Hersteller wie BYD, Geely und Great Wall drängen nach Europa. Mit hohen Reichweiten wollen sie das Elektro-Segment erobern. Diese Modelle sollen bald starten.
Düsseldorf Nach dem chinesischen Elektro-Spezialisten BYD hat nun auch der Konzern Great Wall angekündigt, bereits in diesem Jahr einige Modelle nach Europa zu bringen. Die Chinesen haben dafür eine Kooperation mit der Emil-Frey-Gruppe geschlossen, einem der größten Autohändler Deutschlands.
Während viele elektrische Modelle in Europa wegen der anhaltenden Chipknappheit nur mit langer Wartezeit zu haben sind, setzen die Chinesen auf ein günstiges Gesamtpaket – aber keineswegs nur auf Billigmodelle. Vom elektrischen Kleinwagen über den Mittelklasse-SUV bis zur sportlichen Limousine wollen chinesische Marken sämtliche Segmente besetzen.
In China dominieren die Hersteller längst ihren Heimatmarkt. Unter den meistverkauften Elektroautos in China sind nur sehr wenige ausländische Modelle vertreten.
Eine Übersicht, welche Modelle aus China auf den europäischen Markt drängen – und welche heute schon zu haben sind.
BYD Tang
In der norwegischen Kälte hat sich das Modell bewährt.
Mit dem deutschen Chefdesigner Wolfgang Egger hat sich auch die Designsprache des chinesischen Herstellers weiterentwickelt. Egger arbeitete einst am Design des Audi E-Tron mit, seit 2016 soll er das Gesicht des chinesischen Elektroautoherstellers prägen.
Der BYD Tang zeigt, wie das aussehen könnte. Das SUV ist schon seit Anfang 2021 in Norwegen erhältlich – soll aber noch 2022 nach Deutschland kommen. Zum Preis halten sich die Chinesen noch bedeckt. In Norwegen ist das Modell mit umgerechnet 57.760 Euro aber keinesfalls ein Schnäppchen.
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Denn die technischen Eckdaten des Modells sollen überzeugen: Mit der 86,4-kWh-Batterie aus eigener Produktion versprechen die Chinesen eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern. Und gerade bei Kälte schneidet das Modell gut ab: Der Reichweitenverlust war bei einer Untersuchung des norwegischen Automobilklubs NAF sogar geringer als beim Tesla Model Y.
BYD Seal
Da jüngst enthüllte Elektroauto soll gegen das Tesla Model 3 antreten.
Der Seal soll für BYD die Mittelklasse besetzen. Die Einstiegsvariante der Limousine mit 204 PS ist zumindest im Heimatmarkt China mit umgerechnet 32.000 Euro deutlich günstiger als ein Tesla Model 3. Schon die Einstiegsvariante mit Heckantrieb verspricht eine Reichweite von 550 Kilometern dank einer 61,4-kWh-Batterie. Mit der größeren Batterieversion (83 kWh) kommt die Long-Range-Variante auf Reichweiten von 700 Kilometern, verspricht der Hersteller. Und auch eine Variante mit Allradantrieb wird angeboten.
Wie bei Tesla soll die Batterie direkt in der Karosserie verbaut werden. Mit einer Länge von 4,80 Metern bietet das Elektroauto darüber hinaus genug Platz. Deutschland soll einer der ersten europäischen Märkte für das Modell werden, hieß es zuletzt aus dem Unternehmen. Voraussichtlich könnte der Seal damit noch in diesem Jahr bestellbar sein.
MG4 Electric
Die Chinesen erweitern mit dem Modell ihre bereits erfolgreiche elektrische Modellpalette in Deutschland.
Die einstige britische Traditionsmarke gehört seit einigen Jahren dem chinesischen Autoriesen SAIC und feiert in Europa aktuell ein Comeback mit Elektroautos. Modelle wie der MG5 und der MG ZS EV sorgen dafür, dass das Unternehmen im ersten Halbjahr mehr Autos in Deutschland verkauft hat als Marken wie Honda oder Jaguar.
Der MG4 soll diese Erfolge in der Mittelklasse fortsetzen. Mit einer Länge von 4,27 Metern tritt das Kompaktmodell direkt gegen den VW ID.3 an. Preise verrät der Hersteller noch nicht, mit etwa 30.000 Euro dürfte das Modell aber günstiger sein als der Konkurrent aus Wolfsburg. Angeboten werden zwei Batterievarianten: 51 kWh für eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern und 64 kWh für 450 Kilometer Reichweite.
Mit schnellen Ladezeiten und vielen Extras will man die Deutschen so in der Golf-Klasse herausfordern. Ende 2022 soll der MG4 auf den deutschen Markt kommen.
Nio ET7
Mit viele Technologie will das Modell gegen die westliche Konkurrenz antreten.
Der chinesische Hersteller will sich mit den Premiummarken messen: Das Flaggschiff der Marke soll gegen das Tesla Model S und den Porsche Taycan antreten. Helfen soll dabei nicht nur eine starke Systemleistung von 648 PS, die das Auto in 3,9 Sekunden von null auf 100 beschleunigt.
Der Hersteller will außerdem erstmals eine serienreife Feststoffbatterie verbauen – eine Technologie, an der andere Hersteller noch feilen. So sollen 100 kWh für eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern sorgen. Und auch Spitzengeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern seien möglich. Auf die Topversion des Elektroautos müssen deutsche Kunden aber wahrscheinlich bis 2024 warten.
Ora Cat
In Asien ist der Design-Kleinwagen bereits zu haben.
Bild: NurPhoto/Getty Images
Mit einem knuffigen Kompaktwagen will Great Wall voraussichtlich noch 2022 in Europa starten. Der Preis ist auch hier mit rund 30.000 Euro selbstbewusst angesetzt – und auf Augenhöhe mit dem elektrischen Mini Cooper SE oder dem Opel Corsa-e. Dabei ist das Designmodell mit einer Länge von 4,20 Metern sogar etwas größer als die beiden europäischen Konkurrenten.
Die weiteren technischen Daten können sich sehen lassen: 400 Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller – zumindest mit der großen Batterie von 63 kWh. Aber auch die Einstiegsvariante bietet immerhin noch 300 Kilometer Reichweite. Bei der Konnektivität ist vieles verbaut, was andere sich teuer bezahlen lassen: Parksensoren, ein 20,5-Zoll-Touchscreen – und sogar Radarsysteme für intelligente Assistenten.
Wey Coffee 01
Schon auf der IAA in München 2021 sorgte das chinesische SUV für Aufmerksamkeit.
Bild: Reuters
Im Jahr 2021 wagte die chinesische Premiummarke von Great Wall auf der IAA in München den großen Auftritt und enthüllte den Coffee 01. Mit dem Markteintritt in Europa wollen sich die Chinesen nicht mehr viel Zeit lassen. Dass man es ernst meint, ist mittlerweile klar.
Der Wey Coffee 01 soll sich in der oberen Mittelklasse etablieren. Das Umfeld ist schwierig: Zum einen läuft die Kaufprämie für die Plug-in-Hybride aus, zum anderen ist die Konkurrenz im Segment groß. Erwartet wird, dass der Coffee 01 für einen Einstiegspreis von etwa 50.000 Euro zu haben sein wird.
Die rein elektrische Reichweite ist dagegen höher als bei den meisten Konkurrenzmodellen. Auf 150 Kilometer soll das SUV mit nur einer Ladung der 41-kWh-Batterie kommen und dank einer Systemleistung von 450 PS in fünf Sekunden von 0 auf 100 sprinten. Auch bei diesem Modell bietet Great Wall eine 360-Grad-Ansicht, LED-Lichter und intelligente Konnektivitätslösungen serienmäßig.
Das Kompakt-SUV von Xiaopeng Motors ist ebenfalls bereits in Norwegen zu haben. Dort wird das Modell umgerechnet für konkurrenzfähige 34.000 Euro angeboten. Dafür gibt es nicht nur eine Batterie mit 66,5 kWh und einen Elektroantrieb mit 197 PS. Auch bei der Sicherheit schnitten die Chinesen in den Crashtests gut ab.
Der Start für Zentraleuropa ist für 2023 angepeilt. Spätestens dann dürfte das Modell auch gegen den ID.4 und das Tesla Model Y antreten.
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Neben dem G3 verkauft XPeng in Norwegen auch den P7, eine sportliche Elektrolimousine mit 435 PS, Allradantrieb und auf Wunsch auch Flügeltüren. Zu haben ist das Modell ab 46.000 Euro – und es könnte auch nach Deutschland kommen.
Mit dem Lynk & Co 01 ist der chinesische Hersteller Geely schon länger auf dem europäischen Markt vertreten. Der Zeekr 001, der unter dem Namen Lynk Zero Concept seine Premiere feierte, könnte 2023 nach Europa kommen, berichten chinesische Medien. Es ist das erste Modell, das auf der SEA-Plattform gebaut wird, auf der auch der neue Smart #1 basiert.
Optisch halten einige das chinesische Modell für einen Klon des Porsche Panamera. In China wurde es aber bereits über 20.000 Mal verkauft und landet auf dem zweiten Platz im Absatzranking. Die technischen Details dürften nicht nur in China überzeugen: Die Einstiegsvariante wird in China ab 39.000 Euro verkauft – kommt aber auf eine Reichweite von über 700 Kilometern.
Angeboten wird auch der Zeekr in drei Varianten und mit zwei Batteriegrößen: 86 und 100 kWh. Auch wenn die Reichweite bei den zwei Allradvarianten niedriger ausfällt, mit einer Beschleunigung von null auf 100 in unter vier Sekunden und schnellen Ladezeiten will das Modell auch um die europäischen Kunden werben.
Erstpublikation: 11.08.22, 10:58 Uhr.
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Kommentare (5)
Account gelöscht!
11.08.2022, 17:32 Uhr
Das gleiche Spiel wie bei den Solarzellen; man denke an eine Firma namens Solarworld, damals Marktführer in Produktion und Innovation.
In 10 Jahren wird es keine deutsche Autoindustrie mehr geben, außer vielleicht im Luxussegment.
Nix gelernt.