Trotz erhöhter Klimaziele finden sich nicht genug Interessenten, um die Windkraft in Deutschland auszubauen. Dabei könnte der Bedarf nicht größer sein.
Windrad
Die hohen Preise machen den Windkonzernen zu schaffen.
Bild: imago images/Westend61
Düsseldorf Auf die Fördergelder für den Ausbau der Windkraft an Land haben sich im September gerade einmal 87 Bieter mit ihren Windparks für 772 Megawatt beworben. Das sind noch nicht einmal ganz 60 Prozent der verfügbaren Menge, wie die Bundesnetzagentur am Mittwoch bekannt gab. Die Preise variieren zwischen 5,7 und 5,8 Cent die Kilowattstunde.
„Die erneute Unterzeichnung der Ausschreibung verschärft das Problem des schleppenden Ausbaus der dringend benötigten Windenergieanlagen weiter“, warnte die Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae. Grund für das geringe Interesse seien vor allem „signifikante“ Kostensteigerungen für Windenergieanlagen durch höhere Rohstoff- und Finanzierungskosten.
Der Ausbau der Windkraft in Deutschland lahmt allerdings schon seit Jahren. Seit drei Jahren wurden nie mehr als 500 Windräder pro Jahr aufgestellt. Um das neue Klimaziel zu erreichen – ein Anteil von 80 Prozent erneuerbarem Strom bis 2030 – müssten jährlich eigentlich 1500 bis 2000 Anlagen gebaut werden.
Die Gründe für den stockenden Ausbau sind vielfältig. Zu wenig verfügbare Flächen, strenge Abstandsregeln, langwierige Genehmigungsverfahren und immer mehr Klagen gegen die meterhohen Anlagen hemmen den Windmarkt in Deutschland schon lange. Dabei sind die Zahlen zwar besser als noch vor drei Jahren, stagnieren jedoch auf einem niedrigen Niveau.
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Dreimal im Jahr, im Februar, Mai und September, verteilt die Bundesregierung über Auktionen die Gelder für jeweils 1329 Megawatt Windenergie. Jeder kann sich mit seinen geplanten Projekten und einem bestimmten Preis bewerben. Die niedrigsten Gebote bekommen den Zuschlag und eine garantierte Vergütung für den Grünstrom.
Auch die Ausschreibungsrunde im Mai war deutlich unterzeichnet, sprich unter dem, was eigentlich möglich ist. BDEW-Chefin Andreae forderte angesichts der desaströsen Ergebnisse, der Gesetzgeber müsse „zumindest übergangsweise die Gebotshöchstwerte im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) anpassen“.
Teurer als 5,88 Cent pro Kilowattstunde darf es nämlich laut EEG nicht mehr werden. So sieht es die gesetzlich vorgeschriebene Preisabsenkung vor: Von 6,00 Cent wurde die Obergrenze in diesem Jahr auf 5,88 Cent die Kilowattstunde abgesenkt.
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Zwar hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit mehreren Gesetzespaketen eine Verbesserung für die Rahmenbedingungen gerade beim Ausbau der Windkraft an Land auf den Weg gebracht. So sollen für die Windenergie über die kommenden Jahre zwei Prozent der Landesfläche in jedem Bundesland reserviert werden. Das erste Zwischenziel greife mit Ende 2027 hier allerdings viel zu spät, kritisiert die Windbranche.
Dass der Windkraftausbau hierzulande deutlich schneller vorangehen muss, darin sind sich alle Experten einig. Im vergangenen Jahr stellte die Windkraft rund 24 Prozent des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland. In der Stromerzeugung ist sie schon seit 2020 der wichtigste Energieträger. Bleibt es beim angepeilten Kohleausstieg bis 2030 oder 2035, muss dieser Anteil jedoch noch deutlich steigen.
Erstpublikation am 12.10.2022, 14:53 Uhr.
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