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17.03.2023

13:58

Gasspeicher in Deutschland

Füllstand liegt aktuell bei 63 Prozent

Von: Catiana Krapp

Ein hoher Gasspeicher-Füllstand ist für Deutschlands Gasversorgung in der Energiekrise essenziell. Wie steht es aktuell um die Gasreserven? Ein Überblick.

Gasspeicher-Füllstand in Deutschland dpa

Gasspeicher in Sachsen-Anhalt

Der Gasspeicher-Füllstand in Deutschland ist in der Energiekrise zum wichtigen Faktor geworden.

Düsseldorf Ein stabiler Füllstand der deutschen Gasspeicher soll helfen, Deutschland auch bei geringen Gaslieferungen aus dem Ausland durch den Winter zu bringen. Das klappt nur, wenn es gelingt, den Füllstand der Speicher möglichst lange hoch zu halten. Das ist die aktuelle Situation:

Wie hoch ist der Gasspeicher-Füllstand aktuell?

Der Füllstand der deutschen Gasspeicher liegt aktuell bei rund 63 Prozent (Stand: 17. März 2023). Das gesetzliche Füllstandsziel von mindestens 40 Prozent zum 1. Februar ist weit übererfüllt. Die Gasversorgung ist damit laut Bundesnetzagentur stabil, eine Gasmangellage in diesem Winter wird zunehmend unwahrscheinlich. Der Netzagentur zufolge sinkt der Gasverbrauch in Deutschland. Es wird derzeit überwiegend Gas eingespeichert.

Laut Lagebericht der Bundesnetzagentur (Stand: 17.03.2023) lag der Gasverbrauch in der 10. Kalenderwoche 3 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Die Temperaturen waren 2,5 °C kälter als in den Vorjahren.

Die deutschen Gasspeicher sind insgesamt noch gut gefüllt, denn Deutschland hatte alle gesetzlich vorgegebenen Einspeicher-Ziele erreicht. Die Betreiber von Gasspeichern müssen folgende Füllstande erreichen:

  • 75 Prozent zum 1. September,
  • 85 Prozent zum 1. Oktober,
  • 95 Prozent zum 1. November,
  • 40 Prozent zum 1. Februar.

Wie schätzt die Bundesnetzagentur die Gasversorgung ein?

Zuletzt hieß es vonseiten der Bundesnetzagentur, die Lage sei weniger angespannt als zu Beginn des Winters (Stand: 17.03.2023). Die Gasversorgung sei stabil, eine Gasmangellage in diesem Winter sei unwahrscheinlich.

Die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 sei eine zentrale Herausforderung. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe deshalb wichtig. Die Sicherheit der Gasversorgung in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet.

Wie viel Gas verbraucht Deutschland im Monat?

Im Dezember 2022 hat Deutschland durchschnittlich 3444 Gigawattstunden Gas pro Tag verbraucht. Dieser Gasverbrauch liegt rund zehn Prozent unter dem Schnitt der Jahre 2018 bis 2021.

In den Monaten zuvor hatte Deutschland seit Mai im Vergleich zu den Vorjahren zwischen 13 und 33 Prozent Gas gespart. Jetzt befindet sich Deutschland allerdings mitten in den Monaten mit wirklich hohem Gasverbrauch. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre hat Deutschland im Januar 4158 Gigawattstunden pro Tag verbraucht – anderthalbmal so viel wie gewöhnlich im Oktober.

Gasspeicher-Füllstand: Wie lange reicht der Vorrat?

Der INES-Verband hat Anfang Januar 2023 aktualisierte Szenarien für die Energieversorgung im kommenden Winter veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass selbst bei extrem niedrigen Temperaturen und dem Eintreten von Risikofaktoren in Deutschland in diesem Winter kein Gasmangel auftreten sollte.

Dafür müsse aber weiterhin Gas eingespart werden wie schon in den vergangenen Monaten.

Woher stammt das Gas für die Gasspeicher aktuell?

Seitdem Russland kein Gas mehr nach Deutschland liefert, importiert Deutschland Gas vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Mitte Januar betrugen die Importe aus Norwegen rund 1224, die aus den Niederlanden rund 965 und die aus Belgien rund 499 Gigawattstunden pro Tag. Außerdem importiert Deutschland mittlerweile selbst Flüssigerdgas, sogenanntes LNG, über eigene Terminals an den Küsten.

Wie kann Deutschland eine Gasmangellage verhindern?

Behörden und Gasspeicherbetreiber betonen immer wieder, dass ein sparsamer Gasverbrauch maßgeblich ist. Auf der Seite der Bundesnetzagentur heißt es: „Eine nationale Gasmangellage im Winter kann vermieden werden, wenn erstens das Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin erreicht wird.“

Außerdem führt die Behörde aus: „Zweitens müssen die LNG-Terminals zum Jahresbeginn einspeisen und drittens der winterbedingte Rückgang der Importe sowie der Anstieg der aktuell besonders niedrigen Exporte eher moderat ausfallen.“ Das Ziel der LNG-Terminals wurde immerhin im Dezember erreicht.

Wie viel Gas verbrauchen Industrie, Haushalte und Gewerbe?

Bei dem oben genannten deutschen Gasverbrauch entfällt in der Regel ein Großteil auf die deutsche Industrie. Je wärmer das Wetter, desto größer ist der Industrieanteil, weil Privathaushalte dann weniger Gas zum Heizen benötigen. Im Dezember verbrauchte Deutschland insgesamt 3444 Gigawattstunden pro Tag. Davon entfielen 1853 auf Haushalte und Gewerbe sowie 1591 auf die Industrie.

Was beeinflusst den Gasverbrauch in Deutschland?

Für den Gasverbrauch in Deutschland spielt das Wetter eine maßgebliche Rolle. Das liegt zum einen daran, dass deutsche Haushalte bei milden Temperaturen weniger heizen müssen. Sie verbrauchen also weniger Gas, wenn sie eine Gasheizung haben. Wenn sie mit einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe heizen, nutzen sie dann auch weniger Strom. Dadurch verbrauchen wiederum auch Gaskraftwerke, die den Strom erzeugen, weniger Gas. Ähnlich sieht es in anderen Ländern Europas und der Welt aus. Sind die Temperaturen überall hoch, gibt es folglich auch mehr Gas auf dem Weltmarkt.

Was schützt private Haushalte bei einer Gasmangellage?

Das Energiewirtschaftsgesetz, die Gasnetzzugangsverordnung und die sogenannte SoS-Verordnung definieren „geschützte Kunden“. Ihre Belieferung mit Gas soll auch bei einer Teilunterbrechung der Gasversorgung oder im Falle außergewöhnlich hoher Gasnachfrage vorrangig gewährleistet sein. Als geschützte Kunden gelten neben privaten Haushalten beispielsweise Kleingewerbe, Supermärkte, Kindergärten und Altenheime.

Wie viel Erdgas passt in Deutschlands Gasspeicher?

Laut INES passen 228,2 Terawattstunden oder auch rund 23 Milliarden Kubikmeter Gas in die deutschen Erdgasspeicher. Damit liegt Deutschland laut dem Verband auf Rang vier der weltweiten Speicherkapazitäten. Nur in den USA, der Ukraine und Russland gibt es noch größere Kapazitäten.

INES-Geschäftsführer Bleschke sagt: „An sehr kalten Wintertagen kann der Gasverbrauch in Deutschland auf über 6000 Gigawattstunden pro Tag ansteigen.“ An solchen Tagen sinkt der Füllstand sehr schnell. Würde Deutschland jeden Tag 6000 Gigawattstunden Gas aus seinen Gasspeichern entnehmen, wären diese rein rechnerisch binnen 38 Tagen leer. Dies gilt allerdings als unrealistisches Szenario, da es so lange am Stück nicht so kalt bleiben dürfte und es ja auch noch andere Gasquellen gibt.

Wie funktioniert ein Gasspeicher eigentlich?

Es gibt zwei verschiedene Arten von Gasspeichern: oberirdische und unterirdische. Oberirdische Gasspeicher sind vergleichsweise klein und tragen eher lokal zum Bedarfsausgleich bei. Wirklich relevant für den Winter sind die unterirdischen Speicher. Hier gibt es zum einen künstliche Hohlräume in Salzstöcken, sogenannte Kavernenspeicher, und zum anderen natürlich vorkommende Porenräume wie wasserführende Aquifere oder ehemalige Gas- und Öllagerstätten. Einige deutsche Gasspeicher sind laut INES-Geschäftsführer Bleschke so groß, dass sie ein- bis anderthalbmal den Eiffelturm beinhalten könnten.

Erstpublikation: 21.11.2022, 14:24 Uhr (zuletzt aktualisiert: 17.03.2023, 13:58 Uhr).

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