Der Hausgerätekonzern hat die Erlöse trotz rückläufiger Märkte und eines weitgehenden Rückzugs aus Russland gesteigert. China kommt dabei ein wachsender Anteil zu.
Waschmaschine von Miele
Für das laufende Jahr rechnet der Hausgerätehersteller mit stabilen Geschäftszahlen oder einem kleinen Plus.
Bild: imago images / STPP
Düsseldorf Der Hausgerätehersteller Miele hat im Geschäftsjahr 2022 mehr Umsatz erzielt als je zuvor. Die Erlöse stiegen um 12,2 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro, obwohl das Unternehmen mit Problemen in den Lieferketten zu kämpfen hatte und die coronabedingte Sonderkonjunktur stark nachgelassen habe, teilte das Familienunternehmen am Montag in Gütersloh mit.
Verzichtet hat Miele 2022 auch auf das Russlandgeschäft, das allerdings schon vor dem Krieg nicht zu den wichtigsten Auslandsmärkten zählte. Miele hatte bereits im März 2022 die Lieferungen von Geräten bis auf die Medizintechnik in das Land aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine eingestellt.
Zum hohen Umsatzwachstum trugen nach Unternehmensangaben vor allem die osteuropäischen und asiatischen Länder inklusive China überproportional bei. Aber auch etablierte Märkte wie Australien, Großbritannien, die Niederlande und die USA seien weiter gewachsen. Hierzulande setzt Miele 1,47 Milliarden Euro um, was einer Steigerung um 5,6 Prozent entspricht. Mehr als 70 Prozent erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland.
Viele Firmen, die in China aktiv sind, diskutieren gerade, ob sie in Anbetracht des immer rigideren Regimes in Peking und der Drohungen gegenüber Taiwan auch ihr Engagement in dem Land überdenken sollten. Dafür gibt es verschiedene Szenarien, wie zum Beispiel das, vor Ort nur noch für den chinesischen Markt zu produzieren.
Bei Miele ist das nicht der Fall. Auf Anfrage erklärte das Unternehmen, dass die einzige Fabrik in China Staubsauger für den Weltmarkt produziere. Darüber hinaus sagten die geschäftsführenden Gesellschafter Markus Miele und Reinhard Zinkann: „China ist für Miele ein sehr vielversprechender und potenzialträchtiger Markt, der sich gerade in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat.“
Im Werk in Dongguan würden allerdings weniger als 30 Prozent der Miele-Staubsauger produziert. Der deutlich größere Teil komme nach wie vor aus der Fabrik in Bielefeld. „Würde China als Absatzmarkt oder Produktionsstandort ausfallen, wäre das für Miele schmerzhaft, aber nicht existenziell“, erklärten die Gesellschafter. Pläne für einen schrittweisen Rückzug aus China gebe es nicht.
Im kommenden Jahr wird das Geschäft offenbar wieder etwas schwieriger. Die Geschäftsleitung zeigte sich am Montag zwar „verhalten optimistisch, dass sich das Geschäft trotz der bestehenden Unwägbarkeiten auf dem hohen Niveau stabil halten oder sogar weiter steigern lässt“. Herausfordernd aber blieben die Preiserhöhungen bei Material, Energie und Logistik.
Markus Miele, Reinhard Zinkann
Gemeinsam mit vier weiteren Geschäftsführern leiten die beiden Vertreter der Eigentümerfamilien das Gütersloher Familienunternehmen.
Bild: Miele
Mögliche Gründe für ein anspruchsvolles Jahr 2023 liegen aber vor allem darin, dass die Sonderkonjunktur durch den Kochboom während der Pandemie nachgelassen hat. Hinzu kommt, dass die Händler sich, auch wegen möglicher Preiserhöhungen infolge der Inflation, selbst stark bevorratet haben.
So hatte Miele sowohl Anfang Februar als auch Anfang März jeweils einige Tage Kurzarbeit gemeldet. Betroffen war zunächst die Waschmaschinenproduktion, dann das Werk für Staubsauger „wegen deutlich rückläufiger Aufträge und der dadurch drohenden Überlastung der Lagerlogistik“, wie das Unternehmen mitteilte. Seit Juli verantwortet Rebecca Steinhage den Bereich Personal in der insgesamt sechsköpfigen Geschäftsleitung.
Das Unternehmen will in jedem Fall weiter wachsen und baut am Hauptsitz 300 weitere Büroarbeitsplätze auf. Die bisherigen Mitarbeitenden im Büro können zwischen verschiedenen Varianten der Homeoffice-Nutzung wählen. Insgesamt arbeiten mehr als 23.300 Menschen für das 125 Jahre alte Unternehmen, so viele wie nie zuvor.
5000 Mitarbeitende haben eine der beiden Vereinbarungen zum mobilen Arbeiten oder Homeoffice mit dem Familienunternehmen getroffen. Sie können bis zu 80 Prozent der Arbeitszeit zu Hause erbringen. Damit kommt schon jetzt für mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in Deutschland mobiles Arbeiten oder Homeoffice in Betracht. Auch in weiteren Ländern sind, den jeweiligen Rahmenbedingungen entsprechend, flexible Lösungen im Einsatz.
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2022 investierte Miele weiter in erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Es konnten konzernweit fünf Gigawattstunden Energie eingespart werden. Im chinesischen Werk Dongguan werde der komplette Energiebedarf bereits jetzt durch Solarpaneele gedeckt.
Seit 2019 habe Miele seine jährliche Stromproduktion über Photovoltaik um insgesamt sieben Gigawattstunden erhöht, erklärte das Unternehmen. In Gütersloh startet gerade ein ambitioniertes Geothermieprojekt. Daneben investiert Miele in „grünen“ Stahl und nun auch in „grünes“ Aluminium. Seit 2021 sei das Unternehmen CO2-neutral bezogen auf die eigenen Emissionen („Scope 1“) und die der Energielieferanten („Scope 2“).
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