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16.05.2022

16:19

Fast-Food-Kette

McDonald's gibt Russland-Geschäft auf und muss Milliarden abschreiben

Von: Felix Holtermann

PremiumDie Fastfoodkette will die russischen Filialen an einen Käufer veräußern. Damit endet eine Ära, die 1990 noch zu Sowjetzeiten begann.

Am 31. Januar 1990 eröffnete der erste Imbiss der Fastfoodkette in der Sowjetunion – ein Vorzeichen für das Ende des Kalten Kriegs. AP

Erste McDonald's-Filiale in Moskau

Am 31. Januar 1990 eröffnete der erste Imbiss der Fastfoodkette in der Sowjetunion – ein Vorzeichen für das Ende des Kalten Kriegs.

New York Die US-Fast-Food-Kette McDonald's gibt infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine ihr Geschäft in Russland auf. Nach 32 Jahren in dem Land will das Unternehmen die Filialen an einen lokalen Käufer veräußern, wie der Konzern am Montag in Chicago mitteilte. Die Markensymbole soll der neue Besitzer nicht weiter nutzen können.

Bislang gibt es in Russland knapp 850 Restaurants mit rund 62.000 Mitarbeitern. Diese hatte McDonald's auch während der Schließung weiterbezahlt. Darüber hinaus kooperierte der US-Konzern nach eigenen Angaben zuletzt mit 160 örtlichen Zulieferern, an denen weitere 100.000 Arbeitsplätze hingen.

McDonald's-Chef Chris Kempczinski sagte, der Einsatz und die Loyalität der Angestellten und Zulieferer in Russland hätten dem Unternehmen die Entscheidung zum Rückzug sehr schwer gemacht. „Wir haben aber eine Verpflichtung unserer globalen Gemeinschaft gegenüber und müssen an unseren Werten festhalten“, fügte er hinzu. „Die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste humanitäre Krise“ habe den Ausschlag für die Entscheidung gegeben.

Zunächst hatte McDonald's zum russischen Einmarsch in die Ukraine geschwiegen. Nach öffentlichem Druck hatte das Unternehmen dann am 8. März angekündigt, die Restaurants im Land vorübergehend zu schließen. Andere US-Nahrungsmittelunternehmen wie Starbucks, Pepsi und Coca-Cola haben ihre Geschäfte in Russland wegen westlicher Sanktionen bereits ausgesetzt oder geschlossen.

Für den Rückzug aus Russland wird McDonald's nach eigenen Angaben Sonderkosten in Höhe von 1,2 bis 1,4 Milliarden US-Dollar verbuchen, unter anderem für Abschreibungen und Fremdwährungsverluste.

Der Fast-Food-Riese will alle Filialen in Russland verkaufen. AP

McDonald's-Filiale in Zentralrussland

Der Fast-Food-Riese will alle Filialen in Russland verkaufen.

Auf Russland und die Ukraine entfielen nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr rund neun Prozent des weltweiten Umsatzes. Das hängt damit zusammen, dass es in diesen Ländern einen hohen Prozentsatz an konzerneigenen Restaurants gibt. Andernorts setzt McDonald's vor allem auf Franchise-Partner. Die 100 McDonald's-eigenen Restaurants in der Ukraine bleiben derzeit geschlossen.

Gleich zu Beginn der Abwanderung westlicher Firmen im Zuge des Ukrainekriegs hatte Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew den internationalen Konzernen mit einer Verstaatlichung ihrer Betriebe gedroht. McDonald's will dem durch den Verkauf offenbar zuvorkommen, auch wenn der erwartete Erlös nicht im Ansatz die Sonderkosten aufwiegen dürfte.

Die Anleger an der Wall Street zeigten sich über den Schritt betrübt. Die Aktie notierte im frühen Handel am Montag mehr als ein Prozent im Minus und schwächer als der Gesamtmarkt.

Abschied nach über 32 Jahren

In den US-Medien wurde der Schritt aufmerksam notiert. „McDonald's ist der Appetit auf Russland vergangen“, hieß es in der Morgensendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NPR in New York. Der Schritt steht stellvertretend für den neuen kalten Krieg zwischen Moskau und Washington.

Wie kein zweites Unternehmen verkörperte McDonald's den Fall des Eisernen Vorhangs und die Öffnung des damaligen Ostblocks nach Westen hin. Der Konzern hatte seit den späten 1970er-Jahren daran gearbeitet, einen Fuß in den russischen Markt zu bekommen.

Als McDonald's die erste Filiale im Januar 1990 noch zu Sowjetzeiten am Moskauer Puschkin-Platz eröffnete, standen Tausende Einwohner Schlange, um den Geschmack der Freiheit in Form von Burgern und Pommes frites zu testen. Angeblich besuchten am ersten Tag 30.000 Menschen die Filiale.

„Wenn Sie nicht nach Amerika gehen können, kommen Sie zu McDonald's in Moskau“, lautete damals ein Werbeslogan. Auch Russlands erster postsowjetischer Präsident Boris Jelzin stattete McDonald's 1990 einen Besuch ab.

„Wenn Sie nicht nach Amerika gehen können, kommen Sie zu McDonald's in Moskau“, lautete damals der Werbeslogan. Reuters

Boris Jelzin zu Besuch bei McDonald's im Juni 1990

„Wenn Sie nicht nach Amerika gehen können, kommen Sie zu McDonald's in Moskau“, lautete damals der Werbeslogan.

Auch viele andere westliche Unternehmen versuchten in der Zeit, vom Untergang des Kommunismus zu profitieren und sich den neuen Markt zu erschließen. Nach dem Fall der Sowjetunion gehörten einige russische McDonald's-Filialen zu den umsatzstärksten weltweit.

Mit Agenturmaterial.

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