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25.01.2023

17:50

Dax-Konzern

Siemens Energy kann Gamesa von der Börse nehmen

Von: Axel Höpner

Die Aktionäre der verlustreichen spanischen Windkraft-Tochter haben dem Delisting zugestimmt. Die wahren Herausforderungen kommen jetzt erst.

Siemens Energy nimmt seine Krisentochter von der spanischen Börse. Reuters

Windrad von Siemens Gamesa vor Gran Canaria

Siemens Energy nimmt seine Krisentochter von der spanischen Börse.

München Der Dax-Konzern Siemens Energy kann seine Krisentochter Siemens Gamesa für die weitere Sanierung von der Börse nehmen. Die Hauptversammlung der spanischen Tochter in Bilbao stimmte am Mittwoch für das sogenannte Delisting. Wie Siemens Gamesa auf der Hauptversammlung mitteilte, soll die spanische Börsenaufsicht CNMV entsprechende Schritte an den Börsen in Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia einleiten.

Die Entscheidung für das Delisting war reine Formsache. Mit einem milliardenschweren Übernahmeangebot hatte Siemens Energy zum Jahreswechsel seine Beteiligung auf knapp 93 Prozent aufgestockt. Das reichte, um den Rückzug von der Börse zu erzwingen. Der Großaktionär erhofft sich von einer vollständigen Integration der Beteiligung jährliche Synergien von rund 300 Millionen Euro und will den operativen Turnaround des Siemens-Gamesa-Geschäfts erreichen.

Die großen Herausforderungen kommen jetzt erst noch. Siemens Gamesa macht seit Jahren Verluste und überraschte auch die Konzernmutter in München mit immer neuen Hiobsbotschaften.

Qualitätsprobleme führen zu neuen Verlusten

In der vergangenen Woche war es wieder einmal so weit: Siemens Gamesa verkündete vor allem wegen Qualitätsproblemen bei älteren Anlagen einen operativen Verlust vor Sonderfaktoren von 760 Millionen Euro. In der Folge musste Siemens Energy jetzt schon die Prognose für das laufende Geschäftsjahr kassieren.

Mit dem Rückzug von der Börse werde die Sanierung von Gamesa nun etwas leichter, hieß es in Unternehmenskreisen. Die Berichtspflichten hätten Kapazitäten gebunden, die nur indirekte Kontrolle über den Verwaltungsrat, der nun von zehn auf drei Mitglieder verkleinert wurde, habe nicht funktioniert.

Noch besser zu integrieren wäre Gamesa durch ein Komplettübernahme. Siemens Gamesa sicherte sich aber nicht genug Anteile, um die verbliebenen Aktionäre aus dem Unternehmen hinauszudrängen. Siemens Energy strebt aber weiter eine 100-Prozent-Beteiligung an. Nach Einschätzung in Industriekreisen wäre zum Beispiel eine Verlagerung des Firmensitzes dazu ein Weg.

Viele Probleme sind hausgemacht

Siemens Gamesa leidet unter verschiedenen Problemen. Alle Hersteller haben mit steigenden Materialkosten zum Beispiel für Stahl zu kämpfen. Die alten Verträge in der Branche sahen die Möglichkeit meist nicht vor, die Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben.

Doch bei dem deutsch-spanischen Unternehmen, das aus der Fusion der Siemens-Windkraft mit dem Konkurrenten Gamesa hervorgegangen war, kamen viele hausgemachte Probleme hinzu. Synergien zum Beispiel zwischen den Offshore-Windrädern auf hoher See und den Onshore-Anlagen an Land wurden nicht genutzt, der Anlauf der ersten gemeinsam entwickelten Plattform 5.X lief schlecht.

Die Verluste im Geschäft mit den erneuerbaren Energien überdeckten die Fortschritte in den anderen Sparten von Siemens Energy. Das Geschäft mit den Stromnetzen, den Gaskraftwerken und neuen Technologien wie Wasserstoff entwickelte sich zuletzt besser als erwartet. Dennoch musste Bruch die Prognose deutlich zurückgehender Verluste einkassieren.

In Unternehmenskreisen wurde betont, das Aufstocken der Anteile und das Delisting seien ein klares Zeichen, dass Siemens Energy trotz der Rückschläge bei der Sanierung in jedem Fall an der Windkraft festhalten wolle. Für einen integrierten Energietechnikkonzern sei das Geschäft mit den erneuerbaren Energien unabdingbar.

Die Windkraft gilt weltweit auch weiterhin als Wachstumsfeld. So setzen zum Beispiel auch die USA neuerdings verstärkt auf große Offshore-Projekte. Auf diesem Feld ist Siemens Gamesa Weltmarktführer.

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