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24.06.2021

12:15

Erneuerbare Energien

BASF und Vattenfall schließen Mega-Grünstrom-Deal

Von: Kathrin Witsch

Der Bedarf an erneuerbaren Energien ist riesig – auch bei BASF. Der Chemiekonzern investiert 1,6 Milliarden Euro in den bis dato größten Offshore-Windpark der Welt.

BASF wird Grünstrom aus dem ersten subventionsfreien Offshore-Windpark der Welt beziehen.  REUTERS

Offshore-Windkraft

BASF wird Grünstrom aus dem ersten subventionsfreien Offshore-Windpark der Welt beziehen. 

Düsseldorf Für eine grüne Industrie braucht es in Zukunft Unmengen an Ökostrom. Der Chemieriese BASF sichert sich deswegen schon jetzt ab und schließt einen Mega-Deal mit dem Energieversorger Vattenfall. Für 300 Millionen Euro übernehmen die Ludwigshafener knapp die Hälfte des Mega-Windparks „Hollandse Kust Zuid“ in den Niederlanden, der 2023 ans Netz gehen soll.

Einschließlich des Investments für den Bau des Windparks hat BASF damit rund 1,6 Milliarden Euro in das Projekt gesteckt. Es ist die erste Großinvestition des Chemiekonzerns in Anlagen für erneuerbare Energien.

BASF-Chef Martin Brudermüller sagte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz: „Wir erreichen unser Klimaziel nur mit ausreichend grünem Strom. Und Hollandse Kust Zuid wird dazu einen großen Beitrag leisten. Mit dieser Investition sichern wir uns signifikante Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen. Das ist ein Schlüsselelement für unsere Transformation hin zur Klimaneutralität.“

Mit dem Windstrom aus Holland soll vor allem der belgische BASF-Standort in Antwerpen versorgt werden. Es ist der zweitgrößte Chemiestandort des Unternehmens. Pro Jahr verbraucht die Fabrik ungefähr die Hälfte des in den Niederlanden produzierten Grünstroms für BASF. Die restliche Ökoenergie soll an andere BASF-Standorte und an Co-Betreiber Vattenfall und seine Kunden gehen. 

„Hollandse Kust Zuid 1-4“ in den Niederlanden wird 2023 nicht nur der bislang größte Windpark auf See sein, sondern auch der erste, der ohne staatliche Fördergelder ans Netz gehen wird. Mit einer installierten Leistung von insgesamt 1,5 Gigawatt werden die 140 Turbinen in zwei Jahren ein Drittel der gesamten installierten Offshore-Kapazität vor der niederländischen Küste ausmachen. „Mit dieser Kooperation macht Vattenfall einmal mehr deutlich, dass Partnerschaften mit der Industrie ein Schlüsselelement sind, um die europäische Energiewende sektorübergreifend zu beschleunigen“, sagte Vattenfall-Chefin Anna Borg am Donnerstag. 

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Die Nachfrage nach grünem Strom wächst so rasant, dass energieintensive Unternehmen wie BASF, Volkswagen, Thyssen-Krupp und andere sicherstellen müssen, überhaupt genug erneuerbare Energien zu bekommen. Durch die verschärften Klimaziele der Bundesregierung steht vor allem die Industrie noch mehr unter Druck. 

Die Regierung hatte Anfang Mai nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts deutlich schärfere Klimaziele beschlossen. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß gegenüber dem Stand von 1990 nun um 65 Prozent sinken. Bislang waren 55 Prozent geplant. Klimaneutralität wird bis 2045 angestrebt; zuvor galt 2050 als Zieljahr. 

Deutsche Unternehmen geraten damit in Zugzwang. Bereits Ende April hatte der Autohersteller Volkswagen eine Grünstrom-Kooperation mit RWE verkündet. Bis zum Jahr 2025 will der Wolfsburger Konzern insgesamt 40 Millionen Euro in den Bau neuer Solar- und Windparks in Europa investieren.

BASF-Produktion soll bis 2050 komplett klimaneutral werden

Auch BASF hatte Ende Mai bereits die Planungen für ein weiteres Großprojekt, ebenfalls mit RWE, angekündigt. Bis 2030 soll in der Nordsee, allerdings in deutschen Gewässern, ein Windpark mit einer Leistung von zwei Gigawatt entstehen – vorausgesetzt, die neue Bundesregierung bringt den Ausbau erneuerbarer Energien bis dahin auch schnell genug voran. Für das deutsche Gemeinschaftsprojekt fehlt, anders als bei „Hollandse Kust Zuid“, noch jegliche Genehmigung. 

Dass mit dem Offshore-Park das erste subventionsfreie Projekt schon in zwei Jahren ans Netz gehen wird, ist für die als besonders teuer geltende Offshore-Industrie ein wichtiger Schritt. Anders als bisher, wo Offshore-Parks mit staatlichen Fördergeldern finanziert wurden, haben BASF und Vattenfall einen direkten Stromabnahmevertrag, ein sogenanntes Power Purchase Agreement (PPA), geschlossen. Für Vattenfall bietet nun nicht mehr der Staat über garantierte Fördergelder Sicherheit, sondern die Industriekunden. Sie versprechen, den Strom zu einem vorab festgelegten Preis abzunehmen, und sichern so die Finanzierung im Voraus. 

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Jahrelang konnte sich die Windkraft auf hoher See nur dank staatlicher Fördergelder entwickeln. Die Installation auf dem Meer, die Entwicklung der Riesenturbinen und nicht zuletzt die Netzanbindung ans Festland machen Offshore-Strom deutlich teurer als Windenergie an Land oder gar Solarkraft. 

In den vergangenen zehn Jahren sind die Kosten für Windräder auf dem Meer allerdings um mehr als 60 Prozent gesunken. Experten sehen in Zukunft sogar noch weiteres Kostensenkungspotenzial. Für energieintensive Unternehmen wie BASF ist die leistungsstarke Offshore-Windkraft oft die sinnvollste Quelle, wenn es um große Mengen Ökostrom geht. 

Allein BASF ist für einen Ausstoß von 21 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich. Noch kommt die Energie allerdings hauptsächlich aus fossilen Quellen. Das soll und muss sich in den kommenden Jahren ändern.

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Dafür hat BASF erst vor wenigen Wochen eigene, strengere Klimaziele festgelegt. Unter anderem will der weltgrößte Chemiekonzern seinen Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent reduzieren, bis 2050 soll die Produktion komplett klimaneutral werden. Jetzt müssen viele der Prozesse auf strombetriebene Anwendungen umgestellt werden.

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