Die Kölnmesse sagt alle eigenen Veranstaltungen bis Ende Februar ab - auch die für Süßwaren und Eisenwaren. Die Photokina steht gänzlich vor dem Aus.
Photokina in Köln
Die internationale Foto- und Videoausstellung hatte ihre besten Zeiten hinter sich.
Bild: AFP
Düsseldorf Es sind die nächsten Hiobsbotschaften aus der Messebranche: Die Kölnmesse setzt die traditionsreiche Photokina „bis auf Weiteres aus“, teilte sie am Freitag mit. Die Photokina war nach einer coronabedingten Absage 2020 für das Jahr 2022 wieder geplant. Doch auch daraus wird nun nichts.
Die Entscheidung bedeutet vorerst das Aus für die internationale Foto- und Videomesse mit 70-jähriger Geschichte. Den Ausschlag habe die „weiter massiv rückläufige Entwicklung in den Märkten für Imaging-Produkte“ gegeben, hieß es in der Mitteilung der Kölnmesse.
Zuletzt kamen rund 180.000 Besucher aus der ganzen Welt zur Photokina. Die Branchenschau schwächelte seit vielen Jahren, vor allem auch weil sich Fotografie und Video immer mehr aufs Smartphone verlagert haben. Die Messe sollte wegen der kürzeren Innovationszyklen vom zwei- auf einen einjährigen Turnus umgestellt werden. Doch ein halbes Jahr vor dem neuen Termin wurde die Messe 2019 gecancelt. Die drei großen Kamerahersteller Leica, Nikon und Olympus sagten dann für die Messe 2020 ab, die letztlich coronabedingt ausfiel.
Oliver Frese, COO der Kölnmesse, sagte: „Schon vor der Corona-Pandemie war der Imaging-Markt mit jährlich zweistelligen Umsatzrückgängen stark in Bewegung.“ Diese Dynamik habe sich 2020 massiv verstärkt - zuletzt mit einem Minus um die 50 Prozent. Auch Konzeptanpassungen, die Turnusänderung und ein Terminwechsel hätten nichts grundlegend verbessert, räumte Frese ein.
Der Photoindustrie-Verband (PIV) steht hinter der Entscheidung: „Unsere Partner in Köln haben alles getan, die Photokina als globale Leitmesse zu erhalten. Die Erwartungen der gesamten Imaging-Community hätte die Veranstaltung aber 2022 in der Tat nicht erfüllen können. Deshalb gehen wir seitens des Verbands diesen leider unabwendbaren Schritt mit“, sagte der PIV-Vorsitzende Kai Hillebrandt.
Gleichzeitig gab die Kölnmesse bekannt, dass weitere internationale Leitmessen bis Ende Februar coronabedingt komplett ausfallen. Sie werden auch nicht in digitaler Form stattfinden. Betroffen sind die Internationale Süßwarenmesse ISM, die ProSweets Cologne, die Spoga Horse und die Internationale Eisenwarenmesse. Letztere musste schon in diesem Jahr wegen der Pandemie kurzfristig abgesagt werden.
Vor kurzem hatte Köln bereits die Internationale Möbelmesse im kommenden Januar abgesagt. Nun wurde bekannt, dass auch die Comicmesse CCXP im nächsten Jahr nicht stattfindet. Als Branchenparty sei die Comicmesse auf eine hohe Beteiligung aus Übersee angewiesen, hieß es zur Begründung.
„Die Entwicklung der Pandemie und der anhaltend harte Kurs der Corona-Politik zwingt uns zu diesen einschneidenden Maßnahmen“, sagte Messechef Gerald Böse. Sie seien „zwingend notwendig, wenn wir langfristig die Existenz und auch wieder den Erfolg des Messestandorts Köln sicherstellen wollen“. Die Aussteller und Besucher der Februar-Messen hätten sich nach reiflicher Überlegung deutlich gegen eine Teilnahme ausgesprochen.
Wegen der Pandemie werden in Köln damit mindestens ein Jahr lang keine physischen Messen stattfinden. Zwischenzeitlich gab es mit der Gamescom und der Digitalmesse [email protected] im Sommer zwei digitale Formate. Diese Erfahrungen will die Koelnmesse auch ins hybride Messegeschäft der Nach-Corona-Zeit übertragen. Allerdings sind die neuen digitalen Formate mit hohen Investitionen und geringeren Einnahmen pro Aussteller verbunden.
Die gesamte Branche ist in einer tiefen Krise. Zwischen dem ersten und zweiten Lockdown fanden hierzulande lediglich zwölf größere Messen statt wie der Caravan Salon in Düsseldorf. Diese Präsenzveranstaltungen zogen rund 180.000 Besucher an, ermittelte der Verband der deutschen Messewirtschaft Auma.
Nun steht die Messewirtschaft wieder still – trotz ausgefeilter Hygienekonzepte. Für die Branche bedeutet das herbe Verluste. Allein für die 15 größten Messeplätze in Deutschland rechnet der Fachverband Messen und Ausstellungen (Fama) bis zum Jahresende mit einem Fehlbetrag von gut einer Milliarde Euro. Hinzu kommen mehrere Hundert Millionen, die bei den inhabergeführten, privaten und verbandseigenen Messeunternehmen auflaufen.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×