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31.01.2023

15:43

Galeria Karstadt Kaufhof

Verdi-Vorständin kritisiert geplanten Personalabbau mit deutlichen Worten

Von: Florian Kolf, Anja Müller

Das Warenhausunternehmen will sogar in weitergeführten Filialen Stellen abbauen. Die Gewerkschaft warnt, dass fehlende Beratung Umsatz kosten könnte.

In Häusern, die fortgeführt werden, möchte das Unternehmen die Fläche verkleinern und könnte weitere Stellen abbauen. IMAGO/Jürgen Ritter

Galeria-Filiale in Berlin

In Häusern, die fortgeführt werden, möchte das Unternehmen die Fläche verkleinern und könnte weitere Stellen abbauen.

Düsseldorf, Essen Mit deutlichen Worten hat die Gewerkschaft Verdi den geplanten Personalabbau beim Warenhausbetreiber Galeria Karstadt Kaufhof kritisiert. „Die Zukunft des digital-stationären Warenhauses liegt im Wesentlichen in der Beratung und im Service“, betonte Stefanie Nutzenberger, die im Verdi-Vorstand für den Handel zuständig ist, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Dazu müssen kompetente Beschäftigte gehalten werden.“

Die Beschäftigten müssten die Folgen der Fehler des Managements tragen, kritisierte Nutzenberger: „Deren bisherige Antworten – Personalabbau und Kostensparen – sind kein Konzept.“ Entscheidend sei eine Zukunftsstrategie, die sich auf die Gewinnung von Umsatz konzentriert.

Aus Sicht von Experten ist das Personal in den Filialen vor Ort ein entscheidender Faktor. Wesentliche Differenzierung müsse zum einen eine exzellente Beratung und zum anderen das sorgfältige Kuratieren, also Auswählen und Zusammenstellen, des Sortiments sein, sagt Johannes Berentzen, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung. „Für beides braucht es gutes Personal“, mahnt er.

Galeria Karstadt Kaufhof: Verdi kämpfte mit den Beschäftigten um jeden Arbeitsplatz

Auch Verdi-Vorstandsmitglied Nutzenberger betont, ein „Warenhaus mit Service und Beratung – also hoher Personalkompetenz und hoher Personalausstattung“ – könne eine ernsthafte Konkurrenz zum reinen Onlinehandel sein. Verdi kämpfe deshalb mit den Beschäftigten für ein tragfähiges Zukunftskonzept und um jeden Arbeitsplatz.

Wie das Handelsblatt berichtet hatte, dürfte der Personalabbau bei dem angeschlagenen Handelsunternehmen noch härter ausfallen als zuvor befürchtet. Galeria plant offenbar, in der Zentrale über 700 von 1900 Stellen abzubauen. Von den Mitarbeitenden in den Filialen dürften Tausende ihre Arbeitsplätze verlieren. Das Unternehmen äußert sich bisher nicht dazu, wie viele Jobs konkret wegfallen werden.

Denn noch ist nicht klar, wie viele Filialen der Händler weiterbetreiben wird. Einen Teil der Filialen, die Galeria schließen will, könnten stattdessen auch andere Betreiber übernehmen und fortführen. Klarheit darüber dürfte es erst im März geben, wenn Galeria verkünden will, welche Läden geschlossen werden. Das Unternehmen hatte Ende Oktober 2022 Insolvenz in Eigenverwaltung unter dem Schutzschirmverfahren angemeldet.
>> Lesen Sie auch: Welche Filialen der Galeria-Sanierung zum Opfer fallen könnten – und welche nicht

Galeria hat allerdings bereits angekündigt, dass auch in den Filialen, die fortgeführt werden sollen, Arbeitsplätze abgebaut werden könnten. „Auch in Fortführungsfilialen wird es zu personellen Veränderungen kommen“, sagte ein Galeria-Sprecher auf Nachfrage des Handelsblatts. Grundsätzlich werde Galeria jedoch versuchen, so wenig Kündigungen wie möglich auszusprechen.

Galeria-Mitarbeiter klagen über knappen Personalschlüssel

Dabei klagen Mitarbeiter heute schon, dass der Personalbestand so gering sei, dass sie die Kunden kaum noch beraten könnten. „Die Personaldecke selbst in den besseren Standorten ist so knapp, dass man da nicht mehr viel ausdünnen kann“, klagt ein Verkäufer. In vielen Filialen gebe es pro Etage nur noch zwei Galeria-Mitarbeiter.

Wie stark Galeria bereits Personal abgebaut hat, zeigt ein Blick zurück auf die Zeit vor dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof im Jahr 2018. Vor der Fusion hatten die beiden Unternehmen zusammengenommen 175 Standorte und mehr als 30.000 Mitarbeiter. Heute sind es zwar immer noch 129 Häuser, aber nur noch gut 17.000 Mitarbeiter.

Die Verdi-Vorständin mahnt, Personalabbau und Kostensparen seien kein Konzept. Pressebild

Stefanie Nutzenberger

Die Verdi-Vorständin mahnt, Personalabbau und Kostensparen seien kein Konzept.

Einige jüngere Verkäuferinnen und Verkäufer hätten sich wegen der unsicheren Zukunftsaussichten schon verabschiedet und sich neue Jobs gesucht, heißt es in Mitarbeiterkreisen. In der restlichen Belegschaft habe sich Fatalismus ausgebreitet. Viele der Über-50-Jährigen setzten darauf, dass sie nach dem Ende der Kündigungsfrist für mindestens ein halbes Jahr in der geplanten Transfergesellschaft unterkämen.

Der Betriebsrat will den Personalstand in den fortzuführenden Filialen genau im Blick behalten, sich jedoch aktuell noch nicht äußern. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Jürgen Ettl, teilte auf Nachfrage mit: „Eine tatsächliche objektive Einschätzung kann erst nach dem Feststehen der Fakten erfolgen.“

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