Wärmepumpen werden aktuell dringend gebraucht, sind aber nur schwer zu kriegen. Die deutschen Heizungsbauer investieren darum Milliarden in neue Werke. Vaillant verdoppelt seine Kapazitäten.
Wärmepumpen-Produktion bei Vaillant
Der Hersteller verdoppelt seine Produktionskapazitäten auf mehr als eine halbe Million Wärmepumpen pro Jahr.
Düsseldorf Der Wärmepumpenmarkt in Deutschland wächst rasant. Deutsche Hersteller kommen mit der Produktion kaum hinterher: Zahlreiche Hausbesitzer müssen monatelang auf ihre bestellte Wärmepumpe warten. Der deutsche Heizungsbauer Vaillant baut seine Produktion nun massiv aus und nimmt eine neue Megafabrik für Wärmepumpen im slowakischen Bezirk Senica in Betrieb. Das teilte das Unternehmen aus Remscheid in Nordrhein-Westfalen am Freitag mit. Die Produktion soll im Mai 2023 starten.
Das neue Werk ist auf eine jährliche Produktionskapazität von 300.000 Wärmepumpen ausgelegt. Damit verdoppelt Vaillant seine Produktionskapazitäten auf mehr als eine halbe Million Wärmepumpen pro Jahr. Der Vorsitzende der Vaillant-Geschäftsführung, Norbert Schiedeck, sagte: „Mit dem Start der neuen Megafabrik treiben wir die Transformation der Vaillant Group zu einem führenden Hersteller von Wärmepumpen weiter voran.“
Der Absatz von Wärmepumpen steigt derzeit extrem schnell. 2022 wurden in Deutschland 236.000 Wärmepumpen verkauft und damit 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Dafür schrumpfte der Absatz klassischer Gasheizungen um acht Prozent. Diese Entwicklung setzt deutsche Heizungsbauer unter Zugzwang und schafft einen neuen Wettbewerb um Anteile im Heizungsmarkt.
Die neue Fabrik von Vaillant umfasst eine Fläche von 100.000 Quadratmetern. Das entspricht mehr als 14 Fußballfeldern und ist flächenmäßig doppelt so groß wie die neue Wärmepumpen-Fabrik in Polen, die Konkurrent Viessmann im vergangenen Sommer angekündigt hatte. Die Produktion von Wärmepumpen benötigt deutlich mehr Platz als die von klassischen Gaswandgeräten.
Vaillant hat seit 2016 rund eine Milliarde Euro in den Ausbau des Wärmepumpengeschäfts investiert und will in den kommenden Jahren noch eine weitere Milliarde hineinstecken. Auch Viessmann hat im vergangenen Frühjahr angekündigt, in den kommenden drei Jahren eine Milliarde in Wärmepumpen und andere grüne Klimalösungen zu investieren.
Neue Vaillant Megafabrik in der Slowakei
Die Fläche umfasst 100.000 Quadratmeter.
Die beiden Unternehmen haben im europäischen Heizungsmarkt vor allem im Segment der Gasheizungen eine starke Stellung, ebenso wie der Konkurrent Bosch. In Deutschland sind Viessmann und Vaillant mittlerweile auch im Wärmepumpenbereich Marktführer und konkurrieren hier zusätzlich mit dem mehr auf Klimageräte spezialisierten Hersteller Stiebel Eltron. Um ihre Marktdominanz zu behalten, wollen sie ihre Kapazitäten weiter kräftig ausbauen.
>> Lesen Sie außerdem: Umstellung der Wärmeversorgung – Das kommt auf Eigentümer ab 2024 zu
Die Gesamtproduktionskapazität von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, die Vaillant anstrebt, reicht nach Einschätzung eines Brancheninsiders, um Marktanteile zu halten – sei aber nicht ausreichend, um diese zu vergrößern. Ein Unternehmenssprecher sagt, Vaillant wolle bei Wärmepumpen genauso stark werden wie bei Gasheizungen.
Es wird indes etwas dauern, bis die neue Fabrik von Vaillant die angepeilte Gesamtproduktionskapazität von 300.000 Wärmepumpen pro Jahr erreicht. Laut einem Unternehmenssprecher kann das Werk erst 2024 mit voller Auslastung produzieren.
Dabei sind große Produktionskapazitäten dringend nötig. Zahlen des Europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA) zeigen, dass in Frankreich und Italien zuletzt noch viel mehr neue Wärmepumpen installiert wurden als in Deutschland. In Frankreich waren es im vergangenen Jahr rund 462.000, in Italien 502.000. Das ist bereits jetzt so viel, wie Deutschland erst ab dem kommenden Jahr erreichen will.
>> Lesen Sie außerdem: Die politische Aufregung über das Gasheizungsverbot ist eine Farce
Die Bundesregierung will ein Gesetz erlassen, das ab 2024 vorschreibt, dass jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Dadurch müssten neue Gas- oder Ölheizungen mit Wärmepumpen unterstützt werden, was den Absatz kräftig ankurbeln dürfte.
Damit das Vorhaben nicht an den finanziellen Möglichkeiten vieler Hausbesitzer scheitert, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag angekündigt, den Umstieg mit einem sozialen Förderprogramm in Milliardenhöhe begleiten zu wollen. Die Förderung soll sich am Einkommen orientieren.
Zudem soll es zahlreiche Ausnahmen und Übergangsfristen geben. „Die Klimaneutralität darf nicht zu einem sozialen Problem werden“, sagte Habeck in einer Pressekonferenz. Der Referentenentwurf zur 65-Prozent-Regel, den Wirtschaftsministerium und Bauministerium gemeinsam entworfen hatten, war von der Opposition sowie von der FDP scharf kritisiert worden. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte die Vorschläge als „Angriff auf die Mittelschicht und sozial Schwächere“ bezeichnet.
Habeck bezeichnete eine schnelle Wärmewende indes am Donnerstag als „zwingend“. Deutschland müsse bei der Umstellung auf erneuerbare Energien „in kurzer Zeit nachholen“, was in den vergangenen Jahren nicht gemacht worden sei.
Erstpublikation: 10.03.2023, 14:00 Uhr.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (2)