Das vegane Hähnchen von Planted gibt es bereits in Supermärkten und im Bordbistro des ICE. Mit frischem Geld will der Rügenwalder-Mühle-Konkurrent sein Wachstum beschleunigen.
Hähnchenfleisch aus Pflanzen
Lukas Böni, Pascal Bieri, Eric Stirnemann und Christopher Jenny (v.l.n.r.): Die Gründer von Planted wollen auf dem Markt für veganen Fleischersatz wachsen – und haben dafür neue Investorengelder eingeworben.
Bild: Planted
Zürich Das Fleischersatz-Start-up Planted aus Zürich hat von Investoren 70 Millionen Euro erhalten. Das hat das Unternehmen am Donnerstag bekannt gegeben. Planted hat demnach einen neuen Investor gewonnen: Das auf den Konsumgüterbereich spezialisierte Private-Equity-Unternehmen L Catterton habe die Series-B-Finanzierungsrunde angeführt.
Die bestehenden Investoren, etwa Vorwerk Ventures und Tengelmann Ventures sowie der Bundesligatorwart Yann Sommer haben die neue Finanzierungsrunde für den Schweizer Wettbewerber von Rügenwalder Mühle unterstützt.
Ob Planted damit in die Riege der Einhörner, der Start-ups mit einer Milliardenbewertung aufgestiegen ist, wollte Co-Gründer Christoph Jenny im Gespräch mit dem Handelsblatt nicht sagen. Das vierköpfige Gründerteam hatte vor gut einem Jahr bereits 19 Millionen Euro eingesammelt. Das Ziel ist ambitioniert: „Wir wollen grundsätzlich das Tier auf dem Teller ersetzen“, sagt Co-Gründer Jenny.
Planted setzt dabei auf Proteine aus Erbsen, Hafer und Sonnenblumen. Die Fleischersatzprodukte sollen vergleichbare Nährwerte, aber auch eine fleischähnliche Konsistenz und einen möglichst authentischen Geschmack aufweisen. Im Vertrieb sowie bei der Entwicklung neuer Produkte kooperiert Planted auch mit Gastronomen. Zudem verkaufen die Schweizer ihre Ware im Einzelhandel und als Fertigessen. Seit einigen Monaten beliefern die Schweizer etwa die Deutsche Bahn.
Der Erfolg überzeugt auch die Investoren: Michael Farello von L Catterton sagt über Planted: „Ihre Produkte sind nicht nur von der Natur inspiriert, sondern auch frei von künstlichen Inhaltsstoffen. Außerdem sind sie skalierbar und können leicht in das tägliche Leben der Verbraucherinnen und Verbraucher integriert werden.“
Die Fabrik von Planted bei Zürich wird inzwischen zu klein: „Wir haben im Mai die Produktionskapazität mehr als verdoppelt“, so Jenny. Investoren-Vertreterin Gordon ergänzt: „Wir sind fest davon überzeugt, dass das Unternehmen weiterwachsen wird, da immer mehr Menschen auf der ganzen Welt auf alternative Proteine im Alltzuneag setzen werden.“
Das frische Geld soll daher unter anderem in eine neue Fabrik investiert werden, womöglich außerhalb der Schweiz, wie Jenny sagt. Transport und Anbau der Pflanzenprodukte, die Planted zu Fleischersatz verarbeitet, seien nach wie vor die größten Quellen von Treibhausgasemissionen für das Unternehmen. Daher soll die neue Fabrik möglichst ohne große Anfahrtswege auskommen.
Mit dem Verzehr von Fleischersatz könnten Konsumenten jedoch schon jetzt das Klima schonen, verspricht Jenny. Die Planted-Produkte stoßen nach Berechnungen des Unternehmens Eaternity zwischen 75 und 85 Prozent weniger CO2 aus als vergleichbare Fleischprodukte.
Zudem soll das Geld in die Entwicklung neuer Produkte fließen. Das Gründerteam hat sich zum Ziel gesetzt, nach Hähnchengeschnetzeltem und einem Dönerfleisch-Ersatz nun eine komplette Hähnchenbrust, einen sogenannten „Whole cut“ auf den Markt zu bringen. Das ermögliche Köchen in der Gastronomie und zu Hause neue Zubereitungsmöglichkeiten, so Jenny.
Planted wurde 2019 von Jenny sowie Lukas Böni, Pascal Bieri und Eric Stirnemann als Spin-off der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich gegründet. Die Produkte kamen zunächst in der Schweiz, später auch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern auf den Markt.
Inzwischen seien die Ersatzprodukte von Planted auch preislich konkurrenzfähig, so Jenny. In der Schweiz habe man das Preisniveau von konventionellem Hühnchen erreicht, in Deutschland liege man gleichauf mit dem Preis für Bio-Hähnchenfleisch.
Der millionenschwere Deal ist auch ein Signal, dass der Markt für Start-up-Finanzierungen noch nicht vollständig versiegt ist. Auch wenn Jenny bestätigt: „Es ist generell eine anspruchsvolle Zeit um Kapital aufzunehmen." Das Team könne zufrieden sein, dass der Investor trotz des schwierigen Umfelds von sich aus auf Planted zugekommen sei, um sich zu beteiligen.
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