Auf Wunsch des Wirtschaftsministeriums hat Reedereiriese Cosco seine geplante Beteiligung an einem Terminal im Hamburger Hafen überarbeitet. Doch der Deal wackelt immer noch.
Düsseldorf Eigentlich galt der Einstieg des chinesischen Reedereikonzerns Cosco beim Hamburger Containerterminal Tollerort (CTT) nach einem Kompromiss Ende 2022 nur noch als Formsache. „Bis Ende vergangenen Jahres konnten wir sämtliche Auflagen der Bundesregierung mit Cosco erfolgreich nachverhandeln“, berichtet Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, dem der CTT als Tochtergesellschaft untersteht. Doch seither warte man vergeblich auf die endgültige Genehmigung durch das von Robert Habeck (Grüne) geführte Bundeswirtschaftsministerium.
Schon Ende September 2021, also vor 18 Monaten, hatte die HHLA mit der Hafengesellschaft von Cosco einen Vorvertrag abgeschlossen, der den Chinesen einen Anteil von 35 Prozent an dem kleinsten der drei Hamburger HHLA-Terminals gewähren sollte. Unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher und außenpolitischer Einwände wollte Cosco für den Anteil einen Betrag von 65 Millionen Euro zahlen, mehr noch aber freute sich die HHLA über eine langfristige Kundenbindung mit der weltweit viertgrößten Containerreederei.
Fast ein Jahr später meldete die Bundesregierung Bedenken gegen den Deal an. Von Sicherheitsrisiken war dabei die Rede, ebenso von einem schädlichen Einfluss Chinas auf die kritische Infrastruktur Deutschlands. Im Oktober 2022 erfolgte nach langen Diskussionen eine Genehmigung unter der Auflage, die Beteiligung unter die Marke von 25 Prozent zu drücken. Ein Veto der Chinesen gegen Beschlüsse in der CTT-Gesellschafterversammlung sollte auf diese Weise ausgeschlossen werden.
Nach Darstellungen von Titzrath verhandelten die Hamburger mit Cosco alle offenen Punkte nach. Man habe, obwohl die Chinesen ihre Veto-Option einbüßten, eine „lineare Absenkung des Kaufpreises“ erzielen können, sagte sie am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz.
Theoretisch könnte die HHLA damit auf eine Sondereinnahme von 46 Millionen hoffen, doch der Deal wackelt immer noch. Seit Wochen warte man schon auf die Zusage aus Berlin, berichtete Titzrath, ohne dass von dort ein Grund für die Verzögerung genannt werde. „Mir liegt keine offene Frage vor“, sagte die HHLA-Vorstandsvorsitzende. In Deutschland seien 1,35 Millionen Menschen mittelbar und unmittelbar von der Hafenwirtschaft abhängig, sagte sie. „Wir erwarten vom Wirtschaftsministerium, dass es dieser Verantwortung nachkommt.“
Auch den Verdacht, dass es durch die in vielen Containerbrücken verbaute chinesische Sensorik zu Sicherheitsproblemen kommen könnte, wies Titzrath zurück. Die dafür verwendete IT werde zentral von der HHLA gestellt, erklärte sie. „Für die Chinesen gibt es keinen Zugang zu unseren Systemen und keinerlei Störungsmöglichkeiten.“
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Die mehrheitlich im Besitz der Hansestadt Hamburg befindliche börsennotierte HHLA leidet gleichzeitig unter den Auswirkungen des Ukrainekriegs. Zum einen ging im vergangenen Jahr der Hafenumschlag nach Russland zurück, gleichzeitig musste die HHLA ihren Terminal im ukrainischen Odessa zeitweise schließen– auch wenn von dort inzwischen wieder Getreide exportiert und ein Lieferverkehr über die Schiene organisiert wird.
So sank das Konzernbetriebsergebnis (Ebit) um 3,4 Prozent auf 220 Millionen Euro, der Containerumschlag sogar um 7,9 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Titzrath einen weiteren Ebit-Rückgang auf 160 bis 190 Millionen Euro. Da sich die Staus in den Häfen aufgelöst hätten, hieß es dort, schrumpfen die Erträge aus den Liegegebühren für Container. Auch der aktuelle dreitägige Streik im Elbhafen dürfte sich negativ aufs Geschäft auswirken.
Dennoch will die HHLA 66 Prozent ihres diesjährigen Gewinns von 93 Millionen Euro an die Aktionäre ausschütten. Den Löwenanteil dieser Summe erhält die Hansestadt Hamburg.
Die Aktie gab am Mittag um 0,7 Prozent auf rund elf Euro nach. Warburg Research beließ die Einstufung der Papiere auf „Verkaufen“ mit einem Kursziel von neun Euro. Allerdings seien die Aussagen des Hafenbetreibers zum laufenden Jahr nicht so schlecht wie befürchtet, schrieb Analyst Christian Cohrs.
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