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21.03.2023

02:00

Studie

Klima-Haltung des Arbeitgebers ist für 81 Prozent der jungen Deutschen mitentscheidend

Von: Catiana Krapp

PremiumNachhaltigkeit wird auch bei der Berufswahl immer stärker zum Thema, zeigt eine aktuelle Erhebung. Was sie noch zeigt: Viele würden strengere staatliche Klima-Maßnahmen befürworten.

Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland würde es befürworten, wenn die Menge an Fleisch und Milchprodukten begrenzt würde, die zum Verkauf steht. IMAGO/NurPhoto

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Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland würde es befürworten, wenn die Menge an Fleisch und Milchprodukten begrenzt würde, die zum Verkauf steht.

Düsseldorf Die große Mehrheit junger Arbeitnehmer achtet bei der Stellenwahl auf Nachhaltigkeit. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die die Europäische Investitionsbank (EIB) am Dienstag veröffentlicht. Für 81 Prozent der 20- bis 29-Jährigen in Deutschland ist die Haltung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium.

Für 18 Prozent hat dieses Thema sogar oberste Priorität. Auch in der Gesamtbevölkerung spielt der Klimaaspekt eine entscheidende Rolle. Hier liegt der Anteil derer, die von einem potenziellen Arbeitgeber erwarten, dass er auf Nachhaltigkeit achtet, laut Studie bei 59 Prozent.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit diesem Meinungsbild ungefähr im Mittelfeld. Am wichtigsten ist das Klimathema bei der Jobwahl den Menschen in Portugal, wo 84 Prozent darauf achten. Die kleinste Rolle spielt der Aspekt in Estland (51 Prozent), dicht gefolgt von Finnland, Dänemark und Ungarn (jeweils 52 Prozent).

Die Umfrage zeigt auch: Die meisten Menschen hierzulande sehen das Thema Klimaschutz auch als Herausforderung für das Individuum – und befürworten deshalb härtere Eingriffe durch die Regierung. So sind 59 Prozent für strengere staatliche Maßnahmen, um individuelles Verhalten zu ändern. 56 Prozent befürworten zudem die Einrichtung eines CO2-Budgets gegen die größten Klimasünden.

Mit einem solchen hypothetischen CO2-Budget würde jede Person pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten für CO2-intensive Dinge erhalten, zum Beispiel Fleischverzehr oder Flugreisen. Die Befürworter einer solchen Maßnahme verteilten sich in Deutschland gleichmäßig über alle Einkommensgruppen.

Derzeit liegt der CO2-Ausstoß pro Kopf in Deutschland laut Bundesumweltministerium bei 10,8 Tonnen CO2-Äquivalent. Davon entfallen 20 Prozent aufs Wohnen und Heizen, weitere 20 Prozent auf Mobilität, etwa mit Autos oder Flugzeug, und 31 Prozent auf sonstigen Konsum – also Käufe, die nicht für die Ernährung nötig sind. Der Rest der Emissionen entfällt auf Strom (fünf Prozent), Ernährung (16 Prozent) und öffentliche Infrastruktur (acht Prozent).

Hälfte der Deutschen für begrenzten Fleischverkauf

Auch wenn Lebensmittel beim persönlichen CO2-Ausstoß damit vergleichsweise wenig ins Gewicht fallen, ist dieses Thema offenbar stark im Bewusstsein der Bürger vorhanden. In der EIB-Umfrage befürworten 80 Prozent der Deutschen eine Kennzeichnung aller Lebensmittel, um Klima und Umwelt zu schützen. Dabei würde auf allen Lebensmittelprodukten die jeweilige Klimabilanz angegeben.

Auch hier sehen die Befragten die Verantwortung wohl ein Stück weit bei sich selbst. 61 Prozent würden mehr Geld für klimaverträgliche Lebensmittel ausgeben, wenn sie regional und nachhaltig produziert sind. Hier sind allerdings Einkommensunterschiede zu sehen. Bei Menschen mit niedrigem Einkommen sind lediglich 54 Prozent der Befragten zu höheren Ausgaben für nachhaltige Lebensmittel bereit. Bei Menschen mit höherem Einkommen sind es 67 Prozent.

Indes würde nur knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland befürworten, die Menge an Fleisch und Milchprodukten zu begrenzen, die zum Kauf verfügbar sind. Fragt man hierbei lediglich die unter 30-Jährigen, wären 67 Prozent für eine solche Begrenzung.

Der Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, Ambroise Fayolle, erkennt in den Ergebnissen der Studie die Bereitschaft der Deutschen, durch ihr Verhalten zum Klimaschutz beizutragen. Entsprechend fördert das Institut auch: Die EIB habe 2022 in Deutschland insgesamt 3,98 Milliarden Euro für grüne Projekte wie nachhaltigen Verkehr, erneuerbare Energien und energieeffiziente Gebäude vergeben.

Trotz allem gehen die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland noch zu langsam zurück. Nach Zahlen des Umweltbundesamts ist der CO2-Ausstoß im Jahr 2022 nur um 1,9 Prozent gesunken. Um die Ziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen, müssten ab jetzt laut dem Umweltbundesamts-Präsidenten Dirk Messner allerdings pro Jahr die Emissionen um sechs Prozent gemindert werden. Seit 2010 seien es im Schnitt nicht einmal zwei Prozent gewesen.

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