in den Bundesligisten investiert hatte.
Windhorst hatte bereits am Mittwoch auf einer Veranstaltung der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, er bedauere den Verkauf zwar emotional, finanziell jedoch nicht. Einen hohen Gewinn dürfte Windhorst dennoch nicht erzielt haben, wie die wirtschaftliche Situation bei Hertha BSC und die ökonomischen Gesamtumstände vermuten lassen.
Der Unternehmer war 2019 bei den Berlinern eingestiegen. Der Plan, aus dem Verein mit dem Investment einen „Big City Club“ zu machen, erfüllte sich jedoch nicht. Während Lokalrivale Union in der vergangenen Spielzeit den Sprung in den Europapokal schaffte, rettete sich Hertha erst in der Relegation. Auch aktuell steht der Klub nur knapp oberhalb der Abstiegsränge.
Der Verein hat zwar ein vertraglich vereinbartes Vorkaufsrecht für Windhorsts Mehrheitsanteile. Daher muss Hertha der Transaktion noch zustimmen, das gilt aber als sicher. Der finanziell angeschlagene Verein wird die für den Rückkauf erforderlichen 374 Millionen Euro kaum aufbringen können.
Hertha hatte bereits am Mittwoch mit einer Stellungnahme auf die Ankündigung reagiert, dass Windhorst einen Käufer für seine Anteile gefunden habe. „Wir freuen uns über diese Nachricht. Alles Weitere wird nun entsprechend unserer Vereinbarung behandelt“, hieß es.
„Hertha BSC kann von diesem neuen Gesellschafter sehr profitieren“, wird Windhorst in der Mitteilung der Tennor Holding weiter zitiert. „Er bringt nicht nur wirtschaftliche Stärke ein, sondern auch viel professionelle Erfahrung und ein eindrucksvolles Netzwerk von internationalen Fußballklubs. Der Einstieg von 777 Partners ist ein Schritt in eine erfolgreiche Zukunft von Hertha BSC.“
Es ist das erste Mal, dass ein internationaler Investor, der auch Anteile an anderen Fußballklubs hält, die Mehrheit an einer Bundesligamannschaft übernimmt. So gehört RB Leipzig zwar dem Getränkekonzern Red Bull aus Österreich. Der Klub ist wie seine Pendants in Salzburg und New York aber als Teil der Red-Bull-Franchise als Markenvehikel konzipiert und auf Entwicklung ausgerichtet.
777 Partners hält unter anderem auch Anteile am FC Sevilla aus Spanien, dem CFC Genua aus Italien, Standard Lüttich aus Belgien und Melbourne Victory aus Australien. Das Unternehmen ist außerdem auch in der Luftfahrt- und Versicherungsbranche investiert.
Wie auch bei anderen ausgegliederten Profiabteilungen in den deutschen Fußballligen liegt die Stimmmehrheit bei Hertha BSC der 50+1-Regel gemäß weiterhin beim Stammverein. Die Fußballprofis sind in einer GmbH & Co. KGaA ausgegliedert. Windhorst hielt bislang die Mehrheit daran. Die Hertha BSC Verwaltungs GmbH als Komplementärin ist alleiniger Geschäftsführer und wird weiter vollständig vom Verein kontrolliert.
Es habe mehrere potenzielle Käufer gegeben, sagte der Sprecher der Tennor Holding, man sei auch mit einer Investmentbank in Kontakt gewesen. 777 Partners habe sich aber schließlich mit dem besten Angebot direkt an das Unternehmen gewendet. „Wir waren selbst überrascht über das große Interesse. Das zeigt, dass hier nicht die Idee von Investoren im Fußball gescheitert ist, sondern nur ein individuelles Projekt“, sagte der Sprecher.
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