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15.03.2023

12:30

Energiekonzern

Eon-Chef warnt vor hohen Strompreisen auch in den nächsten Jahren

Von: Kathrin Witsch

Die Essener profitieren von den hohen Strom- und Gaspreisen. Auch die Aktionäre sollen davon etwas abbekommen. Gleichzeitig warnt Leonhard Birnbaum vor falscher Sicherheit.

Der Vorstandsvorsitzende Leonhard Birnbaum verkündete einen Milliardengewinn und warnte vor einem weiterhin hohen Preisniveau. dpa

Eon-Bilanzpressekonferenz

Der Vorstandsvorsitzende Leonhard Birnbaum verkündete einen Milliardengewinn und warnte vor einem weiterhin hohen Preisniveau.

Essen Der Essener Energiekonzern Eon übertrifft die eigenen Erwartungen für das vergangene Jahr mit einem operativen Gewinn (Ebitda) von 8,1 Milliarden Euro deutlich und steigert deshalb nun auch seine Investitionen um sechs Milliarden Euro. Bis 2027 sollen jetzt 33 Milliarden Euro in den Netzausbau, den Anschluss erneuerbarer Energien und das Geschäft mit Strom- und Gaskunden fließen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Zwei Drittel davon sollen im deutschen Heimatmarkt investiert werden.

Eon-CEO Leonhard Birnbaum sagte bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2022 am Mittwochmorgen in Essen: „Es gibt einen Boom an Nachfrage für Energieinfrastruktur und kundennahe Energielösungen. Damit wächst Eon.“ Für 2023 rechne man mit einem ähnlich hohen bereinigten Ebitda von 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen für 2022 eine Dividende von 51 Cent je Aktie erhalten, zwei Cent mehr als im Vorjahr.

Den größten Teil des Gewinns machte das Essener Unternehmen im vergangenen Jahr mit dem Netz- und dem Kundengeschäft. Das bereinigte Ebitda stieg hier zum Vorjahr von 6,3 Milliarden auf rund sieben Milliarden Euro. Den überwiegenden Teil brachten zwar die Netze ein, aber auch die Kundenlösungen steigerten ihren Profit um fast 200 Millionen auf insgesamt 1,7 Milliarden Euro. 

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Trotzdem stellte Birnbaum klar: Auch 2023 werde ein Krisenjahr sein. „Wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Zwar sind die Preise im Großhandel wieder gefallen, dennoch sind sie noch immer auf einem Niveau, das wir vor der Krise für undenkbar gehalten haben“, sagte Birnbaum. 

Er rechnet auch für 2026 mit einem doppelt so hohen Preisniveau wie vor der Gaspreiskrise, aktuell sei es dreimal so hoch. „Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt, und da tu ich mich schwer mit, das bereitet mir schlaflose Nächte“, so der Eon-Chef.

Kostete eine Megawattstunde (MWh) Gas im Januar 2019 auf dem Terminmarkt im Schnitt noch 48 Euro, wurde in der ersten Oktoberhälfte 2021 mit 130 Euro fast der dreifache Betrag fällig. Ende Dezember sprang der Börsenpreis sogar auf 325 Euro. Im Laufe des Jahres 2022 stieg er in der Spitze sogar auf fast 700 Euro pro MWh. Mittlerweile haben sich die Preise auf einem Niveau von knapp 130 Euro eingependelt. 

Drastische Preiserhöhung

Eon hat die Preise für seine Strom- und Gaskunden deutlich später angehoben als andere Energie- und Grundversorger. „Jetzt ziehen unsere Endkundenpreise nach, die haben wir lange unter dem Großhandelspreis gehalten“, sagt Birnbaum. 

Erst im Januar gab es erneut eine drastische Erhöhung: Für Kunden außerhalb der Grundversorgung verdoppeln sich die Kosten teilweise ab dem 1. März. Ob es noch weitere Preiserhöhungen geben werde, könne man pauschal nicht ausschließen, so Birnbaum. 

Viel Kritik bekommt Eon zurzeit von seinen Fernwärmekunden. Die bekamen teilweise schon im November Nachzahlungsforderungen über mehrere Tausend Euro für das Jahr 2021. Auch für 2022 sollen die Kosten noch einmal massiv steigen. Für einen Durchschnittshaushalt in Hamburg könnten die Heizkosten um bis zu 3000 Euro steigen. 

Die Verbraucherzentrale hält Eons Preiserhöhungen für rechtswidrig. Der Bundesverband (VZBV) plant deswegen nun sogar, mit einer Musterfeststellungsklage gegen das Unternehmen vorzugehen, wie das Handelsblatt vorab berichtete.

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„Wir halten diese Preiserhöhungen für unwirksam, weil die Preisänderungsklauseln nicht den rechtlichen Anforderungen entsprechen“, glauben die Verbraucherschützer. Mit der Preisformel bestimmen Eon und andere Fernwärmeanbieter den Preis für ihr Produkt.

Die Bestandteile können individuell festgelegt werden. Nur zwei Elemente müssen per Gesetz darin enthalten sein: die Erzeugungskosten durch das Unternehmen und die jeweiligen Verhältnisse auf dem Wärmemarkt.

Landeskartellämter auf Preissprünge aufmerksam geworden

„Die Preisklauseln sind öffentlich und transparent. Mit Verwerfungen wie letztes Jahr führen diese Klauseln jetzt zu Ergebnissen, die schwer verdaulich sind“, rechtfertigt sich Birnbaum am Mittwoch. Einfach so ändern könne man die Preisklausel nicht. Um die Klage mache man sich keine Sorgen. „Wir überlegen jetzt, wie wir dieses Geschäft weiterführen können – so, dass auch die Kunden damit zufrieden sind“, sagte der Eon-Chef. 

Der Geschäftsbereich für nachhaltige Energieinfrastrukturlösungen (EIS), unter dem auch die Fernwärme läuft, hat seinen operativen Gewinn im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Gaspreise deutlich gesteigert: Das bereinigte Ebitda wuchs im Vergleich zum Vorjahr um etwa 90 Millionen Euro auf rund 570 Millionen Euro.

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