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12.08.2021

12:13

Quartalszahlen

RWE profitiert von starkem Energiehandel – und bestätigt erhöhte Prognose

Von: Kevin Knitterscheidt

Der Bericht des Weltklimarats bringt den Kohlekompromiss erneut in die Diskussion. Ausgerechnet RWE zeigt sich gesprächsbereit – unter Bedingungen.

Das Handelsgeschäft des Energiekonzerns boomt. dpa

Neuer RWE-Campus in Essen

Das Handelsgeschäft des Energiekonzerns boomt.

Düsseldorf Der deutsche Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 ist ein sorgsam ausgehandelter Kompromiss, um den Unternehmen, Umweltaktivisten, Arbeitnehmer und Arbeitgeber lange gerungen haben. Doch nach dem dramatischen Bericht des Weltklimarats vom Montag, der der Welt ein durchwachsenes Zeugnis beim Klimaschutz ausstellt, fordern viele mehr Tempo. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) brachte kürzlich gar einen Ausstieg bis 2030 ins Spiel.

Dabei zeigt sich der Energieversorger RWE, Europas größter Produzent von Kohlestrom, durchaus gesprächsbereit. So erklärte Vorstandschef Markus Krebber bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am Donnerstag, ein früherer Ausstieg sei möglich, wenn die Politik den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunige.

„Es ist heute so, dass klimaneutral produzierter Strom als Erstes verkauft wird, die fossilen Energieträger springen nur bei einer Lücke ein“, so Krebber. Steige die Verfügbarkeit von Grünstrom, werde Kohlestrom schnell obsolet.

Kritisch äußerte sich Krebber dabei zum Versuch, das Stromangebot allein über Instrumente wie einen CO2-Preis zu regulieren. „Derzeit führt das allein dazu, dass Strom teurer wird“, so der Manager. Eher müssten zusätzliche Flächen für die Produktion erneuerbarer Energie freigegeben und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Denn weder die Nachfrage noch das Investitionskapital seien ein Engpass. „Wir sind in der Lage, jedes Projekt, das wirtschaftlich ist, zu verfolgen.“

Die außerordentlich guten Zahlen, die RWE am Donnerstag vorgelegt hat, geben Krebber recht. Zwar hatte der Konzern bei der Windenergie an Land einen Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 42 Millionen Euro geschrieben, der im Wesentlichen auf den Ausfall zahlreicher Anlagen während der Jahrhundertkälte in den USA zurückzuführen war. „Wir müssen damit rechnen, dass solche Extremwetterereignisse häufiger werden“, sagte Krebber. „Der Schutz gegen solche Phänomene muss verstärkt werden.“

RWE-Aktie reagiert kaum

Dafür profitierte RWE aber von einem starken Handelsgeschäft: Hier stieg der Betriebsgewinn im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent auf 525 Millionen Euro. Den Ausschlag dafür habe eine außergewöhnlich gute Handelsperformance gegeben, sagte Finanzvorstand Michael Müller in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Bereits Ende Juli hatte der Energieversorger in Erwartung des guten Abschneidens seine Jahresprognose erhöht. Für 2021 rechnet RWE nunmehr mit einem bereinigten Betriebsgewinn von drei bis 3,4 Milliarden Euro und bestätigte damit die Prognose. Weil die Ergebnisse erwartet worden waren, reagierte die Aktie kaum.

Als früher stark auf Kohle setzender Energieversorger zählt RWE immer noch zu den größten CO2-Emittenten in Europa. Vor fünf Jahren allerdings hatte der damalige Konzernchef Rolf-Martin Schmitz eine strategische Wende eingeleitet; seither hat sich der Versorger zum größten europäischen Ökostromproduzenten entwickelt. Der neue Vorstandschef Krebber, der den Posten im Mai übernahm, will weiterhin Milliarden investieren, um das Geschäft weiter auszubauen.

So stellte Krebber in Aussicht, die Kapazitäten bei den Erneuerbaren im laufenden Jahr um 1,8 Gigawatt, im kommenden Jahr um 2,1 Gigawatt zu erhöhen. Im Geschäft mit Kohlestrom hingegen sollen die Kapazitäten planmäßig sinken. 2021 werden demnach drei Blöcke von Braunkohlekraftwerken vom Netz gehen. Bis Ende 2022 werde RWE hier rund 3000 Arbeitsplätze sozial verträglich abbauen, so Krebber.

Um die Ausbaugeschwindigkeit bei den Erneuerbaren zu steigern, machte Krebber verschiedene Vorschläge. Neben einer Beschleunigung der Genehmigungsverfahren seien auch grenzüberschreitende Kooperationen nötig, um den Energiebedarf der deutschen Industrie in Zukunft zu decken. Auch beim Thema Wasserstoff müsse die Politik mehr Tempo machen und etwa auch den Einsatz von nicht grünen Wasserstoffquellen in Erwägung ziehen, um die benötigte Infrastruktur zügiger aufzubauen.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, seien zudem Gaskraftwerke nötig, die künftig auch mit klimaneutralem Wasserstoff betrieben werden könnten. Um Planungssicherheit zu gewährleisten, brauchten die Gaskraftwerke auch eine Vergütung, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. „Das Vorhalten von gesicherter Kraftwerksleistung bekommt so einen Preis“, sagte Krebber.

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