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26.01.2023

12:10

Bootsbranche

Luxusjachten sind trotz Inflation begehrt

Von: Julia Leonhardt

Während andere Branchen mit den Folgen der Krise zu kämpfen haben, zeigt sich der Handel mit edlen Booten krisenfest. Deutsche Kunden fragen vor allem ein Preissegment nach.

Dieses Jahr werden rund 200.000 Besucher in den Messehallen erwartet. dpa

Wassersportmesse Boot in Düsseldorf

Dieses Jahr werden rund 200.000 Besucher in den Messehallen erwartet.

Düsseldorf Hohe Energiepreise und dramatische Preissteigerungen belasten derzeit viele Branchen. Das Luxussegment der Bootindustrie zeigt sich dagegen krisenfest. Superjachten und luxuriöse Motorboote werden weiterhin von reichen Kunden gekauft. Meterlange, glänzende Motorjachten sind nicht nur im Ausland beliebt – auch deutsche Kunden leisten sich viel.

Eine der bekanntesten Marken für Luxusjachten, Ferretti, berichtet über einen Auftragsbestand von 1,4 Milliarden Euro. Auf der Boot in Düsseldorf feierte der italienische Hersteller mit der Ferretti Yachts 580 Weltpremiere. Die 18 Meter lange Jacht bietet mehrere Schlafzimmer, eine Küche und mehrere Loungezonen. Auf dem Wasser kann das Boot bis zu 28 Knoten erreichen.

Ein weiterer Star der Boots- und Wassersportmesse, die noch bis zum kommenden Wochenende geöffnet ist, ist die Princess X80. Die 25 Meter lange Jacht bietet den Besitzern jede Menge Luxus und Komfort. Neben mehreren Schlafzimmern gibt es eine Bar und einen Whirlpool auf dem Holzdeck. Mit einem Kaufpreis von rund 7,9 Millionen Euro richtet sie sich nur an einen kleinen Kreis der weltweiten Topverdiener.

In Halle 6 sind die neuesten und schönsten Exemplare zu bestaunen. Die Princess X80 gehört mit ihren 25 Meter Länge zu den Favoriten. Neben dem Modell sind Marken wie Sunseeker und Ferretti die Topanbieter. Prunk und Luxus sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Die Boot ist eine der größten Boots- und Wassersportmessen weltweit. Auf 16 Hallen verteilt können sich Besucher nicht nur Jachten und Schlauchboote anschauen. Auch Wassersportarten wie Surfen oder Wakeboarden sind vertreten.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause waren nach Angaben des Veranstalters am ersten Wochenende wieder rund 60.000 Interessierte vor Ort. 200.000 Besucher werden bei der einwöchigen Messe insgesamt erwartet.

Digitalisierung verändert den Bootshandel

Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverbands Wassersportwirtschaft, blickt auf sehr erfolgreiche Jahre zurück. Und mit der Coronapandemie erfuhr die Branche noch einmal einen gewaltigen Aufschwung. Es habe einen enormen Drang der Menschen gegeben, einfach aus dem Alltag mit Corona herauszukommen.

In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wurden weltweit Boote im Wert von über 5,5 Milliarden Euro verkauft. Messe Düsseldorf C. Tillmann

Luxusausstattung des Herstellers Princess

In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wurden weltweit Boote im Wert von über 5,5 Milliarden Euro verkauft.

„Alles, was schwimmen konnte, wurde gekauft“, erinnert sich Stahlhut. Doch zusammengebrochene Lieferketten stellten die Branche auch vor Herausforderungen. Motoren und Kleinteile waren kaum lieferbar.

Insbesondere der Onlinehandel mit Booten erfährt seit ein paar Jahren einen Boom. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen veranlassten mehr Menschen als sonst zu einem Bootskauf. Nadja Sörgel ist Europachefin der Boats Group und hat viele Jahre Erfahrung in der Branche. „Wir hatten über die letzten drei Jahre eine absolute Boomphase“, sagt sie.

Das US-Unternehmen Boats Group ist so etwas wie das Amazon für Boote. Auf den Websites und Onlinemarktplätzen des Unternehmens können Kunden preiswertere Motorboote, aber auch Jachten in zweistelliger Millionenhöhe kaufen.

Preise für 26-Fuß-Jachten steigen um 140 Prozent

Erst mit der Pandemie bekam das Onlinegeschäft einen Aufschwung. Viele Händler waren gezwungen, sich der Digitalisierung anzupassen, und erweiterten ihren Verkauf. „Die Diskussion, ob ein Händler online sein sollte, haben wir heute nicht mehr“, sagt Sörgel. Es gehe heute nur noch um die Frage, wie der Händler seinen Onlineauftritt gestaltet.

Die Luxusjacht von Sunseeker hat ihre Weltpremiere auf der Boot in Düsseldorf. Messe Düsseldorf C. Tillmann

Manhattan 68

Die Luxusjacht von Sunseeker hat ihre Weltpremiere auf der Boot in Düsseldorf.

Mit der Erweiterung auf den Onlinemarkt können Bootshändler mehr Reichweite erzielen. Durch die Pandemie habe man besonders Neukunden gewonnen, die vorher noch keine Erfahrung mit Booten hatten. „So haben wir natürlich einen ganz neuen Markt erschlossen“, berichtet Sörgel.

Der Boom zeigt sich auch in den Klickzahlen. Die Website boats.com hatte im Jahr 2022 monatliche Besucherzahlen von rund 500.000 Menschen, die auf der Suche nach einem Boot waren – das ist ein Plus von 47 Prozent im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Die hohe Nachfrage schlägt sich auch in den Preisen nieder. So berichtet die Boats Group, dass der Durchschnittspreis für Boote im 26-Fuß-Bereich im Jahr 2022 kontinuierlich anstieg – international um rund 140 Prozent. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wurden weltweit Boote im Wert von mehr als 5,5 Milliarden Euro verkauft.

Deutsche Kunden suchen Jachten ab 500.000 Euro

Selbst die Inflation kann dem Boom mit den Luxusbooten nichts anhaben. „In den letzten zwei Jahren haben die Käufer Preiserhöhungen in Kauf genommen“, bestätigt Nadja Sörgel. Trotz der erheblichen Preissteigerungen sind viele Kunden bereit, in edle Boote zu investieren. Gerade das Luxussegment läuft unverändert gut.

Auch Karsten Stahlhut sieht die Branche gut geschützt vor Inflation und Energiekrise. Die Auftragsbücher der Werften seien weiterhin voll. Besonders Modelle ab 100.000 Euro werden viel gekauft. Nach oben ist dabei dem Preis kaum ein Limit gesetzt.

Sörgel zufolge sind besonders die deutschen und französischen Kunden dazu bereit, viel Geld für große Boote und Jachten auszugeben. Dabei ist die deutsche Kundschaft vor allem an Segel- und Motorjachten ab einem Wert von 500.000 Euro interessiert.

Die Ferretti Yachts 580 feierte auf der Boot ihre Weltpremiere. Die 18 Meter lange Jacht der italienischen Marke bietet mehrere Schlafzimmer, eine Küche und mehrere Loungezonen. Auf dem Wasser kann das Boot bis zu 28 Knoten erreichen.

Das millionenschwere Boot ist mit seiner Luxusausstattung nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich. Das hindert Ferretti nicht daran, auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten gute Geschäfte zu machen: Der Auftragsbestand des Unternehmens beläuft sich auf 1,4 Milliarden Euro.

Auch Nadja Sörgel blickt positiv auf die Zukunft der Branche. Die Bootsbauer seien gestärkt aus der Krise herausgegangen, beobachtet sie. Mit vielen Neukunden wurde auch ein größeres Bewusstsein für Boote geschaffen – und ein größerer Markt.

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