Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

12.03.2020

18:44

Prävention

EM in Gefahr, Real Madrid in Quarantäne – wie das Coronavirus den Sport beeinflusst

Von: Joachim Hofer, Kerstin Leitel

Geisterspiele in den Fußballstadien und leere Basketball-Hallen: Der Profisport kommt durch das Coronavirus zum Erliegen. Und das ist erst der Anfang.

EM in Gefahr – wie das Coronavirus den Sport beeinflusst Reuters

Real Madrid in Quarantäne

Auch Real-Stürmer Karim Benzema muss 14 Tage zuhause bleiben.

München, London Nichts geht mehr in Italien – auch in den Sportstätten des Landes. Bis zum 3. April hat die Regierung alle Sportveranstaltungen abgesagt. So entschieden wie auf dem Apennin gehen nicht viele Staaten vor. Trotzdem müssen die Sportfans rund um den Globus immer häufiger zumindest auf den Besuch im Stadion verzichten. So manche Liga macht gleich ganz zu und auch die großen Sportevents diesen Sommer stehen auf der Kippe.

Ein Überblick:

Der europäische Fußball-Verband Uefa will am kommenden Dienstag darüber beraten, wie es angesichts der Pandemie weitergehen soll. Es würde über die anstehende Europameisterschaft im Juni geredet, sowie über alle europäischen und nationalen Wettbewerbe. Offenbar steht im Raum, die Champions League und die Europa League auszusetzen. Das liegt auf der Hand, denn immer mehr Clubs können in nächster Zeit daran gar nicht mehr teilnehmen.

Deutschland

Die Fußball-Bundesliga schließt die Zuschauer aus und hofft, dass sich die Fans auch vor dem Stadion nicht versammeln. So war es Mitte der Woche in Mönchengladbach und auch in Paris geschehen.

Das Management in Dortmund appellierte vor dem Derby am Samstag gegen Schalke daher an die Vernunft der Anhänger. „So sehr wir es bedauern, dass wir im Stadion auf Euren schwarzgelben Support verzichten müssen, steht die Gesundheit klar im Vordergrund. Jeder Einzelne ist aufgefordert, Verantwortung zu zeigen und damit sich und andere Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Auch im Fall eines Derbysieges“, so der Fußball-Bundesligist.

Andere Vereine äußerten sich ähnlich. Wie lange die Ränge hierzulande leer bleiben ist offen, und auch, ob die Saison womöglich unterbrochen wird. Am Montag wollen die Proficlubs darüber beraten.

Andere Sportarten haben sich bereits entschieden. Die Eishockey-Liga DEL hat die Saison schon wegen der Epidemie beendet – ohne einen Meister. Und die Handballer haben den anstehenden Spieltag der 2. Liga auf ein noch nicht bestimmtes Datum verlegt. Die Spiele der 1. und 2. Bundesliga der Frauen am Wochenende wurden abgesagt. Die Männer-Nationalmannschaft steht den Niederlanden am Freitagabend in einem Geisterspiel gegenüber.

Großbritannien

Britische Fußballfans spüren langsam die Konsequenzen des Coronavirus. Lange hatte sich die Premier League gesträubt, strenge Maßnahmen einzuführen – unter Berufung auf die britische Regierung, die noch bis Donnerstag als alleinige Maßnahme für die Öffentlichkeit vorschlug, sich mindestens 20 Sekunden lang die Hände mit warmen Wasser und Seife zu waschen, ansonsten aber keine Einschränkungen empfahl.

Allein ein Spiel zwischen Manchester City und Arsenal wurde im Zuge einer „vorbeugenden Maßnahme“ verschoben, nachdem bekannt wurde, dass der Besitzer der Teams von Olympiakos Piräus und Nottingham Forest, Evangelos Marinakis, positiv auf Corona getestet wurde. Marinakis hatte sich zuvor ein Match im Londoner Heimatstadion von Arsenal angesehen – die Arena wurde daraufhin einer gründlichen Reinigung unterzogen.

Unter britischen Fußballtrainern und Experten wird bereits seit Tagen diskutiert, ob man Spiele hinter verschlossenen Türen stattfinden lassen oder verschieben sollte. Doch noch sei es für derartige Schritte zu früh, verkündete Premierminister Boris Johnson am Donnerstagnachmittag. Vorerst rate man nur dazu, die Hände zu waschen und für sieben Tage zu Hause zu bleiben, sollte man sich krank fühlen – ganz gleich, ob man nun Fußballfan sei oder nicht.

Rugby-Fans – zu denen unter anderem der britische Premier zählt – hatten die Konsequenzen der Corona-Epidemie schon längst deutlich gemerkt: In dem seit Anfang Februar laufenden Turnier Six Nations, dessen Finale eigentlich an diesem Samstag stattfinden sollte, wurden Spiele mit Beteiligung des französischen und italienischen Teams verschoben – weswegen bislang vollkommen unklar ist, wer als Sieger aus dem Turnier hervorgeht.

Nach dem Motto „Keep Calm and Carry on“ verfährt Großbritannien hingegen bei den auf der Insel so beliebten Pferderennen. Am Dienstag startete die Rennwoche in Cheltenham; ein Ereignis, das den Beginn der Frühjahrssaison markiert und zu dem vergangenes Jahr rund 60.000 Zuschauer angereist waren.

In diesem Jahr kamen an den ersten Tagen zwar gut 5000 weniger Zuschauer als im Jahr zuvor, die Rennen fanden bislang aber statt, obwohl gerade in der Region Gloucestershire mehrere Infektionen gemeldet worden waren. Auch Mitglieder der königlichen Familie ließen sich den Besuch nicht nehmen. Dass sich auch in Großbritannien die Corona-Epidemie ausweitet, war allein an den zahlreichen Ständen für Hand-Desinfektionsmittel-Spender zu erkennen.

Italien

Im ganzen Land rollt kein Ball mehr, die Stadien bleiben leer und die Fußball-Saison ist unterbrochen. Die gesamte Fußballmannschaft des italienischen Erstligisten Juventus Turin muss für zwei Wochen in Quarantäne. Einer der Spieler, Daniele Rugani, ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Olympique Lyon am 17. März steht damit auf der Kippe.

Inter Mailand hat unterdessen wegen des Corona-Falls in Turin bis auf weiteres die Teilnahme an allen Wettbewerben abgesagt. 

Spanien

Auch die spanischen Fußball-Fans müssen in den kommenden Wochen auf „La Liga“ verzichten. Der Liga-Betrieb sei ausgesetzt, teilte der Ligaverband mit. Der Spitzenclub Real Madrid hat zudem alle Mitglieder seiner Fußball- und Basketballmannschaften nach Hause geschickt. Einer der Basketballspieler sei positiv auf das Coronavirus getestet worden.

USA

Stillstand in der NBA, der bedeutendsten Basketball-Liga der Welt: Weil ein Profi der Utah Jazz positiv auf Covid-19 getestet wurde, fallen auf unbestimmte Zeit alle Partien aus. „Die NBA wird diese Pause nutzen, um die nächsten Schritte mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie zu bestimmen“, teilte die Liga mit.

Schweiz

Der Eishockey-WM im Mai in der Schweiz droht die Absage. Die Regierung in Bern hat bereits die Fußball-Meisterschaft unterbrochen.

Südamerika

Der Fußballverband in Südamerika setzt sich dafür ein, WM-Qualifikationsspiele zu verschieben. Sie sollten ursprünglich Ende des Monats ausgetragen werden. Die Begründung: Spieler aus Europa könnten in Quarantäne kommen und daher nicht zur Verfügung stehen. Das würde den Wettbewerb verzerren.  

Australien

Am Sonntag soll der erste Grand Prix der Saison in Melbourne stattfinden. Ob es dazu kommt ist fraglich. Denn der Formel-1-Rennstall McLaren meldete einen Corona-Fall.

Japan/Griechenland

Das Olympische Feuer für die Spiele im Sommer in Tokio ist am Donnerstag in Griechenland entzündet worden. Allerdings nur mit 100 Gästen, größtenteils Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees. Ursprünglich wollten 700 Menschen teilnehmen.

Ob Spiele indes tatsächlich stattfindet ist völlig offen. Offiziell hält das Land dran fest: Japan wolle Olympia ausrichten, bekräftigte Japans Regierungssprecher Yoshihide Suga am Donnerstag. Ein Vorstandsmitglied des Organisationskomitee hatte dagegen diese Woche eine Verschiebung um zwei Jahre ins Gespräch gemacht. Dies wies die Regierung aber zurück.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×