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07.03.2023

16:04

Durchschnittseinkommen: So viel Geld verdienen die Deutschen dpa

Durchschnittsgehalt in Deutschland

Wieviel deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Monat verdienen, hängt unter anderem von der Branche, dem Geschlecht und dem Bundesland ab.

Gehalt

Wie setzt sich das Durchschnittseinkommen in Deutschland zusammen?

Von: Nils Buske

Im Schnitt erhält jeder Deutsche 49.200 Euro, aber noch lange nicht alle. Ein Blick auf die statistische Methode und den tatsächlichen Gehaltsunterschied.

Deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienen im Schnitt 49.200 Euro brutto. Von diesem Gehalt können Verkäuferinnen und Verkäufer nur träumen. Auch Beschäftigte anderer systemrelevanter Berufe, wie Pfleger und Pflegerinnen oder Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe, haben am Ende des Monats weit weniger Geld auf ihrem Konto.

Wie also setzt sich diese Summe zusammen? Und was genau versteht man unter dem Durchschnittseinkommen? Und gäbe es eine bessere Methode, das Durchschnittseinkommen zu messen? Alle wichtigen Fragen und Antworten zum Thema Durchschnittseinkommen lesen Sie hier.

Eines vorweg: Das Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unterscheidet sich in Deutschland stark – je nach Branche, Region und Geschlecht.

Was ist das Durchschnittseinkommen?

Das Durchschnittseinkommen ist der Mittelwert der Bruttogehälter aller rentenversicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Jährlich wird die Höhe des Durchschnittseinkommens vom Statistischen Bundesamt erhoben und von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrats festgestellt und veröffentlicht.

Aber Achtung: Die Daten des Statistischen Bundesamts benennen das durchschnittliche Bruttoeinkommen aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, also das sogenannte arithmetische Mittel. Aussagekräftiger wäre jedoch der Median.

Der Median, oder auch Zentralwert genannt, ist derjenige Messwert, der genau in der Mitte aller einzelnen Daten liegt, wenn man die Messwerte der Größe nach sortieren würde.

Mit dieser Methode werden Ausreißer, wie die Gehälter von Großverdienern, im Ergebnis nicht berücksichtigt. Beim arithmetischen Mittel hingegen wird das gesamte Einkommen durch die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten geteilt. Damit gleicht ein Millionengehalt statistisch gesehen viele geringe Gehälter aus.

Wie hoch war das Durchschnittseinkommen 2021?

Im Jahr 2021 lag das Durchschnittseinkommen in Deutschland bei 49.200 Euro brutto. Damit ist das Einkommen im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 1500 Euro gestiegen. Der aktuelle Wert entspricht einem monatlichen Bruttogehalt von 4100 Euro bei einer Vollzeitstelle. Bei einer Person mit der Steuerklasse I in Baden-Württemberg ergibt das 2588,13 Euro netto.

Die Daten gehen aus der jährlichen Erhebung des Statistischen Bundesamts hervor. Sonderzahlungen, zum Beispiel in Form von Urlaubs-, Weihnachtsgeld oder Gratifikationen, sind hier nicht berücksichtigt.

Die Branche hat Einfluss auf das Durchschnittseinkommen

Besonders große Einkommensunterschiede ergeben sich im Vergleich der Branchen. Laut dem Statistischen Bundesamt verdienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Branchen „Erbringung von Finanz- und Versicherungs­dienst­leistungen“, „Information und Kommunikation“ und „Energie­versorgung“ im Jahr 2021 am meisten. Hier bekamen die Beschäftigten im Monat durchschnittlich zwischen 5207 und 5693 Euro brutto.

Am wenigsten verdienten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Gastgewerbe. Sie erhielten einen durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst in Höhe von 2138 Euro.

Durchschnittseinkommen in Deutschland: Tabelle der meistbezahlten Branchen

RangBrancheBruttoeinkommen im Jahr 2021
1.Finanz- und Versicherungsdienstleistungen81 929 Euro
2.Information und Kommunikation81 929 Euro
3.Energieversorgung71 683 Euro
4.Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen68 820 Euro
5.Grundstücks- und Wohnungswesen59 907 Euro
6.Erziehung und Unterricht58 597 Euro
7.Verarbeitendes Gewerbe57 253 Euro
8.Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden56 019 Euro
9.Kunst, Unterhaltung und Erholung54 835 Euro
10Gesundheits- und Sozialwesen53 084 Euro
11.Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozial­versicherung51 857 Euro
12.Sonstige Dienstleistungen51 140 Euro
13.Handel50 182 Euro
14.Wasserversorgung47 603 Euro
15Baugewerbe46 410 Euro
16.Verkehr und Lagerei41 730 Euro
17.Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen35 690 Euro
18.Gastgewerbe26 820 Euro

Quelle: Statistisches Bundesamt

Wie beeinflusst das Geschlecht das Durchschnittseinkommen?

Auch das Geschlecht kann die Höhe des Einkommens beeinflussen. Frauen erhalten im Schnitt weniger Gehalt für die gleiche Arbeit als ihre männlichen Kollegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts betrug das durchschnittliche Bruttoeinkommen im Jahr 2021 bei Männern in Vollzeit 23,20 Euro pro Stunde. Frauen in Vollzeit verdienten hingegen nur 19,12 Euro. Diese Lohnlücke wird als Gender Pay Gap bezeichnet.

Was ist der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap ist die Differenz des durchschnittlichen Bruttostundenlohns der Frauen im Verhältnis zum Lohn der Männer. 2021 haben Frauen rund 18 Prozent weniger Geld für ihre Arbeit erhalten als ihre männlichen Kollegen. Dabei fielen die Unterschiede in Westdeutschland und Berlin mit 19 Prozent deutlich höher aus als im Osten mit sechs Prozent. Dieser Prozentwert ist seit dem Jahr 2002 fast konstant. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Gehaltsabstand bis zum Jahr 2030 auf zehn Prozent zu senken.

Warum bekommen Frauen weniger Gehalt als Männer?

Ein Grund für die große Differenz der Durchschnittseinkommen von Frauen und Männern sind die unterschiedlichen Gehaltsniveaus der Branchen. In männerdominierten Branchen wie dem Finanzwesen, der IT und der Industrie sind die Gehälter im Schnitt eher hoch. In Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, zum Beispiel in der Pflege und Sozialarbeit, fallen die Gehälter niedriger aus.

Auch innerhalb einer Branche verdienen Frauen häufig weniger als Männer. Die Bruttolöhne von Arbeitnehmerinnen mit vergleichbarer Berufserfahrung und in der gleichen Funktion liegen aktuell sechs Prozent unter dem Gehalt ihrer männlichen Kollegen.

 „Diese Zahl spiegelt die Diskriminierung von Frauen wider“, erklärt Malte Lübker, Experte für Lohnstrukturen am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler- Stiftung.

In welchen Bundesländern ist das Gehalt am höchsten?

Neben der Branche und dem Geschlecht kommt es beim durchschnittlichen Einkommen auch darauf an, in welchem Bundesland Menschen beschäftig sind. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Vollzeitbeschäftigte in Hamburg mit durchschnittlich 5209 Euro brutto im Monat bundesweit am meisten.

Danach folgen Hessen und Baden-Württemberg auf Platz zwei und drei. Das Schlusslicht bildet Mecklenburg-Vorpommern. Dort verdienen Vollzeitbeschäftigte mit 3467 Euro brutto im Monat am wenigsten.

Was besonders auffällt: Auch nach dreißig Jahren Wiedervereinigung ist der Verdienstunterschied zwischen West- und Ostdeutschland deutlich zu sehen. So belegen die alten Bundesländer die Plätze eins bis elf. Die ehemaligen Länder der DDR liegen beim Gehaltsvergleich auf den hinteren Plätzen. Eine Ausnahme bildet die Hauptstadt Berlin. Sie liegt mit einem Durchschnittslohn von 4662 Euro vor NRW und Bremen.

Bruttomonatseinkommen 2021 in allen 16 Bundesländern im Überblick

RangBundeslandDurchschnittliches Bruttomonatseinkommen 2021
1.Hamburg5209 Euro
2.Hessen5016 Euro
3.Baden-Württemberg4815 Euro
4.Bayern4804 Euro
5.Berlin4662 Euro
6.Nordrhein-Westfalen4547 Euro
7.Bremen4538 Euro
8.Rheinland-Pfalz4328 Euro
9.Niedersachsen4234 Euro
10.Saarland4092 Euro
11.Schleswig-Holstein4084 Euro
12.Sachsen3711 Euro
13.Brandenburg3684 Euro
14.Sachsen-Anhalt3641 Euro
15.Thüringen3542 Euro
16.Mecklenburg-Vorpommern3467 Euro

Quelle: Statista

Das durchschnittliche Nettoeinkommen – Deutschland im Vergleich mit anderen EU-Staaten

Wo liegen die deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im EU-Durchschnitt? Das zeigt die aktuelle Studie „GfK Kaufkraft Europa 2022“, bei der das durchschnittliche Nettoeinkommen herangezogen wurde. Ausschlaggebend ist hier die Pro-Kopf-Kaufkraft von 42 europäischen Ländern.

Mit durchschnittlich 24.807 Euro netto belegt Deutschland Platz acht. Am meisten verdienen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Liechtenstein mit einem Nettoeinkommen von 66.204 Euro.

Auf Platz zwei liegt die Schweiz mit 41.758 Euro, gefolgt von Luxemburg. Dort bekommen Vollzeitbeschäftigte ein durchschnittliches Nettogehalt von 37.015 Euro.

Weiter unten in der Rangliste steht Polen auf Platz 28. Hier haben Beschäftigte im Schnitt 9254 Euro netto im Jahr zur Verfügung. Das Schlusslicht bildet die Ukraine. „Dort haben die Menschen durch den Krieg im Land nur noch 1.540 Euro pro Kopf und damit etwas mehr als 9 Prozent des europäischen Durchschnitts zur Verfügung“, schreibt das Marktforschungsinstitut. Aktuell liegen 16 Länder über dem europäischen Durchschnitt und 26 Ländern darunter. 

Insgesamt hatten die Menschen in Europa im Jahr 2022 rund 11,1 Billionen Euro zur Verfügung, was einem Wachstum von nominal 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Der Durchschnitt ist dabei nur ein Richtwert, aussagekräftiger wäre auch hier der Median.

Pro-Kopf-Kaufkraft von 42 europäischen Ländern im Jahr 2022 in der Tabelle

Rang

Land

Kaufkraft 2022 pro Einwohner

1.

Liechtenstein

66.204 Euro

2.

Schweiz

41.758 Euro

3.

Luxemburg

37.015 Euro

4.

Norwegen

33.959 Euro

5.

Island

31.191 Euro

6.

Dänemark

30.850 Euro

7.

Vereinigtes Königreich

26.061 Euro

8.

Deutschland

24.807 Euro

9.

Österreich

24.759 Euro

10.

Irland

24.052 Euro

...

  

16.

Italien

18.905 Euro

 

Europa gesamt

16.344 Euro

17.

Spanien

15.314 Euro

...

  

28.

Polen

9.254 Euro

...

  

42.

Ukraine

1540 Euro

Quelle: GfK

Dieser Artikel erschien bereits im März 2022. Der Artikel wurde erneut geprüft und mit leichten Anpassungen aktualisiert.

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