Der Bund soll die Kontrolle über Deutschlands größten Gasimporteur übernehmen. Unklar ist aber noch, ob Uniper für die Rettung Geschäftsbereiche verkaufen muss.
Düsseldorf Kurz vor der angepeilten Staatsübernahme des Gasimporteurs Uniper sind an diesem Freitag richtungsweisende Entscheidungen gefallen. Zum einen hat die EU-Kommission der Verstaatlichung grundsätzlich zugestimmt. Es gebe keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken gegen diesen Schritt, da das Bundesfinanzministerium bislang nicht im Energiemarkt aktiv sei, teilte die Brüsseler Behörde mit.
Den Maßnahmen für die Rettung des Unternehmens sollen die bisherigen Uniper-Aktionäre am Montag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung noch zustimmen.
Zum anderen wurde am Freitagnachmittag bekannt, dass Finanzvorständin Tiina Tuomela das Düsseldorfer Unternehmen zum 31. März verlässt. Sie war im April 2021 vom bisherigen Hauptaktionär Fortum ins Uniper-Management gewechselt und kehrt nun zu dem finnischen Konzern zurück. Dort soll sie als Finanzchefin den deutschen Energiemanager Bernhard Günther ablösen. Über ihre Nachfolge bei Uniper soll der Aufsichtsrat noch entscheiden.
Tiina Tuomela
Die Finanzchefin verlässt Uniper zum 31. März.
Bild: Uniper
Ebenfalls im ersten Quartal 2023 werde unter anderem der bisherige Strategiechef Risto Penttinen das Unternehmen verlassen. Die Personalien seien eine logische Konsequenz des anstehenden Eigentümerwechsels, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. „Gemeinsam ist uns wichtig, im ersten Quartal 2023 einen geordneten Übergang zu organisieren.“
Die Kommissionsentscheidung zur Uniper-Übernahme ist eine sogenannte fusionskontrollrechtliche Genehmigung. Das bedeutet, dass die EU der Übernahme durch den deutschen Staat grundsätzlich zustimmt – für das Unternehmen ein wichtiger Meilenstein. Allerdings steht noch eine beihilferechtliche Genehmigung aus. Insider sagten dem Handelsblatt, die Kommission habe gefordert, dass Uniper Teile seines Geschäfts verkaufe, um staatliche Hilfen erhalten zu dürfen.
Im Gespräch für den Verkauf waren demnach das Gas- und das Kohlekraftwerk, die Uniper in den Niederlanden besitzt. Besonders das Kohlekraftwerk Maasvlakte gilt als attraktiv und könnte bei einem Verkauf mit bis zu einer Milliarde Euro bewertet werden, sagte einer der Insider vor einigen Tagen dem Handelsblatt. Auf den ersten Blick käme Uniper mit derartigen Auflagen noch glimpflich davon. Allerdings träfen sie ausgerechnet einen Teil des Geschäfts, der derzeit noch gut läuft.
Uniper teilte indes mit: „Wir sind zuversichtlich, dass die Erteilung der beihilferechtlichen EU-Genehmigung bis zur außerordentlichen Hauptversammlung stattfindet.“
Die Rettung von Uniper könnte den Staat mehr als 30 Milliarden Euro kosten. Das Paket sieht unter anderem eine Kapitalerhöhung über acht Milliarden Euro und in diesem Zuge den Erwerb der Uniper-Anteile vom finnischen staatlich kontrollierten Energieversorger Fortum vor. Der deutsche Staat soll für die Aktien einen Stückpreis von 1,70 Euro bezahlen.
Anschließend würde der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen. Ende November sicherte sich Uniper zudem eine weitere Kapitalspritze vom Bund. Bis zu 25 Milliarden Euro können so durch die Ausgabe neuer Aktien hereinkommen.
Uniper ist wegen des russischen Gas-Lieferstopps in Schieflage geraten. Das fehlende Gas muss das Unternehmen teuer auf dem Gasmarkt nachkaufen, um die eigenen Lieferverträge zu erfüllen. Dabei liegen die langfristig zugesicherten Verkaufspreise häufig unter den aktuellen Einkaufspreisen – Uniper schreibt täglich Millionenverluste.
Der Gas-Großhändler mit einer starken Abhängigkeit von Russland ist Lieferant für mehr als 500 Stadtwerke und große Unternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung von Deutschland. Eine Insolvenz von Uniper hätte wohl einen Dominoeffekt ausgelöst, der zahlreiche Uniper-Kunden ebenfalls in große Schwierigkeiten gebracht hätte.
Die EU-Kommission stimmte am Freitag zusammen mit der Uniper-Übernahme auch der Übernahme des Energiekonzerns Sefe zu. Das ist der neue Name für die frühere Gazprom Germania – eine Gazprom-Tochter, die der Staat vor einigen Monaten unter Treuhandschaft genommen hatte.
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