Die EY-Partner in den USA ringen um die Aufteilung des Personals auf die künftig eigenständigen Unternehmen. Die Pläne werden überarbeitet, der Zeitplan wackelt.
Firmengebäude von EY
Die Gesellschaft will sich in eigenständige Prüfungs- und Beratungsunternehmen aufteilen.
Bild: dpa
Düsseldorf Die geplante Aufspaltung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY wird sich weiter verzögern. Grund sind interne Konflikte über die personelle Ausstattung der künftig eigenständigen Einheiten, heißt es in Branchenkreisen. Konkret geht es um die Frage, wie viele Steuerberater und Steuerberaterinnen ins verbleibende Geschäft mit der Bilanzprüfung wechseln sollen.
Die britische „Financial Times“ („FT“) hatte zuerst über den internen Streit berichtet. Sie zitiert aus einem Videocall, in dem die amerikanische EY-Landeschefin Julie Boland vor wenigen Tagen die US-Partner über die Verzögerung informiert hat. Ihrer Aussage zufolge müssen die Pläne für die Aufteilung des Unternehmens noch einmal überarbeitet werden.
EY hat im Sommer 2022 die Vorbereitungen zur globalen Aufspaltung eingeleitet. Das Projekt „Everest“ sieht die Abspaltung aller Beratungsgeschäfte vom angestammten Geschäft mit der Abschlussprüfung vor. Es soll ein eigenständiger Consultingkonzern unter neuem Namen entstehen, der an die Börse gebracht werden soll. Die Prüfungseinheiten sollen davon unabhängig weiter unter dem Namen EY arbeiten.
Ursprünglichen Plänen zufolge sollte das Projekt schon im Sommer 2023 stehen. Doch es hat zahlreiche Verzögerungen gegeben. Die zum Ende vergangenen Jahr geplanten Abstimmungen in den Partnerschaften der Landesgesellschaften wurden in den April 2023 und der Startpunkt für die Trennung wurde auf den 1. November verschoben, wie das Handelsblatt im Dezember berichtete.
>> Lesen Sie dazu: Aufspaltung von EY verzögert sich – Börsengang der Beratung frühestens 2024
Schon damals erwiesen sich die Details der Trennung als schwierig, vor allem die finanzielle und personelle Ausstattung beider Einheiten. Nun haben sich den Kreisen zufolge die künftigen Verantwortlichen für das neue EY-Prüfungsunternehmen unzufrieden über das Paket gezeigt – allen voran Julie Boland, die diese Einheit künftig führen soll.
Boland will, dass deutlich mehr Steuerberatende im Prüfungsgeschäft verbleiben, nicht nur in Amerika, sondern vor allem auch in den anderen großen Landesgesellschaften. Grund: Ohne ausreichende internationale Expertise im Steuersegment wäre EY in der Abschlussprüfung kaum wettbewerbsfähig. Kompetenzen in diesem Bereich sind wichtig für eine qualitativ hohe Prüfung und werden von den Kunden gefordert.
Bisher arbeiten die Steuerexperten bei den vier großen Gesellschaften PwC, Deloitte, KPMG und EY integriert. Sie beraten Kunden, die sie nicht prüfen, und umgekehrt. Die „Big Four“ können so große Teams von Steuerberatern besser auslasten.
Die Querelen bei EY zeigen nun, wie komplex und konfliktträchtig eine Aufspaltung bei den „Big Four“ ist. Den Beratern ist daran gelegen, möglichst große Kapazitäten in ihren künftig eigenständigen Consultingkonzern zu überführen. Die Prüfer haben konträre Vorstellungen. Dabei geht es nicht nur um Steuerfragen. Experten für Cybersicherheit oder Wirtschaftskriminalität (Forensik) sind ebenso in beiden Dienstleistungen gefragt.
Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Aufspaltungspläne von EY an diesen Fragen scheitern könnten. Doch der Zeitplan ist schwer zu halten. Vor wenigen Wochen hatte der globale EY-Topmanager Andrew Baldwin noch April oder Mai als Termin für die entscheidenden Partnerabstimmungen genannt. Das dürfte sich weiter verschieben.
Denn gerade in den USA muss das Aufteilungspaket bis dahin final verhandelt sein. Es gilt dann als eine Art Blaupause für die Abstimmung und Umsetzung in anderen großen Landesgesellschaften.
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