In Zeiten der Energiekrise stiegen zuletzt auch die Heizölpreise deutlich an. Aber warum ist auch Heizöl so teuer geworden? Und wie lassen sich trotzdem Energiekosten sparen?
Heizölpreise aktuell
Die Energiekrise beeinflusst auch die Heizölpreise. Experten geben eine Prognose, wie sich der Heizölpreis künftig entwickeln könnte.
Bild: dpa
Düsseldorf 4,4 Millionen Ölheizungen waren 2021 in Deutschland in Betrieb. Und die Energiekrise macht auch vor dieser Energieform nicht halt. Anfang März 2022, eigentlich ein eher untypischer Zeitpunkt für Heizölkäufe, stieg die Nachfrage nach Heizöl so rasant an, dass die Preise über Nacht ein Rekordniveau von 214 Cent erreichten. „Offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird“, erklärte damals ein ADAC-Sprecher.
Inzwischen haben sich die Heizölpreise von den Rekordwerten im Jahr 2022 wieder etwas erholt. Nach wie vor aber bewegen sie sich auf einem Niveau, das deutlich über dem Durchschnitt der vorausgegangenen Jahre liegt.
Warum ist Heizöl aktuell so teuer? Wie werden sich die Preise entwickeln? Wann ist der beste Zeitpunkt, um seinen Tank zu Hause wieder zu füllen? Und: Wie lassen sich effektiv Kosten einsparen? Die wichtigsten Fragen und Antworten für Verbraucher zum Thema Heizöl.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet aktuell 86 US-Dollar, ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) 81 Dollar (Stand: 24.01.2023).
Grundsätzlich steigen die Preise für alle wichtigen Ölsorten seit Jahren kontinuierlich an – auch weil das Angebot der endlichen Ressource immer knapper wird. Einen derart starken Preisauftrieb wie im März 2022, unmittelbar nach Beginn des Ukrainekriegs, aber hatte es zuvor 14 Jahre lang nicht mehr gegeben: Infolge der Diskussion um einen EU-weiten Importstopp von russischem Öl stieg der Preis für ein Brent-Barrel zeitweilig auf 139 Dollar. Seitdem haben sich die Preise aber etwas erholt, wenn sie auch noch immer deutlich höher liegen als im Durchschnitt der letzten Jahre.
Laut Daten des Vergleichsportals Heizoel24 liegt der durchschnittliche Heizölpreis in Deutschland derzeit bei 115,97 Cent pro Liter (Stand: 24.01.2023). Laut Heizoel24 kann es große regionale Unterschiede geben.
Der wichtigste Einflussfaktor für den Heizölpreis ist der Ölpreis an der Börse, gefolgt von staatlichen Abgaben. Dazu zählen Energiesteuer, Mehrwertsteuer und CO2-Abgabe. Hinzukommt ein Deckungsbetrag, etwa für Transport- und Lagerkosten.
Die Hauptursachen für die derzeit sehr hohen Heizölpreise sind nach wie vor der Ukrainekrieg und die darauffolgenden Sanktionen gegen Russland. Denn: Deutschlands Abhängigkeit von russischem Öl war in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich besonders stark.
Noch 2021 stammte laut Zahlen des ADAC gut ein Drittel des hierzulande bezogenen Rohöls aus Russland.
Das Analystenteam der Commerzbank prognostizierte im Oktober 2022 für das erste Halbjahr 2023 einen Preis von 95 Dollar je Brent-Barrel. Im zweiten Halbjahr 2023 erwartet es dann einen Anstieg auf 100 Dollar.
>> Lesen Sie hier: Heizen mit Wärmepumpe – Was Sie wissen müssen, damit sich ein Einbau lohnt
Am 5. Dezember 2022 ist das EU-Ölembargo gegen Russland in Kraft getreten. Im Februar 2023 soll es auch auf die Ölprodukte ausgeweitet werden. Die Commerzbank-Experten rechnen dann mit erneuten Ölpreissteigerungen. Denn Russland war bislang wichtigster Lieferant für Diesel in die EU.
Traditionell ist die Nachfragespitze Heizoel24 zufolge bei Heizöl im September eines Jahres erreicht. Das bestätigte sich im dritten Quartal 2022: Über mehrere Wochen sanken die durchschnittlichen Heizölpreise kontinuierlich, bewegten sich aber im Vergleich zum Vorjahr auf weiterhin hohem Niveau.
Dass Heizöl auf absehbare Zeit deutlich billiger werde, sei nicht zu erwarten, sagt Oliver Klapschus, Geschäftsführer von Heizoel24. „Die Heizölpreise werden weiterhin auf diesem hohen Niveau bleiben, aber eben auch nicht katastrophal hoch werden.“
Die Preisspitze im Frühjahr 2022 bei Ausbruch des Ukrainekriegs werde so schnell nicht mehr erreichen werden.
Ob und wann die Heizölpreise wieder auf ihr Vorkriegsniveau von etwa einem Euro pro Liter zurückkehren werden, sei schwer abschätzbar. „Ich denke aber, dass wir dahin auch wieder zurückkehren können, wenn sich die ganzen Rahmenbedingungen wieder normalisieren.“
Laut dem Internetportal Global Petrol Prices kostete ein Liter Heizöl am 19. Dezember 2022 in Polen umgerechnet etwa 149 Cent, in Tschechien 160 Cent, in Ungarn 169 Cent, in Luxemburg 154 Cent und in Frankreich 172 Cent. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Preis am selben Tag bei etwa 177 Cent je Liter Heizöl.
„Da ist mir für den Privatverbraucher kein Weg bekannt, der funktionieren würde“, sagt dazu Oliver Klapschus. Schon steuerlich sei das Ganze schwierig. „Heizöl über die Grenze zu bringen, ist für Privatverbraucher in der Praxis eigentlich nicht umsetzbar. Es ist nicht so wie bei einem Pkw, den man einfach jenseits der Grenze betankt und dann in sein Heimatland zurückkehrt.“
Heizöllieferanten bei Betankung eines Mehrfamilienhauses
„Sowohl mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten als auch mit Blick auf die Umwelt gilt es, den Ressourcenverbrauch zu minimieren.“
Bild: dpa
Reine Ölheizungen werden staatlich aktuell nicht mehr gefördert – das gilt offenbar auch in Zeiten der Energiekrise. Zwischen März 2023 und April 2024 soll eine Gas- und Wärmepreisbremse greifen. Vergleichbare Entlastungsprogramme für Nutzer von Ölheizungen gibt es bislang nicht.
Ob Heizoel24.de, Esyoil.com oder fastenergy.de: Vergleichsrechner für Heizölpreise finden sich im Internet inzwischen zuhauf. Generell sind die Preise, die Händler dort einstellen, in der Regel günstiger als die, die sie auf ihren eigenen Webseiten zur Schau stellen. Der Weg über ein Vergleichsportal lohnt sich also in jedem Fall.
>> Lesen Sie hier: Welche Heizung ist die beste Wahl?
Ratsam ist es zudem, nicht nur einen der Vergleichsanbieter zu nutzen, sondern möglichst viele Webportale nach dem günstigsten Angebot abzusuchen. Denn: Die Preise variieren meist von Portal zu Portal – und sie sind stark volatil, verändern sich häufig mehrmals täglich.
Henning Hahn ist als freier Energieberater im Auftrag der Verbraucherzentralen tätig. Wenn Besitzer von Ölheizungen ihn zu sich bestellten, erzählt er, dann laute ihre häufigste Frage in diesen Tagen: „Was mache ich mit meiner Heizung nach 2026?“
Es zeigt sich: Eine lange Zukunft ist der Energieform Ölheizung nicht mehr beschieden. Der Einbau von neuen Ölkesseln ist ab 2026 nicht mehr erlaubt. Nur Hybridheizungen, die mit Öl und einer erneuerbaren Energie arbeiten, dürfen dann noch verbaut werden.
>> Lesen Sie hier: Haushalte mit einer Ölheizung gehen bei der Gaspreisbremse leer aus
Bestehende Anlagen dürfen zwar weiterhin betrieben werden, allerdings: „Eine Zukunft hat die Ölheizung in den allerwenigsten Fällen – vor allem nicht zu Zwecken der Raumbeheizung“, sagt Hahn. „Öl ist ein fossiler, endlicher Energieträger, der in anderen Sektoren – etwa im Flug- oder Lastverkehr – noch gebraucht wird, aber zu Zwecken der Raumwärme sollte man darauf verzichten.“
Wer eine neue Ölheizung besitze, für den bestehe aktuell zwar kein Austauschzwang, sagt Hahn. Dennoch: „Sowohl mit Blick auf die gestiegenen Energiekosten als auch mit Blick auf die Umwelt gilt es, den Ölverbrauch nach Möglichkeit zu minimieren.“
Was sind die effektivsten Kurz-Tipps für das Heizkostensparen und Energiesparen mit Ölheizung? „Eine generelle Antwort gibt es darauf nicht“, sagt Energieberater Henning Hahn. Es sei „die Summe der individuellen Einzelteile, die zu merklichen Energieeinsparungen führen“ könne. Seine wichtigsten Tipps, wie Verbraucher die Heizkosten reduzieren können:
Bei allen genannten Punkten handle es sich um „gering invasive Maßnahmen, für die man nicht viel Geld in die Hand nehmen muss“. Man müsse lediglich mit offenen Augen durch den eigenen Haushalt gehen, sagt Hahn. Sein Rat an Verbraucher: „Nehmen Sie sich einfach mal eine halbe Stunde Zeit und gehen Sie mit ein einer Checkliste alle möglichen Faktoren für unnötige Heizkosten durch.“ Bei neueren Heizungen könne auch die Ergänzung der Heizung um eine solarthermische Anlage oder eine Wärmepumpe – als Hybridsystem – sinnvoll sein.
Erstpublikation: 29.10.2022, 11:21 Uhr (zuletzt aktualisiert: 25.01.2023, 09:22 Uhr).
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (1)