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06.05.2022

15:29

Hauptversammlung

Post-Chef Appel stellt weitere Zukäufe in Aussicht

Von: Christoph Schlautmann

Angesichts der prall gefüllten Kasse verliert der Dax-Konzern seine Zurückhaltung gegenüber Firmenzukäufen. Den Aktionären verspricht Post-Finanzchefin Kreis attraktive Dividenden.

Vorstandschef Frank Appel kündigte auf der Hauptversammlung am Freitag weitere Firmenzukäufe an. dpa

Konzernzentrale der Deutschen Post in Bonn

Vorstandschef Frank Appel kündigte auf der Hauptversammlung am Freitag weitere Firmenzukäufe an.

Bonn Post-Chef Frank Appel hat am Freitag auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns weitere Firmenzukäufe angekündigt. „Unsere Bilanz ist im vergangenen Jahr deutlich stärker geworden“, sagte er. „Das gibt uns auch Möglichkeiten für Zukäufe.“

Der Vorstandsvorsitzende reagierte damit auf Nachfragen aus Reihen der Aktionäre. So hatte sich Marc Tüngler von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nach der Kapitalverwendung („Capital Allocation“) erkundigt, nachdem sich das Kapitalpolster der Deutschen Post im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich erhöht hatte. Im Februar hatten Vorstand und Aufsichtsrat sogar einen Beschluss gefasst, der es dem Konzern erlaubt, mehr Kapital zu horten als bisher.

Konkrete Firmen, an denen die Deutsche Post interessiert ist, nannte Appel nicht. Man werde aber darauf achten, dass sie nach einer Übernahme einen Mehrwert für die Kundschaft schaffen. Mögliche Synergien seien dagegen nur ein untergeordneter Übernahmegrund. „Was nützen Synergien, wenn das Unternehmen etwa wegen eines schwachen Geschäfts anschließend die Preise senken muss?“, sagte der Post-Chef.

Hohe Zuschläge auf die bisherige Marktbewertung, ein sogenanntes Premium, werde die Deutsche Post bei den geplanten Übernahmen nicht zahlen, kündigte er an. „Übernahmen sind für uns schließlich kein Muss“, umriss Appel seine Einkaufsstrategie.

Der 60-Jährige, der in zwölf Monaten seinem Nachfolger Tobias Meyer an der Vorstandsspitze Platz machen will, hielt sich seit seinem Amtsantritt vor 14 Jahren von Übernahmen weitgehend fern. Damit reagierte er auf die erheblichen Probleme, die eine Einkaufstour seines Vorgängers Klaus Zumwinkel ausgelöst hatte – was jahrelang den Aktienkurs der Deutschen Post massiv belastete. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzichtete der Konzern sogar komplett aufs M&A-Geschäft.

Kurswende bereits eingeläutet

Angesichts der enormen Cash-Zuflüsse, die der Logistikkonzern 2021 anhäufte, vollzog sich in den vergangenen Wochen bereits eine Kurswende. Vor wenigen Tagen schloss die Deutsche Post eine Transaktion ab, die ihr für rund 1,5 Milliarden Euro die auf Seefahrt spezialisierte Spirituosen-Spedition Hillebrand sichert. „Das Unternehmen ist ein sehr gut etablierter Branchenakteur“, begründete Appel den jüngsten Zukauf gegenüber den Aktionären. „Die Renditen sind attraktiv.“

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Finanzchefin Melanie Kreis stellte allerdings klar, dass man das stark angewachsene Kapitalpolster ebenso für das organische Wachstum einsetzen werde. „Wir wollen auch den Aktionären eine attraktive Rendite bieten“, versprach sie, „vor allem in Form von Dividenden.“

Für das laufende Jahr rechnet Deutsche Post DHL mit einer Wiederholung des Rekordergebnisses von 2021, als ein Betriebsergebnis von acht Milliarden Euro zusammenkam. 2023 soll das Ergebnis sogar auf 8,5 Milliarden Euro zulegen. „Wir sehen keine Abkehr von der Globalisierung“, zeigte sich Finanzchefin Kreis trotz Ukrainekrieg und China-Lockdowns optimistisch. „Deren Vorteile sind einfach zu groß.“

Entsprechend würden die Konzerndivisionen Fracht/Spedition, Lagerei-Dienstleistungen, Express und die E-Commerce-Services im Ausland weiter zulegen. „Weniger Wachstum kommt voraussichtlich aus dem deutschen Post- und Paketgeschäft“, prognostizierte sie.

Für die Rekordergebnisse des vergangenen Jahres gab es Glückwünsche aus den Reihen der Aktionäre, die mit einer um ein Drittel erhöhten Dividende von 1,80 Euro belohnt wurden. Kritik aber hagelte es an der Corporate Governance.

Kritik an Aufsichtsratsmitgliedern

So äußerte Vanda Rothacker von Union Investment massive Zweifel an der Unabhängigkeit von Fraport-Chef Stefan Schulte, da dieser dem Aufsichtsrat bereits seit 13 Jahren angehört. Auch die Wahl von KfW-Vorstandschef Stefan Wintels in den Aufsichtsrat torpedierten zahlreiche Aktionärsvertreter. Dessen Ämterhäufung widerspreche den Anforderungen des deutschen Corporate Governance Kodexes.

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Der Vermögensverwalter DWS sprach sich gleichzeitig gegen die Wahl von Staatssekretärin Luise Hölscher aus. Die Vertreterin des Bundesfinanzministeriums sei ebenso wenig wie Stefan Wintels unabhängig, hieß es in einer vorab verbreiteten Stellungnahme. In der abschließenden Wahl fand Hölscher dennoch 95,9 Prozent Zustimmung, Wintels brachte 89,9 Prozent der Stimmen hinter sich.

Erwartungsgemäß bemängelten Aktionäre die Zusatzbelastung von Vorstandschef Frank Appel, der seit Anfang April gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom ist. Der Vorstandsvorsitzende eines Dax-Konzerns sollte nicht gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender eines anderen sein, fordert dazu der von Staatsseite erlassene Corporate Governance Kodex.

Post-Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard wies die Kritik zurück. „Wir betrachten alle Aufsichtsratsmitglieder als unabhängig“, sagte er. Die Doppelbelastung sei außerdem für Appel kein Problem, denn die Ausnahme gelte nur für ein Jahr. Zudem gebe Appel einen Teil seiner Vorstandsaufgaben schon in wenigen Wochen vorzeitig an seinen Nachfolger Tobias Meyer ab. Appel selbst erklärte, mit der zusätzlichen Aufgabe zeitlich nicht überfordert zu sein.

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