Der Dax-Konzern rechnet vor allem wegen des gut laufenden Klebstoffgeschäfts mit mehr Umsatz. Doch das Ergebnis wird durch hohe Kosten belastet.
Henkel-Zentrale in Düsseldorf
Der Industriekonzern erwartet für das laufende Geschäftsjahr höhere Umsätze.
Bild: Reuters
Düsseldorf Der Konsumgüterkonzern Henkel hat erneut seine Umsatzprognose erhöht. Der Hersteller von Persil, Pril oder Pritt erwartet nun ein organisches Umsatzwachstum von 5,5 bis 7,5 Prozent. Das teilte Vorstandschef Carsten Knobel am Dienstag im Rahmen eines Kapitalmarkttags mit. Zuvor war der Düsseldorfer Dax-Konzern von einem Wachstum aus eigener Kraft von 4,5 bis 6,5 Prozent ausgegangen.
Erst im August hatte der Traditionskonzern seine Prognose angehoben. Zu Jahresbeginn rechnete Henkel noch mit einem Umsatzwachstum von 3,5 bis 5,5 Prozent. An der Börse kam das gut an: Am Dienstagmorgen stieg das Papier zwischenzeitlich um zwei Prozent.
Getrieben wird das Wachstum durch das Klebstoffgeschäft. In dieser Sparte rechnet Henkel mit einem Umsatzplus von zehn bis zwölf Prozent, zuvor waren es acht bis zehn Prozent.
Durch Kleber erzielt der Dax-Konzern mit rund zehn Milliarden Euro fast die Hälfte seines Umsatzes und mit 1,6 Milliarden Euro sogar 60 Prozent des Gewinns – das Gros davon mit Klebern, die in der Industrie benötigt werden. Die Klebstoffe kommen etwa in der Auto- oder der Elektroindustrie sowie der Baubranche zum Einsatz. Im Klebstoffbereich gilt Henkel als führend.
In dem Konsumgütergeschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika passte Henkel seine Prognose indes nicht an. Der Konzern will in diesen Bereichen seine Margenziele im oberen Bereich der Prognose erreichen, wie Finanzchef Marco Swoboda vor Analysten und Investoren sagte.
Seine Gewinn- und Margenziele hatte der Konzern schon im Frühjahr nach unten korrigiert. Wie alle Konsumgüterhersteller kämpft Henkel mit steigenden Kosten für Rohstoffe und Logistik. In diesem Jahr rechnet der Konzern mit zwei Milliarden Euro Mehrkosten, vergangenes Jahr war es eine Milliarde Euro mehr als zunächst kalkuliert. Bislang sei es dem Konzern in Teilen gelungen, die Kosten weiterzugeben, hieß es.
Das belastet das Ergebnis: Im ersten Halbjahr erzielte Henkel mit 447 Millionen Euro ein Nettoergebnis, das 53 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum lag. Das Umsatzwachstum in der ersten Jahreshälfte von zehn Prozent erklärte sich hauptsächlich mit Preiserhöhungen.
Die Zahlen von Henkel werden auch durch den Rückzug aus Russland belastet. Henkel hatte Ende April unter großem öffentlichem Druck seine Geschäfte in Russland eingestellt. „Der Prozess zum Ausstieg läuft, aber wir wollen sicherstellen, dass wir Werte für unsere Geschäfte erhalten“, so Swoboda.
Es gebe Firmen, die Russland den Rücken kehrten und dafür einfach die Schlüssel für ihre Fabriken an Dritte weiterreichten – ohne Geld dafür zu bekommen. „Wir wollen das anders machen.“ Der Ausstieg werde wie angekündigt voraussichtlich bis zum Jahresende vollständig umgesetzt.
Der Persil-Produzent war wie kein anderer Dax-Konzern in Russland investiert. Henkel erzielte dort fünf Prozent seines Konzernumsatzes, rund eine Milliarde Euro, und beschäftigte in elf Werken 2500 Mitarbeiter.
Konzernchef Knobel teilte zudem mit, dass der Konzernumbau in den meisten Regionen vor dem ursprünglichen Zeitplan liege. Das Management legt das kriselnde Kosmetikgeschäft („Dial“, „Syoss“) mit dem besser laufenden Wasch- und Reinigungsmittelbereich und seinen bekannten Marken wie Persil oder Pril zusammen. Nach dem Umbau wird Henkel auf zwei etwa gleich großen Säulen stehen – dem Klebstoffbereich und dem „Consumer Brands“ genannten Konsumgütergeschäft.
Zunächst wollte Henkel den Umbau bis Anfang 2023 abgeschlossen haben. Nun gibt es bereits in diesem Herbst Veränderungen im Top-Management: Wolfgang König, der bislang für die Kosmetiksparte verantwortlich ist, wird bereits ab Oktober auch die Leitung des Wasch- und Reinigungsmittelgeschäftes übernehmen. Seit 2011 hatte der Manager Bruno Piacenza diesen Unternehmensbereich verantwortet. Er scheidet Ende des Monats aus dem Vorstand aus.
Wolfgang König
Der Manager verantwortet den neuen Unternehmensbereich von Henkel.
Bild: Henkel
König ist seit Juni 2021 Mitglied im Vorstand von Henkel. Der Manager hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Konsumgüterindustrie. Zuletzt arbeitete er in leitender Funktion beim US-Nahrungsmittelhersteller Kellogg, der für seine Frühstücksflocken bekannt ist.
Konzernchef Knobel will Henkel mit dem Umbau schlagkräftiger machen. Analysten hatten immer wieder kritisiert, dass das Kosmetikgeschäft im Vergleich mit dem von Konkurrenten wie L’Oréal zu klein und nicht profitabel genug ist. Henkel ist vor allem im margenschwächeren Massenkonsumgütergeschäft tätig. Mit hochwertigen Gesichtscremes, die Henkel nicht im Portfolio hat, lässt sich mehr Geld verdienen.
Deshalb will sich Henkel im Kosmetikgeschäft bis Jahresende von schlecht laufenden Marken im Wert von rund 200 Millionen Euro Umsatz trennen oder diese ganz einstellen. So will Knobel die Marge nach oben bringen. Die so steigenden Erlöse will der Top-Manager in bestehende Marken investieren, um die Relevanz des Henkel-Portfolios zu stärken und so etwa leichter Preiserhöhungen im Handel durchsetzen zu können.
Firmenbeobachter und Kenner der Industrie sind bei diesen Plänen skeptisch. Für sie ist die Zusammenlegung allein eine Defensivmaßnahme mit Vorteilen auf der Kostenseite, die nicht gleich zu steigenden Umsätzen führt. Henkel will mit dem Umbau auch die Kosten drücken und in einem ersten Schritt weltweit rund 2000 Stellen abbauen. In Deutschland sind zunächst 300 Stellen betroffen.
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