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09.12.2022

20:12

Discounter

Aldi Nord räumt im Auslandsgeschäft auf – und trennt sich von allen Filialen in Dänemark

Von: Florian Kolf

Der Discounter setzt neue Prioritäten im Auslandsgeschäft. Die Märkte in Dänemark werden verkauft, um Kapital für Investitionen in Wachstumsmärkten freizusetzen.

Der Discounter zieht sich aus Dänemark zurück. dpa

Aldi Nord

Der Discounter zieht sich aus Dänemark zurück.

Düsseldorf Der Discounter Aldi Nord zieht sich nach jahrelangen Verlusten aus dem dänischen Markt zurück. Einen großen Teil der 188 Märkte in dem skandinavischen Land verkauft der Händler, der Rest dürfte geschlossen werden.

Damit hat der Discounter erstmals einen Auslandsmarkt wieder aufgegeben. Seit 1977 war Aldi in Dänemark präsent. Es war der dritte Auslandsmarkt nach den Niederlanden und Belgien.

Aldi Nord hat bisher insgesamt 5300 Läden in neun europäischen Ländern. Nun sollen die Prioritäten neu gesetzt werden. Denn das Kapital aus dem Verkauf in Dänemark soll in Wachstumsmärkte investiert werden.

Aldi schreibt in Dänemark seit vielen Jahren Verluste. 2017 bereits versuchte das Unternehmen durch die Schließung von 32 Läden die Trendwende zu schaffen, doch auch das half nicht. Selbst hohe Investitionen in das bestehende Netz und umfangreiche Werbekampagnen brachten keine Besserung. Im vergangenen Jahr musste der Händler bei einem Umsatz von umgerechnet 630 Millionen Euro ein Minus von 46 Millionen Euro hinnehmen.

144 der Aldi-Läden in Dänemark übernimmt der Konkurrent Rema 1000. Der neue Eigentümer übernimmt auch 1600 der 2800 Aldi-Mitarbeiter. Dazu zählen neben dem Personal der Märkte auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Logistikzentrums in Kolding, denen Rema 1000 Arbeitsplätze im nahe gelegenen Vejle und Horsens anbieten wird, sowie Kraftfahrer der drei dänischen Logistikzentren.

Aldi investierte Milliarden in die Modernisierung der Läden

Die Vereinbarung zwischen Aldi und Rema 1000 steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die dänischen Wettbewerbsbehörden, die in den kommenden Monaten erwartet wird. Der Geschäftsbetrieb der Märkte soll zunächst fortgeführt werden. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Rückzug aus Dänemark ist Teil einer neuen Strategie von Aldi Nord in den Auslandsmärkten, die wieder mehr Profitabilität bringen soll. Insidern zufolge werfen nur noch das Geschäft in Belgien und die Tochter Trader Joe’s in den USA hohe Gewinne ab. Die restlichen Märkte erfüllen nur bedingt die Erwartungen.

Dazu kommt, dass auch das Geschäft im wichtigen Heimatmarkt erst seit Kurzem wieder knapp in den schwarzen Zahlen ist. Durch die höheren Umsätze in der Pandemie konnte Aldi Nord im Jahr 2020 wieder einen Gewinn in Deutschland erzielen. In den zwei Jahren zuvor hatte Aldi Nord Verluste verbuchen müssen.

Das wiegt umso schwerer, weil der Discounter einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag allein in die Modernisierung der Läden in Deutschland und im europäischen Ausland investiert hat. Das Programm „Aniko“ (Aldi-Nord-Instore-Konzept) brachte aber nicht den gewünschten Erfolg. Auch deshalb musste 2018 Aldi-Nord-Chef Marc Heußinger gehen und Platz für Thorsten Hufnagel machen.

Aldi-Expansion in Belgien, Polen und Frankreich

Nun sollen neue Prioritäten im Auslandsgeschäft gesetzt werden, um den Discounter wieder nachhaltig auf Wachstum zu trimmen. „Die Entscheidung zur Veräußerung des Geschäfts in Dänemark ist Ergebnis langfristiger Transformationsprozesse der Unternehmensgruppe“, hieß es vom Unternehmen. Davon profitiert in besonderem Maße das erfolgreiche Geschäft in Belgien.

Expandieren will Aldi Nord insbesondere in der Region rund um die belgische Hauptstadt Brüssel. So will das Unternehmen 35 Millionen Euro in neue Geschäfte dort investieren. Gerade erst hat Aldi den 23. Markt in Brüssel eröffnet.

Große Hoffnungen setzt der Discounter auch in den wachsenden Markt Polen. Dort konnte er den Umsatz im vergangenen Jahr um 20 Prozent steigern, 39 neue Filialen wurden 2021 eröffnet.

Das Wachstumstempo in Polen soll jetzt weiter gesteigert werden. Wie Wojciech Łubieński, Chef der polnischen Aldi-Tochter, mitteilte, will das Unternehmen die Zahl der Märkte von heute gut 230 auf 500 bis 600 steigern. Und seine Perspektive bis 2032 sind schon 1000 Läden. Selbst eine Übernahme schließt er nicht aus.

Damit würde er dem Beispiel der französischen Schwester folgen. In Frankreich hatte es Aldi Nord jahrelang nicht geschafft, dem deutlich erfolgreicheren Rivalen Lidl Paroli zu bieten. Dann kam im vergangenen Jahr der Befreiungsschlag: Aldi übernahm rund 500 Filialen und drei Zentrallager des französischen Konkurrenten Leader Price. In diesem Jahr sind 100 neue Filialen dazugekommen, das Netz in Frankreich wuchs dadurch auf etwa 1400 Geschäfte.

Angesichts dieser strategisch wichtigen Investitionen waren die dauernden Verluste in Dänemark nicht mehr tragbar. Aldi Nord teilte mit, das Unternehmen werde sich „künftig auf die übrigen acht europäischen Märkte konzentrieren, die ein stärkeres Wachstum und langfristige Entwicklungsperspektiven ermöglichen“.

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