Die Aktien des Herstellers von Staubsauger-Robotern steigen stark. Amazon will durch die Übernahme zum zentralen Anbieter für intelligente Haushaltssysteme werden.
iRobot
iRobot ist ein auf Serviceroboter und Hausautomation spezialisiertes Tech-Unternehmen für Konsumgüter.
Bild: AP
New York Der weltgrößte Onlinehändler Amazon will die für ihre selbstfahrenden „Roomba“-Staubsauger bekannte US-Firma iRobot übernehmen. Die Unternehmen gaben am Freitag bekannt, einen Kaufpreis von 61 Dollar pro Aktie vereinbart zu haben. Damit werde iRobot inklusive seiner ausstehenden Schulden mit rund 1,7 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) bewertet. Amazon will die Summe in bar zahlen.
An der Wall Street wurde der Deal begrüßt: Die Papiere von iRobot stiegen um mehr als 19 Prozent. Die Amazon-Aktien lagen leicht im Plus. Der Onlinehändler zahlt mit 61 Dollar je Aktie einen Aufschlag von 22 Prozent auf den Donnerstags-Schlusskurs des Staubsaugerherstellers, der bei 49,99 Dollar lag.
Das iRobot-Team habe bewiesen, dass es „die Art und Weise, wie Menschen putzen, neu erfinden“ könne, schwärmte Amazons Hardware-Chef Dave Limp: „Die Kunden lieben iRobot-Produkte.“ Das Tech-Unternehmen aus Bedford, Massachusetts, ist auf Serviceroboter und Hausautomation spezialisiert. Die Firma wurde 1990 von drei Informatikern der US-Eliteuniversität MIT gegründet und ging 2003 an die Technologiebörse Nasdaq. Vorstandschef Colin Angle soll auch in Zukunft die Geschicke des Unternehmens leiten.
2002 brachte iRobot den automatischen Staubsauger „Roomba“ heraus. Das kabellose Gerät kartiert selbstständig Räume, seine Berühmtheit hat es auch viralen Videos zu verdanken: Dort taucht es vielfach als fahrbarer Untersatz von Katzen auf.
iRobot wäre die viertgrößte Akquisition von Amazon, wie das „Wall Street Journal“ notiert. 2017 hatte Amazon die Supermarktkette Whole Foods für 13,7 Milliarden Dollar übernommen. Im März hatte der Konzern das Filmstudio MGM für 8,5 Milliarden Dollar gekauft. Im vergangenen Monat wurde die Übernahme der Ärztekette One Medical für 3,9 Milliarden Dollar bekannt gegeben.
Der neue Amazon-Chef, Andy Jassy, setzt auf Übernahmen in ausgewählten Wachstumsmärkten. Amazon hatte Ende Juni 60,7 Milliarden Dollar an Reserven in der Kasse und ist somit für weitere Käufe gewappnet.
Der „Roomba“ soll sich zu anderen intelligenten Amazon-Haushaltsprodukten gesellen – darunter Smart-Lautsprecher „Alexa“ mit seinem virtuellen Assistenten und der Video-Türklingel „Ring“. 2021 hatte der Konzern den 1500 Dollar teuren Heimroboter „Astro“ vorgestellt, der mit „Alexa“ verbunden ist und Kunden durch ihr Zuhause folgt.
iRobot ist aktuell vergleichsweise günstig zu haben: Seit einem Höchststand im Februar 2021 mit 133 Dollar war die Aktie zuletzt auf 36 Dollar abgestürzt. Das Tech-Unternehmen meldete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von 30 Prozent auf 255 Millionen Dollar und einen Nettoverlust von 43 Millionen Dollar. Im Vorjahresquartal wurde ein hauchdünner Gewinn von zwei Millionen Dollar erzielt.
iRobot hatte die zuletzt schlechten Ergebnisse auf Absatz- und Lieferkettenprobleme sowie einen stärkeren Dollar zurückgeführt. In der Coronapandemie, als viele Verbraucher mehr Zeit zu Hause verbrachten, war der Umsatz noch stark angestiegen.
Für Amazon bedeute die Übernahme „einen weiteren Vorstoß in den Markt der Heimautomatisierung“, erklärte Neil Saunders vom Beratungshaus GlobalData bei CNN. „Man kann sich leicht vorstellen, wie Amazon Produkte wie Roomba in sein Alexa- und Prime-Ökosystem integriert.“ Dieses wolle Amazon zum „zentralen Punkt zur Überwachung und Steuerung vieler Aufgaben“ im Haushalt machen, so Saunders.
Die Übernahme muss noch von den Aktionären und Aufsichtsbehörden genehmigt werden.
Mit Material von dpa.
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