1Komma5 Grad profitiert von der gestiegenen Nachfrage nach Solaranlagen, Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Das Start-up will nun schnelleres Wachstum finanzieren.
Installation einer Solaranlage
Das Start-up hilft Kunden beim Photovoltaik-Bau – und trifft damit auf großes Interesse.
Bild: IMAGO / Shotshop
Frankfurt Das Energie-Start-up 1Komma5 Grad könnte zum nächsten deutschen Einhorn werden. So werden Firmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro genannt. Finanzkreisen zufolge hat das Unternehmen Investoren angesprochen, um weitere 150 bis 200 Millionen Euro Eigenkapital einzuwerben.
Die Finanzierungsrunde soll spätestens bis zum Sommer abgeschlossen werden, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Das Geld soll von Bestandsinvestoren wie Porsche Ventures, Haniel, Eurazeo und Jan Klatten kommen, zudem sollen ein oder zwei neue Investoren hinzukommen. 40 Interessenten hätten sich dafür gemeldet, hieß es.
Damit wäre es innerhalb weniger Wochen das zweite potenzielle Einhorn der deutschen Gründerszene: Mitte Februar wurde aus Finanzkreisen bekannt, dass das Wasserstoff-Unternehmen Sunfire auf eine weitere Finanzierungsrunde und so die Milliardenschwelle zusteuert.
Für 2024 oder 2025 hat 1Komma5 Grad einen Börsengang anvisiert. Erste Kontakte zu Investmentbanken, die einen Deal organisieren würden, knüpfe das Unternehmen bereits, hieß es. Noch sei aber kein sogenannter IPO-Berater mandatiert, der das Unternehmen auf diesem Weg begleitet. 1Komma5 Grad lehnte eine Stellungnahme ab.
Das Energie-Start-up mit 900 Mitarbeitern profitiert vom Nachfrageboom nach Solaranlagen, Wärmepumpen, Stromspeichern und Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Die Firma installiert die Technik bei Kunden und sorgt für einen langfristig optimierten Betrieb, auch mit einer eigenen Software.
Die vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat einen Nachfrageboom ausgelöst, der sich auch in den Zahlen von 1Komma5 Grad bemerkbar macht: 2022 verbuchte die Firma einen Umsatz von 206 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 20 Millionen Euro.
Für 2023 rechnet 1Komma5 Grad mit einem Umsatz von 550 bis 600 Millionen Euro. Dabei sollen knapp zwei Drittel des Geschäftswachstums aus eigener Kraft erreicht werden, ein Drittel mittels Übernahmen. Ziel der Firma ist perspektivisch eine Ebit-Marge von über 20 Prozent.
Nach Deutschland, Schweden, Finnland und Australien expandiert 1Komma5 Grad derzeit nach Italien und Spanien. Dafür kauft 1Komma5 Grad bevorzugt Handwerksbetriebe auf und sorgt für deren Professionalisierung sowie Herstellerzertifizierungen. 22 solcher Firmen hat das Start-up so bereits übernommen.
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Da die Verkäufer in der Regel bei den Deals einen Teil der Bezahlung als stimmrechtslose Anteile erhalten, hat 1Komma5 Grad von den zuvor eingesammelten 200 Millionen an Investorengeldern erst die Hälfte ausgegeben.
Neben der Hardware legt das Jungunternehmen einen Fokus auf Software, die Kunden hilft, die Anlagen wirtschaftlich optimal zu nutzen. Das Energiemanagement-Tool Heartbeat sorgt dafür, dass stromintensive Geräte wie eine Wärmepumpe möglichst dann laufen, wenn Strom selbst produziert oder im Netz günstig zu haben ist.
Während 1Komma5 Grad dabei bereits mit Herstellern wie Enphase, Solaredge, Sungrow und Stiebel Eltron zusammenarbeitet, befinden sich Gespräche mit einem bekannten Hersteller von Elektroautos noch in der Schlussphase. Diese „Software as a Service“-Umsätze sollen im nächsten Jahr im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Mit der aktuellen Finanzierungsrunde will 1Komma5 Grad zu Wettbewerbern wie Photovoltaikanbieter EKD oder dem Solaranlagen-Vermieter Enpal aufschließen. Dafür hat das Start-up kürzlich auch Manager von Google und Tesla abgeworben.
EKD wird Finanzkreisen zufolge von seinen Eigentümern für einen Verkauf vorbereitet, bei dem die Firma mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden könnte. Enpal hatte im Januar eine 215-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde zu einer Bewertung von 2,25 Milliarden bekannt gegeben.
Der Photovoltaikmarkt mit Wettbewerbern wie Eon, EnBW oder der Shell-Tochter Sonnen wächst derzeit stark. Pro Monat wurden 2022 in Deutschland Solaranlagen mit einer Leistung von mehr als 600 Megawatt zugebaut, wie aus Zahlen der Bundesnetzagentur hervorgeht. Um das für 2030 ausgegebene Ausbauziel von 215 Gigawatt zu erreichen, müsste das Tempo aber noch zulegen. Derzeit sind Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 65 Gigawatt installiert.
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