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04.05.2022

14:59

Hauptversammlung

Post droht Widerstand von Aktionären wegen der Aufsichtsratswahl

Von: Christoph Schlautmann

PremiumNeben KfW-Chef Stefan Wintels soll auch die Steuerexpertin Luise Hölscher in das oberste Kontrollgremium gewählt werden. Doch Aktionärsvertreter sparen nicht mit Kritik.

Am Freitag soll die Steuerexpertin in den Aufsichtsrat der Deutschen Post gewählt werden. imago images/Jens Schicke

Staatssekretärin Luise Hölscher

Am Freitag soll die Steuerexpertin in den Aufsichtsrat der Deutschen Post gewählt werden.

Düsseldorf Für eine weibliche Neubesetzung an der Vorstandsspitze der Deutschen Post reichte es bei der Nominierung im vergangenen Dezember nicht – obwohl viele fest mit dem Aufstieg von Finanzchefin Melanie Kreis zur Vorsitzenden gerechnet hatten. Stattdessen soll Tobias Meyer im Mai 2023 nun das Amt von Frank Appel übernehmen.

Dafür rüstet jetzt der Aufsichtsrat nach. Winkt die Hauptversammlung an diesem Freitag die Sitzungsvorlage durch, wächst die Zahl der weiblichen Mitglieder im 20 Personen starken Kontrollgremium von sieben auf acht – und damit auf eine leicht zu errechnende Quote von 40 Prozent.

Formal in den Post-Aufsichtsrat gewählt werden soll die Professorin, Steuerexpertin und einstmals erfolgreiche Dressurreiterin Luise Hölscher, die schon im März richterlich – und damit vorläufig – für das Gremium bestellt wurde. Die 50-Jährige, die Christian Lindner (FDP) nach dem Regierungswechsel ins Bundesfinanzministerium holte, ersetzt damit den im Dezember ins Kanzleramt gewechselten Staatssekretär Jörg Kukies im Aufsichtsrat des Bonner Dax-Konzerns.

Doch die Wahl ist umstritten. Am Mittwoch verschickte der Vermögensverwalter DWS vorab ein Schreiben, in dem die geplanten Neubesetzungen im Aufsichtsrat scharf kritisiert werden. „Wir erachten gerade die Vertreter der Großaktionäre, der KfW sowie des Bundes, als nicht unabhängig“, heißt es darin.

Zum Hintergrund: Traditionell ist es das Finanzministerium, das den 20,5 Prozent schweren Staatsanteil der Post überwacht – schließlich liegt das Aktienpaket bei der KfW-Bank, die unter der Rechtsaufsicht Lindners steht. Bemerkenswert ist nur, dass ausgerechnet der jüngste Machtwechsel in Berlin dafür sorgte, dass dem SPD-Politiker Kukies mit Hölscher nun eine Staatsvertreterin im Posttower folgt, die ein CDU-Parteibuch besitzt.

Immerhin: Die Kapitalseite stellt damit nun die gleiche Anzahl weiblicher Vertreter wie die Arbeitnehmerbank. Schon 2011 gewann der Ex-Staatskonzern die Bremer Professorin Katja Windt für den Aufsichtsrat, 2014 kam Simone Menne hinzu, die einst der Lufthansa und dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim als Finanzchefin diente. Menne ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Seit 2016 ergänzt zudem Ingrid Deltenre das Kontrollgremium. Die Medienexpertin war zuvor unter anderem Chefin des Züricher Fernseh- und Radiosenders SRF.

Als zweiten Neuzugang soll die Hauptversammlung am Freitag zudem Stefan Wintels in den Aufsichtsrat wählen. Der aus Niedersachsen stammende Diplom-Kaufmann, der einige Jahre für die Deutsche Bank und die Citigroup tätig war, folgte Anfang November 2021 Günther Bräunig an der Spitze der KfW. Bräunigs Vertrag war dort angeblich bereits Ende Juni 2021 ausgelaufen, entsprechend macht er im Aufsichtsrat der Deutschen Post Platz.

Wintels Wahl in das oberste Kontrollgremium der Deutschen Post ist ebenso umstritten. Der 55-Jährige, der als SPD-nah gilt, sitzt für die KfW seit dem 7. April im Kontrollgremium der Deutschen Telekom. In diesem Zusammenhang brisant: Während der KfW-Chef bei der Deutschen Post Konzernchef Frank Appel beaufsichtigen soll, ist ihm Appel im Kontrollgremium der Deutschen Telekom als Aufsichtsratschef vorgesetzt.

DWS kündigt Widerstand an

Ohnehin hatte es bei der Wahl Appels zum Telekom-Chefkontrolleur – ebenfalls am 7. April – scharfe Kritik von Aktionärsvertretern gegeben. Der CEO eines Dax-Konzerns solle in keinem Fall gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender eines anderen sein, fordert der von Staatsseite verordnete Corporate Governance Kodex. Dass ausgerechnet zwei Dax-Konzerne mit erheblicher Staatsbeteiligung gegen diese Regel verstoßen, machte die Sache zuletzt zu einem Politikum.

DWS hat nun Widerstand auf der Hauptversammlung angekündigt. „Der Wahl von Herrn Stefan Wintels können wir – wie bereits auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom erläutert – aufgrund seiner Mandatsvielzahl nicht zustimmen“, teilte er vorab in seiner Stellungnahme mit. „In seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der KfW erreicht er bereits unser Mandatslimit von drei Mandaten, wobei ein Vorstandsvorsitz doppelt gezählt wird." Auch Union Investment will gegen Wintels stimmen.

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