Die „erfolgreichste Kollaboration in der Geschichte der Branche“ könnte bald ein Ende haben. Nach heftigen Anschuldigungen überdenkt Adidas die Zusammenarbeit.
Kanye West
Der amerikanische Rapper designt seit 2015 in Zusammenarbeit mit Adidas Schuhe und Kleidung unter der Marke „Yeezy“.
Bild: AP
München Auf der Pariser Modewoche hat Kanye West vor ein paar Tagen wieder einmal für einen kleinen Aufreger gesorgt. Der Rapper, heute auch unter dem Namen Ye bekannt, trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „White Lives Matter“.
Viele Diskussionen löste diese Anspielung auf die „Black Lives Matter“-Bewegung aus. Doch sein Vater, schrieb West in den sozialen Medien, sei zum ersten Mal in 45 Jahren stolz auf ihn gewesen.
Bei Adidas dürften die Social-Media-Aktivitäten von Kanye West berüchtigt sein. Dieser hatte in Beiträgen, die er meist schnell wieder löscht, heftige und teils auch sehr persönliche Attacken gegen seinen Kooperationspartner aus Deutschland und dessen Manager geritten.
Unter anderem warf der 45-Jährige dem Unternehmen vor, das Design der von ihm entworfenen „Yeezy“-Schuhe kopiert und für eigene Adidas-Modelle verwendet zu haben.
In den vergangenen Wochen suchte der Sportartikelkonzern im Hintergrund das Gespräch mit dem kreativen, aber auch launischen und sprunghaften Partner. Vergeblich. „Nach wiederholten Versuchen, die Situation außerhalb der Öffentlichkeit zu klären, haben wir entschieden, die Partnerschaft auf den Prüfstand zu stellen“, teilte der fränkische Sportartikelkonzern schließlich mit.
Das sei wohl auch ein Signal nach innen gewesen, dass man sich nicht alles gefallen lassen könne, hieß es in Branchenkreisen.
Es geht um viel Geld, für beide Seiten. Für Adidas ist West ein wichtiges Aushängeschild und ein bedeutender Umsatzbringer. In guten Zeiten dürfte die Kooperation laut Branchenschätzungen Umsätze von deutlich mehr als einer Milliarde Euro gebracht haben. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr erzielte Adidas Umsätze von gut 21 Milliarden Euro.
Adidas Yeezy Modell Boost 350
Der Rapper Kanye West designt für Adidas seit 2015 Schuhe und Kleidung unter der Marke „Yeezy“.
Bild: imago images/ZUMA Wire
In der Vergangenheit hatte West auch mehr Einfluss bei Adidas gefordert. So soll er sich einen Sitz im Vorstand oder Aufsichtsrat gewünscht haben. Dem Unternehmen soll er vorgeworfen haben, ohne seine Zustimmung Design und Farben geändert zu haben. Das Unternehmen hatte zu den Vorwürfen stets geschwiegen.
Nun erklärte der Konzern, die Zusammenarbeit sei eine der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte der Branche. Es seien „ikonische Produkte“ daraus entstanden. Allerdings gelte auch: „Eine Partnerschaft beruht auf gegenseitigem Respekt und gegenseitigen Werten.“
Der Rapper designt für Adidas seit 2015 Schuhe und Kleidung unter der Marke „Yeezy“. Dafür bekommt West Tantiemen, nach Medienberichten mehrere Hundert Millionen Dollar im Jahr. Der Vertrag läuft noch bis 2026.
Spekulationen zufolge soll der Konzern West angeboten haben, die Zusammenarbeit gegen eine Abfindung von einer Milliarde Dollar zu beenden. Allerdings ist noch keine finale Entscheidung gefallen, wie es weitergeht. Laut Branchenkreisen ist nicht völlig ausgeschlossen, dass man doch noch einmal zusammenkommt.
Adidas hatte immer wieder versucht, die Wogen zu glätten. Noch im August nannte Vorstandschef Kasper Rorsted im Gespräch mit CNBC West „unseren wichtigsten Partner weltweit“. Man habe ein „sehr, sehr gutes Verhältnis“ zu ihm und sei stolz auf die Partnerschaft.
Kasper Rorsted
Der Konzern hat vor einigen Wochen verkündet, dass CEO Rorsted im kommenden Jahr vorzeitig geht.
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Dass West kein ganz einfacher Partner ist, hatte auch der US-Modehändler Gap gemerkt. Eine erst seit 2020 laufende Kooperation mit West wurde vor Kurzem vorzeitig beendet. Bei Gap soll nur noch die aktuelle „Yeezy“-Kollektion abverkauft werden.
Darauf könnte es auch bei Adidas hinauslaufen: Während der Überprüfung „werden wir die aktuellen Produkte weiter vorhalten“, hieß es in der Adidas-Mitteilung.
In jedem Fall hat Adidas nun eine weitere Baustelle. Der Konzern hat vor einigen Wochen verkündet, dass CEO Rorsted im kommenden Jahr vorzeitig geht. Der Däne hatte zuvor im Gespräch mit dem Handelsblatt Fehler im Chinageschäft eingeräumt. Adidas habe die Konsumenten nicht gut genug verstanden. „So haben wir den Spielraum für chinesische Wettbewerber geöffnet, die das besser gemacht haben.“ Die Jahresprognose musste Rorsted zweimal nach unten korrigieren.
Nach Informationen des Handelsblatts aus Aufsichtsratskreisen ist bislang kein Nachfolger gefunden. Im Umfeld des Kontrollgremiums geht man weiter von einer externen Lösung aus. Es werde aber nicht einfach, einen Idealnachfolger zu finden.
Der nächste Adidas-Chef muss die Probleme auf dem wichtigen chinesischen Markt in den Griff bekommen und die Innovationskraft des zweitgrößten Sportartikelkonzerns der Welt verbessern. Zudem wird eine integrative Führungspersönlichkeit gesucht – es hatte Kritik an Rorsteds Führungsstil gegeben.
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