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08.11.2022

09:05

Energieversorger

Hackerangriff trifft Enercity härter als gedacht: Zahlungsverkehr eingeschränkt

Von: Catiana Krapp, Claudia Scholz

Einer von Deutschlands größten Energieversorgern hat mit den Folgen eines Cyberangriffs zu kämpfen. Davon betroffen sind auch der Mail- und Telefonverkehr der Firma aus Hannover.

Der in Hannover ansässige Energieversorger Enercity ist Ziel eines Hackerangriffs geworden. dpa

E-Auto-Ladeanschluss von Enercity

Der in Hannover ansässige regionale Energieversorger Enercity ist Ziel eines Hackerangriffs geworden.

Düsseldorf Der regionale Energieversorger Enercity aus Hannover ist am 26. Oktober Opfer eines Cyberangriffs geworden. Seitdem stünden weite Teile der Systeme still, schrieb das Unternehmen vor einer Woche in einer Mail an Energieversorger, Netzbetreiber und andere Marktteilnehmer. Die Mail liegt dem Handelsblatt vor. Enercity gehört laut eigener Aussage zu den zehn größten Energieversorgern in Deutschland.

Wie dem Schreiben zu entnehmen ist, hat der Hackerangriff auch die Verbindung zum Zahlungssystem gekappt und damit wohl wichtige Operationen im Unternehmen eingeschränkt. Auf der Website von Enercity hieß es bislang nur, dass es teilweise zu Einschränkungen im Kundenservice kommen könne.

Zwar werden die Kunden des Energieversorgers weiter mit Strom und Gas beliefert. Aber Enercity kann diese Energie derzeit offenbar technisch nicht zuverlässig abrechnen und bezahlen, obwohl das Unternehmen liquide ist. Bei den Adressaten der Mail bittet Enercity daher um eine „Mahnsperre“ bis 30. November 2022.

Enercity schreibt auf Anfrage des Handelsblatts: „Die in der Mail an unsere Marktteilnehmer aufgeführte und von uns erbetene vorübergehende Mahnsperre ist eine Präventivmaßnahme. Sie hat zum Ziel, die Prozesse im Zahlungsverkehr trotz der besonderen Lage so reibungslos wie möglich zu gestalten.“

Über die sonst üblichen Mailadressen und auch telefonisch sei man nicht erreichbar, schrieb das Unternehmen in der Mail an die Marktteilnehmer: „Es ist uns nicht möglich, fristgerecht auf Marktnachrichten zu antworten. Ein Teil des Systems funktioniert und versendet Nachrichten, ein anderer Teil leider nicht.“

Marktkommunikation wegen Cyberangriff unterbrochen

Auf Nachfrage bestätigt Enercity, dass es zu Verzögerungen in der Bearbeitung von Marktanfragen kommen kann. Dies kann zum Beispiel die Anfrage eines anderen Energieversorgers sein für den Fall, dass ein Kunde den Gas- oder Stromversorger wechseln will.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) teilt auf die Frage nach möglichen Folgen bei derartigen Fällen mit: „Auf die Energieversorgung wirken sich durch Cyberangriffe bedingte Störungen der Marktkommunikation nicht unmittelbar aus.“ Es käme erst einmal zu einem betriebswirtschaftlichen Problem, zum Beispiel bei der Rechnungsstellung, sodass Geldflüsse gestört seien.

Enercity ist auch einer der größten Windkraftbetreiber an Land und besitzt außerdem andere Kraftwerke. Der Betrieb der Energieerzeugungsanlagen sei aber vom Angriff verschont geblieben. „Unsere Netze und Kraftwerke laufen stabil und die Versorgungssicherheit aller Kundinnen und Kunden ist gewährleistet“, heißt es auf der Firmenwebsite.

Als Bilanzkreisverantwortlicher ist Enercity auch Kontaktstelle für die Übertragungsnetzbetreiber. Mit diesen muss das Unternehmen in ständigem Austausch stehen, damit die Netzstabilität erhalten bleibt. So muss der Energieversorger für jeden Tag eine viertelstundenscharfe Prognose über den Verbrauch der Kunden im jeweiligen Netzgebiet liefern. Geschieht das nicht, drohen Strafzahlungen. Laut Enercity laufe der Austausch mit den Netzbetreibern aber stabil „über separate Leitungen“.

Mitarbeit: Claudia Scholz

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