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15.08.2022

15:48

Baumarktkette

Unternehmer übernimmt Russland-Geschäft von Obi – für rund zehn Euro

Von: Florian Kolf

Für einen symbolischen Preis kauft Josef Liokumowitsch die Geschäfte der Baumarktkette mit allem Inventar. Die Marke Obi darf er künftig nicht nutzen.

Ein russischer Geschäftsmann hat sich 60 Prozent an den Läden für einen symbolischen Preis gesichert. IMAGO/ITAR-TASS

Ehemaliger Obi-Markt in Russland

Ein russischer Geschäftsmann hat sich 60 Prozent an den Läden für einen symbolischen Preis gesichert.

Düsseldorf Vor vier Monaten hatte die deutsche Baumarktkette Obi angekündigt, dass sie ihr Geschäft in Russland verschenken wird. Nun ist klar, wer die Läden künftig weiterführt. So hat sich der Unternehmer Josef Liokumowitsch nach eigenen Angaben für einen symbolischen Preis von umgerechnet rund zehn Euro einen Anteil von rund 60 Prozent am Russlandgeschäft von Obi gesichert.

Im Gegenzug habe er Schulden des Geschäfts von umgerechnet rund 30 Millionen Euro abgelöst, sagte er der russischen Ausgabe des Magazins „Forbes“ vom Montag. Wer die restlichen 40 Prozent an der ehemaligen Landesgesellschaft von Obi jetzt hält, ist nicht bekannt.

Um den Rückzug aus Russland zu beschleunigen, hatte sich Obi entschieden, seine Märkte inklusive aller Einrichtungsgegenstände an einen Investor zu verschenken. „Alle Märkte waren bereits am 17. März 2022 geschlossen, und gestern wurden alle juristischen Einheiten ohne Kaufpreiszahlung an einen Investor übertragen“, hatte das Unternehmen dem Handelsblatt im April auf Nachfrage mitgeteilt.

„Damit ist die Obi-Gruppe nach der Transaktion weder direkt noch indirekt in Russland tätig“, hieß es vom Unternehmen. Damals stand jedoch noch die Zustimmung der zuständigen Behörden aus.

Das Wichtigste war für Obi, eine Tochter der Familien-Holding Tengelmann, dass seine Marke in Russland künftig nicht mehr verwendet wird. Dies sicherte Liokumowitsch dem Unternehmen als Voraussetzung für die Übertragung schriftlich zu. Er wolle die übernommenen Märkte in Russland unter neuem Namen wieder auf Wachstumskurs bringen, erklärte er jetzt.

Globus und Metro bleiben weiter in Russland

Der Rückzug aus Russland war eine Entscheidung des Tengelmann-Eigentümers Christian Haub als Reaktion auf den Überfall Russlands auf die Ukraine. „Ich könnte mir einfach aus moralischen Gründen nicht vorstellen, weiterhin Geschäfte in Russland zu betreiben und damit indirekt das dortige Regime finanziell zu unterstützen“, hatte er in einem Interview mit dem „Manager-Magazin“ gesagt.

Andere deutsche Händler sind weiterhin in Russland tätig. So betreibt die Lebensmittelkette Globus dort 19 Läden. Auch das Großhandelsunternehmen Metro hält seine 93 Märkte in Russland weiter offen. Beide begründen ihre Entscheidung damit, dass sie auch für ihre Mitarbeiter vor Ort verantwortlich sind sowie für die Grundversorgung der Menschen vor Ort.

Dass ein Rückzug aus Russland gar nicht so einfach ist, zeigte auch das Beispiel von Obi. So soll das russische Management der Landesgesellschaft nach der Schließung der Märkte im März eigenmächtig versucht haben, die Läden wieder zu öffnen. Dies soll Obi verhindert haben, indem es die Kassen von den Servern trennte und damit die Nutzung der Software unterbunden habe.

Auch wegen solcher Erfahrungen dürfte es dem Händler wichtig gewesen sein, die Märkte an einen Investor zu übertragen, der zusichert, die Marke in Russland nicht weiter zu nutzen.

Vor der Schließung hatte Obi in Russland 27 Heimwerkermärkte betrieben und knapp 5000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen macht einen Jahresumsatz von 8,7 Milliarden Euro. Knapp fünf Prozent davon hatte es zuletzt in Russland erzielt.

Mit Agenturmaterial

Kommentare (2)

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15.08.2022, 18:58 Uhr

Obi Inhaber spielt eins auf Moral. Sind den alle seine Produkte moralisch denn vertretbar?

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