Die Gewerkschaftsmitglieder sprechen sich klar gegen das Tarifangebot der Post aus. Trotzdem wird weiterverhandelt. Gleichzeitig schaltet der Konzern in den Sparmodus.
Verdi-Proteste bei der Deutschen Post
Die Gewerkschaftsmitglieder haben für einen unbefristeten Streik bei der Post gestimmt.
Bild: dpa
Troisdorf Deutsche Verbraucher könnten in naher Zukunft wieder häufiger vergeblich auf Briefe und Pakete der Deutschen Post warten. Wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilte, haben 85,9 Prozent der befragten Mitglieder im Tarifkonflikt mit dem Bonner Dax-Konzern das Angebot des Arbeitgebers abgelehnt. Damit wurde die nötige Schwelle von 75 Prozent deutlich übertroffen.
Ein unbefristeter Streik sei nur noch zu verhindern, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis, wenn die Post „eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots“ liefere. Verdi fordert für die 160.000 deutschen Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 15 Prozent, was den Konzern nach eigenen Angaben rund eine Milliarde Euro zusätzlich kosten würde.
Der Vorstand ist den Arbeitnehmern dabei bereits entgegengekommen. Neben einer abgabefreien Einmalzahlung von 3000 Euro sollen sie ab Anfang 2024 monatlich 150 Euro zusätzlich erhalten, ab Dezember 2024 sogar 340 Euro mehr. Der untersten Lohngruppe brächte dies über die zwei Jahre ein Plus von 9,9 Prozent, unter Berücksichtigung der Abgabenfreiheit nach Handelsblatt-Berechnungen sogar 11,6 Prozent.
Im Falle eines Streiks will die Post zwar Beamte und Verwaltungsmitarbeiter in der Brief- und Paketverteilung einsetzen, nicht aber Leiharbeiter wie beim letzten großen Arbeitskampf 2015. Zudem werden sich nach den Erwartungen von Personalvorstand Thomas Ogilvie lediglich Verdi-Mitglieder an einem möglichen Ausstand beteiligen. In der Belegschaft sei dies aber eine Minderheit.
Gleichzeitig schaltet der Konzern in den Sparmodus. Wie Vorstandschef Frank Appel am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen ankündigte, hat der Konzern einen Einstellungsstopp verhängt. Dies gelte in erster Linie für die Verwaltung. Statt der 4,1 Milliarden Euro, die der Konzern noch im vergangenen Jahr investierte, will man außerdem 2023 nur noch 3,4 bis 3,9 Milliarden ausgeben. Auch Geschäftsreisen seien zum Teil gestrichen, erklärte Appel.
Nach dem höchsten Gewinn in der Firmengeschichte stellt sich die Deutsche Post für 2023 auf ein schrumpfendes Geschäft ein. Angesichts stark gesunkener Frachtraten im See- und Airline-Transport prognostizierte der Dax-Konzern am Donnerstag für das laufende Geschäftsjahr einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von nur noch sechs bis sieben Milliarden Euro. 2022 hatten die Bonner, wie bereits im November angekündigt, 8,4 Milliarden Euro verdient.
Gleichzeitig fällt das Paketgeschäft, das während Corona für einen steilen Anstieg von Umsatz und Gewinn sorgte, als Wachstumstreiber aus. Mit dem Abflauen des E-Commerce ging es mit dem Paketvolumen bereits 2022 um 8,3 Prozent abwärts. Da auch das Briefgeschäft stagnierte, sank das Ebit der Division im zurückliegenden Jahr kräftig von 1,7 auf 1,3 Milliarden Euro. Für 2023 wird es nach den Erwartungen des Vorstands allenfalls bei einer Milliarde Euro liegen.
„Die nachlassende globale Wachstumsdynamik macht sich auch in unserem Ergebnisausblick bemerkbar“, sagte Finanzvorständin Melanie Kreis. „Deswegen handeln wir im ersten Halbjahr 2023 besonders umsichtig und fokussieren uns auf unser Ertrags- und Kostenmanagement.“ Auch für 2025 erwarte man lediglich ein Ebit von acht Milliarden Euro und damit gerade einmal so viel, wie der Konzern 2021 erzielte.
Für Enttäuschung an der Börse dürfte allerdings der Dividendenvorschlag sorgen. Obwohl die Post den Konzerngewinn auf 5,4 Milliarden Euro steigerte und damit über den Erwartungen der Analysten lag, die durchschnittlich mit nur 5,29 Milliarden gerechnet hatten, soll es je Anteilsschein lediglich 1,85 Euro Dividende geben. Erwartet wurden 1,89 bis 1,91 Euro.
Allerdings kündigte der Vorstand an, sein bislang zwei Milliarden Euro umfassendes Aktienrückkaufprogramm um eine Milliarde Euro zu erweitern.
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