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06.06.2019

12:00

Besser als Fastfood, meint unsere Text-Autorin Lena Bujak zu den Mahlzeiten aus der Dose. Quelle: Privat

YFood

Besser als Fastfood, meint unsere Text-Autorin Lena Bujak zu den Mahlzeiten aus der Dose.

Quelle: Privat

Ernährung

YFood im Test: Kann dieses Getränk eine Mahlzeit ersetzen?

Von: Lena Jesberg

YFood soll der flüssige Ersatz für eine Mahlzeit sein. Jetzt bekommen die Gründer neues Geld. Aber kann man mit dem Produkt aus „Die Höhle der Löwen“ wirklich auf richtiges Essen verzichten? Unsere Autorin Lena hat es probiert.

Dieser Artikel ist am 06. Juni 2019 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.

Bereits die zweite Flasche ist für mich reines Mittel zum Zweck. YFood macht mich jetzt schon nicht mehr satt und hat auch mit Genuss wenig zu tun. Ich kippe den Inhalt runter, als wär es ein normales Getränk. Das Verlangen nach weiterer Nahrung legt sich bestimmt bald. Jetzt, nach dem letzten Tropfen dieses Mahlzeitersatzes aber, sehne ich mich nach was Bissfestem.

YFood-Gründer in der „Höhle der Löwen“: Frank Thelen investiert 200.000 Euro

Die Trinkmahlzeiten von YFood lernte ich erstmals in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ kennen, in der die Gründer Noël und Ben einen Deal erreicht haben: Ausgerechnet Frank Thelen schnappte sich 20 Prozent der Firmenanteile für 200.000 Euro. Der Investor, der kurz vorher noch mitleidig den Blick senkte, als die Kandidaten von einer „gesunden Mahlzeit aus der Flasche“ berichteten.

Thelen kaufte ein Fünftel des Unternehmens, YFood sollte damals also insgesamt eine Million Euro wert sein. Dafür versprechen die Gründer: Eine Flasche kann eine ganze Mahlzeit ersetzen, vier Stunden satt machen und obendrein noch gesund sein.

Inzwischen haben sie zwei weitere große Geldgeber aus Frankreich und den USA von ihrer Idee überzeugt, wie das Portal Gründerszene berichtet. Frank Thelen soll ebenfalls weiteres Geld zur Verfügung gestellt haben. Insgesamt flossen laut Gründerszene damit rund 4,2 Millionen Euro neues Wagniskapital an die Firma.

Frank Thelen erinnerte das Getränk damals in der Sendung an Baileys. Carsten Maschmeyer schmeckte es überhaupt nicht. Und Ralf Dümmel leerte alle drei Probiergläser am schnellsten. Was ist aber die Wahrheit? Wie schmeckt YFood? Und macht es wirklich satt?

YFood im Test: Wie hoch ist der Preis für das Getränk aus der „Höhle der Löwen“?

Den Drink kann man heute in vielen Supermärkten kaufen, eine Flasche bekomme ich für 3,15 Euro. Im Onlineshop ist das Ganze teurer, da man dort bislang nur 6er-Packs (500 ml) oder 8er-Packs (330 ml) kaufen kann. So kostet dort eine 500ml-Flasche runter gerechnet 3,49 Euro und die kleinere Version 2,99 Euro.

Für YFood dürften sich die Getränke rechnen: In der Herstellung koste eine Flasche 95 Cent, berichten die beiden bei ihrem TV-Auftritt. An einer im Onlineshop verkauften Flasche verdienen sie also bis zu 2,60 Euro. Allerdings gehen davon noch die Kosten für den Onlineshop und Personal ab.

Die recycelbaren Flaschen von YFood gibt es in vier Sorten: Smooth Vanilla, Cold Coffee Brew, Alpine Chocolate und Fresh Berry. Alle basieren auf tierischer Milch, sind also nichts für Veganer. Ich vermisse den herzhaften Geschmack der Mahlzeiten, die ich damit ersetzen werde, schon jetzt.

Erfahrungen mit YFood: Wie ist der Geschmack der flüssigen Mahlzeit aus der Flasche?

Mein Test beginnt morgens. Ich habe eine längere Autofahrt vor mir, deshalb entscheide ich mich für Cold Coffee Brew. Dabei mag ich eigentlich keinen Kaffee. Ich öffne die Flasche, sträube mich ein wenig vor dem ersten Schluck. Noch bevor ich aber angeekelt mein Gesicht verziehen kann, merke ich: Das schmeckt! Das Kaffee-Aroma ist durch die Milch nicht zu stark. Der Geschmack ist natürlich.

Ich trinke die Flasche langsam und gemütlich während der Autofahrt, als würde ich wirklich eine Mahlzeit essen. Ich genieße. Dann kleckere ich. Blöde Bodenwelle. Fürs Auto ist die Flasche mit der großen Öffnung eher unpraktisch. Doch zu meiner Überraschung hört mein Magen tatsächlich nach etwa der Hälfte des Getränks auf zu knurren. Bis etwa 16 Uhr bin ich satt. Damit hält YFood mich länger satt als die vier Stunden, die Ben und Noël versprechen.

Umso größer sind meine Erwartungen, als ich in den nächsten Tagen „Smooth Vanilla“ probiere – denn ich liebe Vanille. Voller Elan schüttele ich die Flasche. Öffne mit einem Knacken den Deckel. Ziehe den Frischeverschluss ab. Setze an… und schlucke enttäuscht runter.

Der Drink erinnert mich unwillkürlich an Protein-Shakes für den Muskelaufbau: Wenig Geschmack, das Gefühl auf der Zunge etwas sämig. Als Fitnessdrink vielleicht okay. Dafür, dass ich mit dem Getränk auf eine leckere Mahlzeit verzichte, erwarte ich aber mehr „Wow“.

Dazu kommt, dass mich der Drink dieses Mal nicht satt macht. Die letzte Sorte, Fresh Berry, habe ich lange vor mir hergeschoben. Künstlicher Fruchtgeschmack ist für mich der reine Horror. In der Zutatenliste stehen zumindest Erdbeerpüree und Himbeerpüree.

Ich traue mich. Der Geschmack erinnert an Fruchtzwerge. Zwar weniger süß und nicht so intensiv, dafür aber irgendwie künstlich. Immerhin: YFood bietet eine Geld-Zurück-Garantie für alle, denen es nicht schmeckt.

Ist YFood gesund? Ernährungs-Experten üben Kritik am Zucker-Gehalt

Auf die Idee zu der flüssigen Nahrung aus der Flasche kam Gründer Noël im Krankenhaus. Dort lag er wegen einer Überdosis an Burgern und Schokoriegeln, wie er in der Fernsehsendung erzählte: Im stressigen Arbeitsalltag habe er sich fast nur von Fast Food ernährt. Mit bösen Folgen für seine Gesundheit. Aber wie gesund ist dann YFood?

Ich frage Iris Flöhrmann. Der Diätassistentin fällt beim Blick auf die Nährwerttabelle gleich auf: Die angegebene Referenzmenge von 2000 Kalorien ist für Männer deutlich zu wenig, und entspreche eher „dem durchschnittlichen Energiebedarf von einer 25- bis 51-jährigen Frau“.  Ein Mann brauche im selben Alter etwa 400 Kcal mehr.

Die Expertin erinnert die angegebene Kalorienzahl an Abnehmdrinks. Bei einer Diät, wo Mahlzeiten durch Flüssignahrung ersetzt werden, enthielten die Drinks pro Mahlzeit 200 bis 400 Kalorien. Die 500ml-Portion von YFood liege nur 100 Kalorien über dem Höchstwert. Und das ist nicht alles.

Ernährungsberaterin Petra Ambrosius sieht vor allem den Zuckergehalt kritisch. In einer Flasche sind 22 Gramm Zucker enthalten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Zuckerkonsum von maximal 25 Gramm pro Tag in verarbeiteten Lebensmitteln. „Diese Menge ist schon mit einer 500ml-Portion erreicht“, sagt Expertin Ambrosius.

Dass YFood kein Zucker zugesetzt wird, wie es auf der Flasche steht, ist so auch nicht richtig. Unter den Zutaten findet man auch Maltodextrin, was laut der Ernährungsberaterin Noël Granholm nicht weniger ist als ein geschmacksneutraler Zucker.

Erfahrungen mit YFood: Flüssignahrung kann feste Mahlzeiten nicht komplett ersetzen

Die Macher von YFood sagen, man könne jede Mahlzeit durch die Flaschen ersetzen. So steht es in den FAQ der Marke. Auch, wenn Ben und Noël klar empfehlen, das nicht wirklich zu tun, ist die Verlockung gerade für faule Menschen groß. Petra Ambrosius warnt jedoch davor, ganz auf richtiges Essen zu verzichten:

„Wer sich dauerhaft von einer künstlich hergestellten Trinknahrung ernährt, verlernt das Kauen und den Geschmack natürlicher Lebensmittel.“

Auch bei den verschiedenen angebotenen Geschmacksrichtungen könne der dauerhafte und vollständige Mahlzeitenersatz sehr schnell eintönig werden. Dann drohen Heißhungerattacken, so die Expertin.

Isabel Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entdeckt noch ein anderes Problem, das von beinahe allen Experten bestätigt wird: „Eine vollwertige Ernährung liefert ja noch mehr als bloß die Nährstoffe. Nehmen wir zum Beispiel Gemüse. Das ist reich an Vitaminen und an Ballaststoffen, an Mineralstoffen, aber auch an sekundären Pflanzenstoffen. Von denen weiß man heute, dass sie eine ganz wichtige Funktion haben, um Krankheiten zu vermeiden. Sie schützen die Zellen und haben obendrein antibakterielle Effekte. So was fällt bei YFood komplett weg.“

Die Expertin erklärt mir auch, warum die zweite Flasche YFood bei mir nicht den Hunger stillte: „Wenn man Kalorien in Form von Getränken zu sich nimmt, ist die Sättigung lange nicht so hoch als wenn man eine Mahlzeit isst, die vor sich stehen hat und wirklich kaut. Von daher sagen wir ganz deutlich, dass kein Weg an einer vollwertigen Ernährung vorbei geht.“ Schon bei normalen Mahlzeiten raten Ernährungsberater, langsam zu essen, da sich das Sättigungsgefühl erst etwa 20 Minuten nach dem ersten Bissen einstellt.

Fazit meiner Erfahrungen: YFood-Test ist eine gute Notlösung

Frank Thelen hat mit den Jungs von YFood sicher einen guten Deal gemacht. Wenn es wirklich mal ganz schnell gehen muss, ist die Trinkmahlzeit eine nette Alternative. Besser als Fast Food sind die Flaschen allemal. Sie sind einigermaßen bezahlbar, sättigen und liefern immerhin ein paar wichtige Nährstoffe.

Besser als eine gesunde, leckere Stulle ist das Getränk jedoch nicht. Aufgrund des bescheidenen Geschmacks von YFood befriedigt das Getränk zwar meinen ersten Hunger, nicht aber meine Lust auf Essen. Mit einem Butterbrot bin ich besser bedient. Und das kann ich im Auto auch nicht verschütten.

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