Der 55-Jährige muss bei Starbucks einige Probleme lösen. Dass er Unternehmen nach vorn bringen kann, hat Laxman Narasimhan bei seinem vorherigen Arbeitgeber bewiesen.
Laxman Narasimhan
Der Manager erhält 1,6 Millionen Dollar Antrittsprämie.
Bild: Bloomberg
Düsseldorf Die weltgrößte Kaffeekette Starbucks bekommt einen neuen Chef: Laxman Narasimhan steigt im Oktober bei dem Unternehmen ein und übernimmt im April 2023 den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Das teilte das US-Unternehmen mit.
Der indisch-amerikanische Manager war bislang Chef des britischen Henkel-Konkurrenten Reckitt Benckiser. Der Konsumgüterhersteller stellt zum Beispiel das Desinfektionsmittel Sagrotan, Kondome unter der Marke Durex oder den Raumduft Air Wick her.
Narasimhan war nach nur drei Jahren im Amt am Donnerstagmorgen überraschend zurückgetreten. „Obwohl es schwierig ist, das Unternehmen zu verlassen, ist es die richtige Entscheidung für meine Familie und mich“, so der 55-Jährige. Narasimhans Familie lebt in Amerika.
In seiner Heimat erwarten ihn bei dem Kaffeegiganten Starbucks mit seinen fast 35.000 Kaffeeshops große Aufgaben. Dort muss er sich etwa um den zunehmenden gewerkschaftlichen Druck kümmern. Die Kette hat in den USA so viele Mitarbeiter angestellt wie lange nicht, versucht diese aber etwa durch neue Ausrüstung davon zu überzeugen, dass sie keine Gewerkschaft brauchen. Zudem zahlt Starbucks seit August einen höheren Stundenlohn von 17 Dollar.
„Die schnelle gewerkschaftlich Organisation von Starbucks verläuft zügiger als alle gedacht haben“, sagte der Analyst Mike Halen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Narasimhan werde „viel Arbeit“ haben. Die steigende Inflation dürfte weltweit die Konsumlust bremsen, gerade an den überdurchschnittlich teuren Kaffeespezialitäten von Starbucks könnten Verbraucher sparen.
Zudem kämpft das Unternehmen mit schwachen Verkaufszahlen in China, dabei hat Starbucks Asien als Wachstumsmarkt definiert. Hintergrund sind die strengen Covid-Regeln in China. Obwohl einige Verkaufsstellen in Schanghai wieder öffnen, erholt sich das Geschäft nur schleppend.
Schwierig könnte außerdem die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Chef Howard Schultz werden. Der 69-Jährige wird vorerst parallel mit Narasimhan an der Spitze stehen, bevor der Neuzugang im Frühjahr allein die Leitung übernimmt.
Neue Chefs haben es oft schwer, wenn langjährige Vorgänger noch immer viel Mitsprache im Unternehmen haben. Und Schultz will noch das Management restrukturieren und die Starbucks-Cafés neugestalten. Details sollen Mitte des Monats präsentiert werden.
Für seinen Aufwand wird Narasimhan gut entschädigt: Der studierte Ingenieur erhält ein jährliches Grundgehalt von 1,3 Millionen Dollar, eine Antrittsprämie von 1,6 Millionen Dollar und Aktienoptionen im Wert von 9,3 Millionen Dollar.
Im Systemgastronomiebereich hat Neuzugang Narasimhan bislang kein tiefergehendes Wissen. Um Starbucks besser zu verstehen, soll er zunächst Kaffeefertigungsbetriebe, Beschäftigte und Geschäftspartner kennen lernen.
Zumindest verfügt der Manager aber über drei Jahrzehnte Erfahrungen im Konsumgüterbereich. Vor seiner Tätigkeit bei Reckitt arbeitete er beim US-Getränkehersteller PepsiCo, der Geschäftspartner von Starbucks ist, und bei der Unternehmensberatung McKinsey. Dort hat er Stationen in Tokio, Toronto, dem Silicon Valley und Neu-Delhi absolviert. Er spricht neben mehreren indischen Dialekten und Englisch auch Deutsch.
Nach der Bekanntgabe des neuen Chefs stieg der Kurs von Starbucks zu Beginn des Handels am Freitag um zwei Prozent. Die Aktien von Reckitt hingegen fielen nach dem Abgang am Donnerstag im britischen Handel um fast sechs Prozent.
Analysten verstehen das als Wertschätzung von Narasimhans Leistung. Der Topmanager hatte sich nach mehreren Fehleinkäufen seines Vorgängers Rakesh Kapoor vor allem mit der Neuaufstellung des Konzerns beschäftigt.
Unter Kapoor gab es Produktionsstörungen und die Kernmarken entwickelten sich nur träge. Zudem hatte sich der frühere Reckitt-Chef etwa mit der Übernahme eines Herstellers von Baby- und Kindernahrung verhoben.
Narasimhan verordnete dem Konzern ein Sparprogramm, außerdem profitierte er während der Pandemie von einer gestiegenen Nachfrage nach Desinfektionsmitteln. Strategisch überarbeitete er das Gesundheitsgeschäft mit dem Schmerzmittel Nurofen.
Im vergangenen Sommer hatte Narasimhan zudem das chinesische Babynahrungsgeschäft von Reckitt für 2,2 Milliarden Dollar an einen Finanzinvestor verkauft. Narasimhan soll sogar geplant haben, die gesamte Babynahrungssparte abzuspalten.
Allerdings hatte der Konzern seine Umsatzprognose nach oben geschraubt, auch weil die Firma mehr Babynahrung in die USA geliefert hatte. Diese war dort nach einem Rückruf knapp geworden.
Solche Entscheidungen muss Narasimhan nun nicht mehr treffen. Zu seinem Nachfolger wurde Nicandro Durante ernannt, der viele Jahre lang in der Tabakindustrie gearbeitet hat.
Hinweis: In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, dass die deutsche Milliardärsfamilie Reimann zu den Großaktionären von Reckitt zählt. Dies ist seit einiger Zeit nicht mehr der Fall. Wir haben den Fehler korrigiert.
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