Hohe Preise und die drohende Rezession drücken auf die Verbraucher-Stimmung. Händler locken deshalb zum Black Friday mit besonderen Schnäppchen. Experten sagen, wo sie zu finden sind.
Düsseldorf Für Kunden von Media Markt beginnt der Black Friday schon an einem Montag. Auf Plakaten wirbt der Elektronikhändler in einer Düsseldorfer Filiale bereits vier Tage vor dem eigentlichen Schnäppchentag am 25. November mit dem Spruch: „Nicht bis Black Friday warten. Starten!“
Doch die Kauflust der Deutschen scheint dieses Jahr zu stagnieren. Das legt eine Studie der Boston Consulting Group nahe. Demnach werden deutsche Konsumenten 2022 wohl nur durchschnittlich 290 Euro am Black Friday ausgeben – knapp 15 Prozent weniger als 2021.
Für die Trübsal der Verbraucher macht Marketingexperte Jan Bechler vor allem die hohe Inflation und Energiepreise verantwortlich. Der Geschäftsführer der Hamburger Marketingfirma Finc3 rechnet dieses Jahr nicht mit Rekordumsätzen am Black Friday, einer Verkaufsveranstaltung des Einzelhandels, die Rabatte in den Fokus stellt und zum Kauf von Produkten verführen soll.
Bechler erklärt: „Um den Kunden zum Kauf zu animieren, werden die Händler daher meines Erachtens hohe Rabatte gewähren müssen.“
Besonders bei den Produktgruppen Kleidung und elektronische Geräte wie Fernseher und Mobiltelefone könnten sich dieses Jahr Schnäppchen finden, vermutet Bechler.
Bei Textilien könnte vor allem das warme Wetter Händler zu möglichen Rabatten veranlassen. Bechler erklärt: Aufgrund der hohen Temperaturen im Herbst hätten viele Modehändler Kollektionen nicht verkaufen können und würden nun versuchen, ihre Lager mithilfe von Nachlässen beim Preis zu leeren.
Fernseher und andere Elektronikartikel hätten sich durch die Inflation deutlich verteuert. Die Konsumenten würden sich daher zweimal überlegen, ob sie ein Produkt wirklich benötigten, meint Experte Bechler: „Bei allen Produkten, die die Menschen nicht zwingend brauchen, werden wir einen Rückgang bei der Nachfrage erleben.“ Aus diesem Grund würden viele Händler den Kunden mit Rabatten zum Kauf animieren wollen.
Auch das Marktforschungsinstitut GfK kommt zu ähnlichen Schlüssen. Wegen der hohen Inflation von zuletzt knapp zehn Prozent griffen viele Kunden nicht mehr so schnell zur Geldbörse. Der Experte für technische Konsumgüter der GfK, Alexander Dehmel, sagt: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Händler die Black Week dieses Jahr nutzen, um durch besonders hohe Rabatte Schwung in die Produktgruppen zu bringen, die in den vergangenen Monaten nur wenig nachgefragt wurden.“
Bei allen Produkten, die die Menschen nicht zwingend brauchen, werden wir einen Rückgang bei der Nachfrage erleben. Marketingexperte Jan Bechler
Produkte „im Einstiegs- und mittleren Preisbereich“ sowie Güter „im Premiumbereich“ könnten während der Black Week, also der Woche vor dem Black Friday, aufgrund von Rabatten deutlich günstiger zu haben sein.
Ob die hohen Preisnachlässe die Kauflaune steigern werden, bleibt abzuwarten. Der Trend Check Handel des ECC Köln kommt zum Ergebnis, dass Konsumenten ihre Ausgaben stärker kontrollieren und Impulskäufe zugleich reduzieren.
Als Gründe für die Flaute nennt die Boston Consulting Group vor allem Furcht vor anhaltender Inflation und einer drohenden Rezession in der Wirtschaft. Mehr als die Hälfte aller Deutschen muss bereits ihre Ersparnisse für Dinge des täglichen Bedarfs ausgeben. Trotzdem wollen sich 63 Prozent der Bevölkerung an Black Friday auf Schnäppchenjagd begeben.
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Der Handelsverband Deutschland erwartet den Auftakt des Weihnachtsgeschäfts mit Optimismus. So rechnet der Lobbyverband der deutschen Einzelhändler im Jahr 2022 mit einem Umsatz von etwa 5,7 Milliarden Euro an Black Friday und Cyber Monday, dem Montag nach Black Friday, an dem vor allem Onlineshops Rabatte gewähren. Das ergibt im Vergleich zum Jahr 2021 knapp 22 Prozent mehr Umsatz.
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Stephan Tromp, Hauptgeschäftsführer des Verbands, erläutert: „Die Wachstumsgeschichte des Black Friday und des Cyber Monday setzt sich auch unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen und trotz der schlechten Konsumstimmung fort.“ Der Lobbyist ist überzeugt, dass die beiden Aktionstage aufgrund ihrer großen Bekanntheit weiterhin erfolgreich sein werden.
Marketingprofi Bechler gibt Liebhabern von Rabatten indes einen Geheimtipp: Bei Möbeln sei das Angebot derzeit groß. Denn: Viele Deutsche hätten es sich während der Pandemie zuhause gemütlich einrichten wollen und deshalb bereits Sofas, Kommoden und Tische eingekauft. Der Bedarf in der Bevölkerung sei gedeckt. Nun könne man möglicherweise bei einem Schnäppchen zuschlagen.
Und wer noch mehr sparen möchte? Bechler meint: Im Internet würden den Kunden noch etwas höhere Rabatte winken als beim Einkaufsbummel durch die Filialen in der Innenstadt.
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