Der mit 1660 Tonnen beladene Schubverband wurde inzwischen abtransportiert. Flussabwärts geht der Stau bis Mainz, die Strecke soll bald wieder freigegeben werden.
Der Mittelrhein bei St. Goar
Ein Containerschiff in der Nähe der Engstelle bei St. Goar. (Archivbild)
Bild: Reuters
Düsseldorf Über den Mittelrhein fahren aktuell keine Schiffe mehr, jedoch nicht wegen des niedrigen Pegelstands. Ein Güterschiff ist in der Nacht auf Mittwoch mit einem Maschinenschaden liegen geblieben und blockierte die Fahrrinne, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei mitteilte. An der Engstelle zwischen St. Goar und Oberwesel in Rheinland-Pfalz konnten keine anderen Schiffe passieren, die Schifffahrt musste eingestellt werden.
Das Schiff konnte am Mittwochvormittag freigeschleppt werden und werde nach Bingen gebracht, wie die Wasserschutzpolizei mitteilte. Das Schubschiff war mit seinen drei Leichtern flussaufwärts unterwegs gewesen und musste gegen halb zwei in der Nacht vor Anker gehen. Die Schifffahrt auf dem viel befahrenen Strom war daraufhin gesperrt worden, flussaufwärts wurde sie gegen 13 Uhr wieder freigegeben.
Bis auch wieder Schiffe rheinabwärts fahren dürfen, könne es laut einer Sprecherin der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung noch etwas dauern. Der Flussabschnitt könne erst freigegeben werden, wenn der abgeschleppte Verband Bingen erreicht habe.
Nach Angaben der Polizei hatte der Maschinenschaden des Schiffs keinen Zusammenhang mit dem Niedrigwasser. Details müssten aber noch untersucht werden.
Die Schifffahrt auf dem Rhein ist aktuell an vielen Stellen wegen niedriger Pegelstände ohnehin nur noch eingeschränkt möglich. Wegen der geringen Fahrrinnentiefe dürfen Schiffe nicht mehr so tief ins Wasser eintauchen wie üblich, die Betreiber können sie nur noch deutlich leichter beladen. Dadurch sinken die Kapazitäten, die Transportkosten auf dem Wasserweg sind stark gestiegen.
Gerade für die Energie- und Chemieindustrie entlang des Rheins, die viele ihrer Rohstoffe und Vorprodukte per Schiff geliefert bekommen, führt das zu Problemen in der Produktion. Sie können wegen der enormen Liefermengen kaum auf die Straße oder die Schiene ausweichen.
Güterschiffe könnten aktuell nur noch zu weniger als einem Drittel beladen werden, sagte der Prokurist der Schifffahrtsgenossenschaft DTG, Tobias Engels, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Um die um mindestens 2000 Tonnen geringere Kapazität eines 3000-Tonnen-Lastschiffs auszugleichen, wären also 80 Lkw mit 25 Tonnen Zuladung nötig. Dafür fehlen vielen Logistikern die Zusatzkapazitäten – und auch die Deutsche Bahn winkt ab.
Am Mittwochmorgen fiel der Pegelstand am Niederrhein bei Emmerich in Nordrhein-Westfalen auf minus zwei Zentimeter und damit unter die Nullmarke, auf die er am Dienstag bereits gesunken war. Seit Beginn der Aufzeichnungen führte der Rhein hier noch nie weniger Wasser, das Rekordtief in Emmerich lag bisher bei vier Zentimetern am 30. Oktober 2018. Vom selben Tag stammte auch der historische Tiefstpegel des Rheins in Duisburg – dieser wurde am späten Vormittag ebenfalls abgelöst: Mit 1,51 Metern lag der Pegel im Ruhrgebiet zwei Zentimeter niedriger.
Der Pegelnullpunkt, von dem aus der Pegelstand gemessen wird, liegt oberhalb der Sohle des Flusses. Er wird als fester Bezugswert festgelegt – die Höhe des Flussbetts selbst kann sich durch den Wasserstrom beständig ändern. Der Pegelnullpunkt liegt meist deutlich unterhalb historischer Niedrigwasserstände, um negative Pegelstände auch in Extremsituationen zu vermeiden.
Die tatsächliche Wassertiefe der Fahrrinne liegt über dem Pegelwert, in Emmerich zuletzt bei knapp unter zwei Metern. Dadurch ist die Schifffahrt trotz des negativen Pegelstands noch möglich. „Wir können noch fahren – auf dem kompletten Rhein, auch Emmerich kann passiert werden“, sagte DTG-Prokurist Engels noch am Dienstag.
Die Kapazitätsengpässe infolge der geringeren Ladung der Schiffe dürften sich in den kommenden Tagen zumindest zeitweise entspannen. Um „50 Zentimeter und mehr“ könnten die Wasserstände des Rheins bis Ende kommender Woche durch den angekündigten Regen steigen, teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein am Mittwoch mit. Eine Entwarnung ist das aber nicht: „Nach dem Durchlauf der Welle“ sinken die Pegel dem Amt zufolge voraussichtlich wieder.
Mit Agenturmaterial
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