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30.03.2023

14:48

Lieferdienste

Flink sucht frisches Investorengeld – niedrigere Bewertung möglich

Von: Arno Schütze, Nadine Schimroszik

Der Schnelllieferdienst benötigt Geld. Angesichts des eingetrübten Umfelds für Start-up-Finanzierungen könnte Flink bei der Bewertung Abstriche in Kauf nehmen müssen.

Der Lieferdienst verhandelt Finanzkreisen zufolge mit Geldgebern über eine Kapitalspritze. mauritius images / Norbert Neetz / imageBROKER

Werbeplakat von Flink

Der Lieferdienst verhandelt Finanzkreisen zufolge mit Geldgebern über eine Kapitalspritze.

Frankfurt, Berlin Der Schnelllieferdienst Flink verhandelt Finanzkreisen zufolge über eine Geldspritze. Das Berliner Unternehmen, das mit Gorillas und Getir konkurriert, will demnach neues Kapital im dreistelligen Millionenbereich aufnehmen. Bei der neuen Finanzierungsrunde könne die Firmenbewertung erheblich sinken, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Im Gespräch sei, dass Flink 200 Millionen Euro einsammelt. Die Gespräche stünden noch am Anfang. Im Dezember 2021 hatte Flink das letzte Mal Geld eingenommen und war danach noch mit knapp drei Milliarden Dollar inklusive der aufgenommenen 750 Millionen bewertet worden. Damals war auch der größte US-Lieferdienst Doordash an Bord gekommen.

Seither hat sich allerdings einiges geändert. Angesichts steigender Zinsen und der anhaltenden Wirtschaftsschwäche sind Risikokapitalgeber sehr viel zurückhaltender als noch in den Corona-Boomjahren bis Ende 2021. Start-ups müssen nun früher zeigen, dass sie profitabel arbeiten können.

Gerade im margenschwachen Lebensmittelliefergeschäft ist das mit Herausforderungen verbunden. Bisher machen Flink und andere junge Unternehmen mit ihrem Geschäft Verluste. Dass es Flink in diesem Marktumfeld schaffen könnte, den Unternehmenswert stabil zu halten und damit eine sogenannte Downround zu vermeiden, sei unwahrscheinlich, sagten die Insider.

Beliebt sind die Abwertungen nicht. Für die Start-ups geht damit häufig ein Imageverlust einher, und die Wagniskapitalgeber müssen die Beteiligungen in solchen Fällen entsprechend abschreiben. Um das zu vermeiden, lassen sie sich oftmals Sonderrechte einräumen für den Fall, dass eine Firma verkauft wird oder an die Börse geht – sogenannte Liquidationspräferenzen.

In den aktuellen Gesprächen zu Flink steht hingegen eine Abwertung im Raum. Bisher gebe es bereits Zusagen über etwa 50 Millionen Euro von Bestandsinvestoren wie etwa dem Lebensmittelhändler Rewe, zudem weitere 50 Millionen von neuen Investoren, hieß es.

Die endgültige Bewertung werde von den Angeboten der Investoren abhängen und könne sich noch ändern. Der neue Geldbetrag soll so bemessen sein, dass Flink damit auskomme, bis das Unternehmen profitabel sei oder sich über die Börse mit Kapital versorgen könne, hieß es. Flink und Rewe lehnten Stellungnahmen ab.

Flink wurde schneller als viele andere Start-ups zum Einhorn

Die Branche der Schnelllieferdienste, im Fachjargon Quick Commerce genannt, gewann in der Coronapandemie mit Milliarden Euro an Wagniskapital an Bedeutung. Das für seine pinken Rucksäcke und Werbeplakate bekannte Start-up Flink wie auch der Rivale Gorillas gehörten zu den wenigen europäischen Start-ups, die nur Monate nach der Gründung bereits Einhornstatus erlangen konnten, also von Investoren mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wurden.

Das Geschäftsmodell von Flink und seinen Wettbewerbern besteht darin, innerhalb kürzester Zeit Lebensmittel per Fahrradkurier bis zur Wohnungstür zu bringen. Bisher hat noch keiner der Anbieter gezeigt, dass man damit profitabel sein kann. Bei vielen Schnelllieferdiensten in großen Städten liegen die Warenkörbe bei gerade mal 20 Euro – zu wenig, um damit Geld zu verdienen.

Nach dem Lieferboom in der Coronakrise setzen den Anbietern nun die gestiegenen Lebensmittelpreise und die Wirtschaftskrise zu. Hinzu kommen die hohen Logistik- und Personalkosten, an denen sich wenig ändern lässt. Zudem verschärft sich der Konkurrenzdruck: Etablierte Supermärkte wie Rewe und Tegut haben angekündigt, ihr Angebot deutlich auszubauen.

Grafik

In Österreich hat Flink bereits die Reißleine gezogen und für die dortige Tochter Insolvenz angemeldet. Aktuell ist Flink noch in den Niederlanden, Frankreich und dem Heimatmarkt aktiv.

Gorillas musste im Dezember einem Notverkauf an Wettbewerber Getir zustimmen. Dabei halbierte sich Finanzkreisen zufolge der Wert des fusionierten Unternehmens auf sieben Milliarden Dollar.

Das fusionierte Unternehmen hofft weiterhin darauf, noch mal frisches Geld vom Investor Mubadala, dem Staatsfonds aus Abu Dhabi, zu erhalten. Mubadala ist auch an Flink beteiligt. Viele Branchenexperten schätzen, dass Flink längerfristig in Getir/Gorillas aufgeht.

Derzeit sei eine Fusion von Flink und Getir/Gorillas aber kein Thema, hieß es in Investorenkreisen. Es sei aber möglich, dass sich Mubadala an der neuen Flink-Finanzierungsrunde beteiligt. Der Fonds lehnte eine Stellungnahme ab.

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