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07.03.2022

08:23

Ukraine-Krieg

PwC, KPMG, EY, Deloitte: Alle großen Wirtschaftsprüfer trennen ihr Russlandgeschäft ab

Von: Bert Fröndhoff

Die vier Prüfungsgesellschaften schließen ihre Russland-Organisationen aus. Das hat Folgen für russische Konzerne mit internationalem Geschäft.

Zu den Kunden in Russland gehörten bisher unter anderem die Sberbank und der Ölkonzern Gazprom. Reuters

PwC-Logo

Zu den Kunden in Russland gehörten bisher unter anderem die Sberbank und der Ölkonzern Gazprom.

Düsseldorf Die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften PwC, KPMG, EY und Deloitte trennen sich von ihrem Russlandgeschäft. Das teilten die „Big Four“ am Montag in gesonderten Pressemitteilungen mit. Sie werden dazu ihre jeweilige russische Mitglieds-Organisation aus dem globalen Netzwerk herauslösen.

Zunächst waren PwC und KPMG mit der Entscheidung vorgestoßen, später kamen EY und Deloitte dazu. „Als Folge der Invasion der russischen Regierung in die Ukraine haben wir entschieden, dass PwC unter diesen Umständen keine Mitgliedsfirma in Russland haben sollte“, erklärte PwC. Die Firma ist seit 30 Jahren in Russland tätig und hat dort 3500 Mitarbeiter. EY beschäftigt in dem Land 4700 Menschen, bei KPMG sind es 3700, bei Deloitte rund 3000.

Die großen Prüfungsgesellschaften sind keine integrierten Konzerne mit Auslands-Tochtergesellschaften, sondern als Netzwerke organisiert. Jede Landesgesellschaft ist rechtlich eigenständig und im Besitz der Partner, aber von der Strategie, dem Marken-Auftreten und den Grundsätzen der globalen Organisation verpflichtet.

Die nun abgetrennten Russland-Mitgliedsfirmen der „Big Four“ werden unter anderem Namen und mit einer eigenen Organisation weiterarbeiten können. Allerdings werden sie nicht mehr auf Ressourcen der anderen Landesgesellschaften zurückgreifen können.

Damit wird den eigenständigen lokalen Einheiten ein entscheidender Vorteil fehlen: Die „Big Four“ werden von nahezu allen international tätigen Konzernen gebucht, weil sie in allen Teilen der Welt Niederlassungen und genug Fachkräfte haben und die Kunden so bei der Bilanzprüfung aus einer Hand begleiten können. Dasselbe gilt für große Beratungsprojekte.

Russische Unternehmen brauchen nun viele Partner

Die Abschlussprüfung eines global tätigen Unternehmens ist ohne eigene Prüferkapazitäten in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt praktisch kaum möglich. Für ein russisches Unternehmen mit internationalen Ambitionen heißt das: Statt sich global von PwC oder EY prüfen zu lassen, müssten sich die Firma und ihre russische Prüfungsgesellschaft lokal in jedem Land neue Prüfungspartner suchen.

Zu den PwC-Kunden in Russland gehörten bisher unter anderem die Sberbank und der Ölkonzern Gazprom. EY teilte mit, dass man keine russischen Regierungskunden, staatliche Unternehmen oder sanktionierte Organisationen und Einzelpersonen in der ganzen Welt mehr betreuen werde. Die Trennung von der russischen Organisation sei „herzzerreißend“, da die über 4700 Mitarbeitenden seit Jahren Seite an Seite mit globalen, osteuropäischen und ukrainischen Kollegen gearbeitet hätten.

Deloitte sei sich über die Auswirkung bewusst und wisse, dass die Mitarbeitenden keinen Einfluss auf die Vorgehensweise ihrer Regierung hätten, schreibt die Prüfungsgesellschaft in einer Stellungnahme. Dennoch sei es die richtige Entscheidung. Man werde den Betroffenen „in dieser extrem schwierigen Zeit helfen“.

Vergangene Woche hatten bereits mehrere große Managementberatungen aus Russland angekündigt, ihre Geschäft in Russland einzustellen, darunter McKinsey, Boston Consulting Group und Accenture. Sie wollen kein Neugeschäft mehr annehmen, sondern nur noch laufende Projekte fertigstellen. Allein McKinsey betreut 21 der 30 größten Unternehmen in Russland.

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