PremiumDer Restrukturierungsspezialist Christoph Morgen ist neuer Geschäftsführer der Rosneft-Gruppe. Er soll bald noch einen Raffinerie-Experten als Partner bekommen.
Christoph Morgen
Der Jurist und Betriebswirt ist als Geschäftsführer der deutschen Töchter des russischen Ölversorgers eingesetzt worden.
Bild: dpa
Düsseldorf Es war so etwas wie ein kleiner Ritterschlag. „Die Mitglieder des Gravenbrucher Kreises haben in ihrer gestrigen Versammlung Dr. Christoph Morgen, Partner in der Hamburger Kanzlei Brinkmann & Partner, in ihren Kreis aufgenommen“, teilte deren Sprecher Lucas Flöther im März 2021 mit.
Als insgesamt 21. Mitglied zog Morgen in Deutschlands wichtigsten Zusammenschluss von Insolvenzverwaltern und Restrukturierungsexperten ein. In dem Kreis kommen die führenden Experten für überregionale Restrukturierungen und Sanierungen von Unternehmen zusammen.
Rund eineinhalb Jahre später ist der 46-Jährige nun mit einer Aufgabe betraut, die auch für einen erfahrenen Insolvenz- und Restrukturierungsspezialisten außergewöhnlich ist. Die Bundesnetzagentur hat den als Fachanwalt für Insolvenzrecht, Betriebswirt und Steuerberater gleich dreifach qualifizierten Hamburger Sanierungsexperten am Freitag als Geschäftsführer der Rosneft-Gruppe eingesetzt.
Die Bundesregierung hatte die Rohölimporteure Rosneft Deutschland (RDG) und die RN Refining & Marketing GmbH unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur gestellt. Die beiden deutschen Töchter des russischen Rosneft-Konzerns halten Anteile an deutschen Raffinerien und an Pipelines in Deutschland und der EU und erfüllen damit nach Ansicht der Behörde zentrale Funktionen für die Ölversorgung hierzulande. Rosneft Deutschland verarbeitet hauptsächlich russisches Erdöl und betreibt nach eigenen Angaben mehr als zwölf Prozent der deutschen Erdölverarbeitungskapazität.
Jeden Monat fließt Rohöl im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro aus Russland nach Deutschland. Ab Anfang 2023 soll allerdings ein Ölembargo dafür sorgen, dass die EU-Staaten kein Öl mehr aus dem Land beziehen.
Das Bundeswirtschaftsministerium will nun mit der Treuhandverwaltung „der drohenden Gefährdung der Energieversorgungssicherheit“ begegnen, so die Behörde. Die Verwaltung ist zunächst auf sechs Monate befristet.
Im April hatte der Bund bereits die Treuhandschaft über den Gasversorger Gazprom Germania übernommen. Eine treuhänderische Aufsicht reicht weit: Die Konzerne können keine Entscheidung mehr treffen, die nicht von der Bundesnetzagentur abgesegnet wird. Sie hat auch die Aufsicht über das Vermögen.
Der für die Rosneft-Töchter ausgewählte Christoph Morgen sei ein ausgewiesener Krisenmanager mit umfassender Erfahrung in verschiedensten Branchen, auch im Energiesektor, kommentierte die Bundesnetzagentur die Bestellung.
Zunächst werde sich Morgen einen Überblick über die Lage von Rosneft Deutschland und RN Refining & Marketing verschaffen, teilte sein Sprecher mit. Eines indes steht schon fest: Allein wird es nicht gehen. „Die erste Aufgabe besteht darin, zusätzlich einen Experten mit umfangreicher Erfahrung im Raffineriegeschäft in die Geschäftsführung zu holen“, sagte der Sprecher.
Unter Wettbewerbern gilt der Hamburger als Teamplayer. Dies sei einer der Gründe, warum Morgen es in die erste Liga der Sanierungsexperten geschafft habe. Dazu sei er sehr gut vernetzt, pragmatisch und lösungsorientiert, sagt einer, der ihn gut kennt.
Morgen arbeitet für eine der erfolgreichsten Adressen der deutschen Restrukturierungs- und Insolvenzverwalterkanzleien, Brinkmann & Partner. Seit 2020 ist der Schwiegersohn des Kanzleichefs Berthold Brinkmann Partner in der Kanzlei.
Im Jahr zuvor gehörte Morgen zu den vier Insolvenzverwaltern mit den meisten Großverfahren bundesweit und betreute Unternehmen, deren Umsätze insgesamt über einer Milliarde Euro lagen. Zuletzt machte Morgen vor allem durch die Begleitung einer Reihe bedeutender Verfahren in der maritimen Wirtschaft von sich reden. Im Januar wurde er als Insolvenzverwalter der MV Werften eingesetzt, die unter anderem in Wismar eine der modernsten Werften Europas betreiben. Auch für die Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG), die Reedereigruppe Rickmers Holding und die Schwergutreederei HHL Hansa Heavy Lift war der Hamburger aktiv.
Doch auch im Energiesektor hat er Erfahrung. 2013 kümmerte er sich um das Schicksal von 33 Biogasanlagen, nachdem zwei dahinterstehende Fonds Insolvenz angemeldet hatten. 2019 übernahm er die Rolle des Sachwalters beim insolventen Windanlagenbauer Senvion.
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