Der Lieferdienst will jetzt früher als bisher angekündigt die Schwelle zur Profitabilität überschreiten. Doch das Wachstumstempo lässt nach.
Lieferfahrerin von Delivery Hero
Das Unternehmen will schon im dritten Quartal die Profitabilitätsschwelle zumindest im Kerngeschäft erreichen.
Bild: Max Threlfall/ Delivery Hero
Düsseldorf Der Lieferdienst Delivery Hero hat überraschend positive Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt. Nach vorläufigen Zahlen konnte das Unternehmen trotz der schlechteren Konsumlaune den Umsatz deutlich steigern.
Entscheidend war aber die Verbesserung der Gewinnmarge zum Bruttowarenwert, also dem gesamten, über die Plattform getätigten Umsatz. Sie verbesserte sich im ersten Halbjahr um 0,4 Prozentpunkte auf minus 1,6 Prozent. Der Konsens der Analystenschätzungen war von minus 1,8 Prozent ausgegangen. Ab einem Wert von null Prozent würde Delivery Hero keine Verluste mehr schreiben.
Damit scheint sich das Unternehmen schneller als prognostiziert dem Zeitpunkt zu nähern, an dem es erstmals einen bereinigten operativen Gewinn für das Kerngeschäft ausweisen kann. So gab das Unternehmen bekannt, dass es im Mai und im Juni nahe an der Gewinnschwelle für das bereinigte Ebitda gelegen habe.
Die Daten und Prognosen beziehen sich jedoch nur auf das Kerngeschäft, also die Lieferung von Essen aus Restaurants. Das neue Segment des sogenannten Quick Commerce, also die superschnelle Lieferung von Lebensmitteln und Waren, ist davon ausgenommen. Wann das Unternehmen unter dem Strich einen Gewinn schreibt, ist noch offen.
Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. So stieg die Aktie am Vormittag um bis zu 15 Prozent auf zeitweise über 49 Euro. Gerade Zweifel daran, wann Delivery Hero erstmals profitabel sein würde, hatten die Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent abstürzen lassen.
In der Folge musste der Konzern auch den Börsenindex Dax wieder verlassen, in den er ein Jahr zuvor aufgestiegen war. Das Unternehmen ist nun im MDax der mittelgroßen Werte.
Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg betonte, dass das Unternehmen sich vorgenommen hatte, sowohl die Marktposition weltweit auszubauen, als auch den Übergang zur Profitabilität auf konsolidierter Basis zu beschleunigen. „Ich freue mich, dass wir unsere Ziele für das erste Halbjahr 2022 an beiden Fronten deutlich übertroffen haben“, erklärte er jetzt. Das gebe eine starke Dynamik für die zweite Jahreshälfte.
Delivery Hero
Bei Delivery Hero zeigt sich ein langsameres Wachstumstempo.
Bild: imago images/Bihlmayerfotografie
Das Unternehmen profitierte offenbar davon, dass angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation die gesamte Branche die Marketingausgaben zurückgefahren hat. So konnte auch Delivery Hero seine Ausgaben für die Neukundengewinnung begrenzen, ohne dadurch Marktanteile zu verlieren.
Im Gegenteil legte der Umsatz stark zu. So stieg der Gesamtumsatz im zweiten Quartal um 38 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr legte er sogar um insgesamt 44 Prozent zu. Der Bruttowarenwert stieg im zweiten Halbjahr um 18 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Er lag damit jedoch knapp unter den Konsensschätzungen von 10,1 Milliarden Euro.
Damit zeigt sich auch bei Delivery ein langsameres Wachstumstempo. Im ersten Quartal war der Plattformumsatz noch um 31 Prozent gewachsen. Doch das Management hatte bereits nach den starken Kursverlusten zu Jahresbeginn erklärt, dass es nun Profitabilität im Vergleich zum Wachstum stärker gewichtet.
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Erschwert wird dies jedoch zunächst durch die Übernahme des spanischen Konkurrenten Glovo, der selbst ein negatives Ebitda hat. Trotzdem hat Delivery Hero seine Prognosen für den Weg zur Profitabilität nun heraufgesetzt.
So erwartet das Unternehmen jetzt, dass das Plattformgeschäft die Gewinnschwelle auf Basis des bereinigten Ebitdas während des dritten Quartals 2022 erreicht, und im vierten Quartal zwischen 40 und 120 Millionen Euro erwirtschaften wird. Zuvor war das Unternehmen nur von einem Ebitda im vierten Quartal von null bis 100 Millionen Euro ausgegangen.
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