Open Grid Europe will ein bundesweites Wasserstoff- und Kohlendioxid-Netz aufbauen. Der australische Investor Macquarie verkauft seinen Anteil nach elf Jahren.
Erdgasspeicher von Eon
Macquarie steigt beim Gasnetzbetreiber Open Grid Europe aus – die belgische Fluxys übernimmt die 24 Prozent der Anteile.
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Frankfurt Der belgische Ferngasnetzbetreiber Fluxys übernimmt 24 Prozent des vor allem im Westen Deutschlands aktiven Gaspipeline-Anbieters Open Grid Europe. Die Anteile gehörten zuvor dem australischen Infrastrukturinvestor Macquarie.
Die Unternehmen nannten am Freitag keine Details zum Kaufpreis. Finanzkreisen zufolge wurde das Unternehmen bei dem Deal mit knapp sechs Milliarden Euro einschließlich Schulden bewertet, was knapp dem 1,5-Fachen des Sachanlagevermögens entspricht.
Fluxys sieht sich selbst und Open Grid Europe als Vorreiter bei Dekarbonisierungslösungen, die aktiv Wasserstoff- und CO2-Infrastrukturen entwickelten. Die Pipelines würden derzeit ausgebaut und könnten in Zukunft auf Wasserstoffströme umgestellt werden, teilte Fluxys mit.
Open Grid Europe betreibt in Deutschland ein 12.000 Kilometer langes Gasnetz. Das Unternehmen war weniger von russischem Gas abhängig als viele Wettbewerber und profitiert aktuell von der Umstellung auf Flüssiggas (LNG), das per Schiff an niederländischen Häfen anlandet.
Zwar fließt aktuell vor allem fossiler Brennstoff durch das Gasnetz, dieses soll aber auch in der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Denn das Netz lässt sich auf Wasserstoff umrüsten, der beispielsweise mit Windkraftstrom aus dem Norden Deutschlands erzeugt werden könnte. So ließe sich die grüne Energie in ganz Deutschland nutzen.
Nach Informationen aus Verhandlungskreisen war der OGE-Anteil auch dem Bund angeboten worden. Allerdings habe der Bund dieses Angebot abgelehnt. Die Bundesregierung hat große Pläne zum Aufbau eines staatlichen Wasserstoffnetzes und will dafür auch den 2022 verstaatlichten Gasimporteur Sefe (ehemals Gazprom Germania) einbeziehen. Auch andere Netzbetreiber sollen sich beteiligen können.
Mittlerweile kursieren aber andere Überlegungen . Der verstaatlichte Gaskonzern Sefe schlägt vor, dass der Bund unter dem Dach des Netzbetreibers Gascade eine Wasserstoff-Netzgesellschaft aufbaut. Sefe ist Miteigentümer von Gascade.
Ein Investorenkonsortium rund um Macquarie hatte Open Grid Europe 2012 dem Energiekonzern Eon abgekauft, damals für 3,2 Milliarden Euro. Neben den 24 Prozent, die Macquarie übernahm, gingen 32 Prozent an British Columbia Investment Management, 25 Prozent an den Staatsfonds von Abu Dhabi und 19 Prozent an die Münchener Rück. Die Co-Investoren hatten beim Verkauf der Macquarie-Anteile an Fluxys ein Vorkaufsrecht, das sie nicht wahrnahmen. Der Verkaufsprozess hatte schon vor einem Jahr begonnen, allerdings geriet der Zeitplan durch die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs durcheinander. Der endgültige Abschluss des Deals wird für kommenden März erwartet.
In Deutschland gab es in den letzten Jahren einige Gasnetz-Deals. Die Gasnetzbetreiber werden durch die Perspektive der Umstellung auf Wasserstoff für Investoren interessanter, die sonst nur noch zurückhaltend Geld in die fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas stecken.
So kaufte Macquarie 2021 den Gasnetzbetreiber Thyssengas mit seinem 4400 Kilometer langen Pipeline-Netz für 1,4 Milliarden Euro. Die Versicherungskammer Bayern erwarb im selben Jahr den Wettbewerber Ferngas für 720 Millionen Euro. Zudem hatte Uniper mit den Vorbereitungen zum Verkauf seiner Gaspipeline Opal im Wert von rund 1,5 Milliarden Euro begonnen, das Projekt aber nach Ausbruch des Ukrainekriegs gestoppt. Der Importeur russischen Erdgases wurde nach einem Rekordverlust von 40 Milliarden Euro verstaatlicht.
Mitarbeit: Klaus Stratmann
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