Der lange Zeit mächtigste Konzernkontrolleur Deutschlands, Karl-Ludwig Kley, tritt nicht wieder an. Mit der Wahl seines Nachfolgers setzt er ein klares Signal.
Eon-Zentrale in Essen
Der Aufsichtsrat des Energiekonzerns soll künftig von Erich Clementi geführt werden.
Bild: imago images / Rupert Oberhäuser
Essen Nach sieben Jahren gibt Karl-Ludwig Kley den Posten des Aufsichtsratschefs beim Energiekonzern Eon ab. Als Nachfolger hat das Gremium am Dienstagnachmittag seinen bisherigen Stellvertreter Erich Clementi vorgeschlagen. Offiziell gewählt wird der neue Chefkontrolleur bei der Hauptversammlung im Mai. Der gebürtige Italiener Clementi ist bereits seit 2016 Mitglied des Aufsichtsrats.
Seine Erfahrung als Aufseher sei ein wesentlicher Grund gewesen, warum er Clementi als seinen Nachfolger vorgeschlagen habe, sagte Kley im Interview mit dem Handelsblatt. „Ich glaube, es ist sinnvoll, schon im Aufsichtsrat zu sein und damit Eon gut zu kennen.“
Aber auch der IT-Hintergrund des 64-Jährigen habe eine große Rolle gespielt. Der studierte Betriebswirtschaftler war über 35 Jahre in verschiedenen Funktionen beim US-Konzern IBM tätig. Unter anderem half Clementi, den Cloud-Service des IT-Dienstleisters aufzubauen. „Digitalisierung und Informationstechnologie werden der entscheidende Treiber der Zukunft sein“, sagte Kley.
>> Lesen Sie dazu: „Der Atomausstieg ist die falsche Entscheidung“ – Das Abschiedsinterview mit Eon-Aufsichtsratschef Kley
Der 71-Jährige galt lange Zeit als der mächtigste Aufsichtsrat Deutschlands. Gleich drei Mandate führte Kley parallel: Chefkontrolleur bei Eon und Lufthansa sowie Vize bei BMW. Seinen Posten bei dem Autobauer gab er 2021 nach 13 Jahren ab. Nur den Posten bei der Lufthansa will Kley behalten. Anfang Mai soll er noch einmal für drei Jahre in seinem Amt bestätigt werden.
Unter Kley hat Eon sein Geschäft durch die Abspaltung des Kohle- und Gaskonzerns Uniper, den Megadeal mit RWE und einen Chefwechsel komplett umgestellt. „Finanziell haben wir uns in den letzten Jahren ein attraktives Rating erarbeitet. Und wir haben wieder eine vernünftige Eigenkapitalquote. Dann haben wir rund um Leonhard Birnbaum ein starkes Vorstandsteam gebaut“, zieht Kley Bilanz.
Karl-Ludwig Kley
Der Manager galt lange Zeit als mächtigster Aufsichtsrat Deutschlands.
Bild: imago images / sepp spiegl
Nach der Neustrukturierung steht jetzt die Digitalisierung im Fokus. Alle Prozesse sollen digital optimiert werden – im Vertrieb, aber auch in den Energienetzen. Die insgesamt 1,5 Millionen Kilometer langen Leitungen sollen zur intelligent gesteuerten Schaltzentrale für die Energiewende werden – und dem Konzern neue Umsätze bringen.
Das gilt auch für neue digitale Produkte für die mehr als 50 Millionen Kunden. Eon will dabei mit Branchengrößen wie Microsoft, Google und SAP zusammenarbeiten, aber auch mit Start-ups. Ende vergangenen Jahres übernahm Eon das Münchener Jungunternehmen GridX komplett. Das Start-up entwickelt Lösungen für die intelligente Steuerung im Stromnetz.
Für Eons Neuausrichtung komme es in den nächsten Jahren vor allem darauf an, das Unternehmen als Treiber der europäischen Energiewende im digitalen Zeitalter weiterzuentwickeln, hat Kley einmal gesagt. Diese Aufgabe überlässt der 71-Jährige jetzt seinem Nachfolger.
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