Der Paketboom scheint für die Deutsche Post beendet. Dennoch wächst der Konzern stärker als erwartet. Denn das Frachtgeschäft wird lukrativer.
Deutsche-Post-Zentrale in Bonn
Der Konzern hat am Dienstag seine Quartalszahlen vorgelegt.
Bild: Reuters
Düsseldorf Zwei Jahre lang hatten zahlreiche Lockdowns während der Coronapandemie dem Paketgeschäft der Deutschen Post einen steilen Aufstieg beschert. Doch der Boom scheint vorbei. Nur noch 355 Millionen Euro Betriebsgewinn (Ebit) warf die Division Post & Paket im abgelaufenen Quartal ab – nach 556 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das Paketvolumen in Deutschland schrumpfte um 19 Prozent, der Umsatz mit E-Commerce im Ausland um ein Prozent.
„Im ersten Quartal ist die erwartete Normalisierung im Onlinehandel eingetreten“, kommentierte Vorstandschef Frank Appel die Ergebnisse.
Dennoch übertraf der Bonner Logistikriese im Gesamtgeschäft die Erwartungen. Mit 22,6 Milliarden Euro setzte er fast elf Prozent mehr um, als Analysten erwartet hatten. Und auch dass die Post ihr Ergebnis je Aktie von 0,96 auf 1,10 Euro steigerte, gilt als positive Überraschung. Analysten hatten im Schnitt mit gerade einmal 0,89 Euro gerechnet. Entsprechend startete die Aktie an der Frankfurter Börse mit einem Plus von mehr als vier Prozent.
Das starke Ergebnis verdankt der Dax-Konzern vornehmlich seinem Geschäft mit gewerblichen Kunden (B2B). So verbesserte das Fracht- und Speditionsgeschäft, das von den hohen Frachtraten im Weltmarkt profitierte, seinen Betriebsgewinn auf 601 Millionen Euro. Im ersten Quartal des Vorjahres hatte es gerade einmal für 216 Millionen Euro gereicht. Erstmals übertraf der Umsatz der Luft- und Seefrachtdivision mit 7,4 Milliarden Euro die Erlöse im Express- sowie im Brief- und Paketgeschäft.
Auch mit Lagerei-Dienstleistungen, einem Outsourcinggeschäft für Industriebetriebe, verdiente Deutsche Post DHL mit 205 Millionen Euro fast 23 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Mit Blick auf den Ukrainekrieg stellte Appel fest, dass sich der Welthandel bislang als widerstandsfähig erwiesen habe. „Dennoch beobachten wir aufmerksam die zunehmenden Herausforderungen für die weltwirtschaftliche Entwicklung“, erklärte er.
Der Rückzug aus Russland, der Ukraine und Weißrussland, wo der Konzern bislang zusammen weniger als ein Prozent seiner Erlöse generierte, führte im ersten Quartal zu Wertberichtigungen in Höhe von 30 Millionen Euro. 24 Millionen Euro davon stammten aus dem Expressgeschäft, der Rest aus der Fracht- und Speditionsdivision.
Gleichzeitig berichtete Appel von stark gestiegenen Treibstoffpreisen, die das internationale Geschäft belasten. Sie würden allerdings, wenn auch mit Verzögerung, an die Kunden weitergegeben.
Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr behält Deutsche Post DHL bei. Obwohl der Konzern im ersten Quartal seinen Umsatz um 19,8 Prozent und das Betriebsergebnis (Ebit) um 13 Prozent steigerte, erwartet der Vorstand für das Gesamtjahr kaum mehr als eine Stagnation. So soll der Betriebsgewinn (Ebit) wie bereits 2021 acht Milliarden Euro erreichen – mit einer Abweichung von fünf Prozent von oben oder unten. Für das Geschäftsjahr 2024 prognostiziert das Unternehmen weiterhin einen Ebit-Anstieg auf rund 8,5 Milliarden Euro.
Zudem rechnet die Post ohne Berücksichtigung von Akquisitionen im laufenden Jahr mit einem Free Cashflow von 3,6 Milliarden Euro – ebenfalls mit einer Abweichung von maximal fünf Prozent in beide Richtungen. Allerdings wird dabei die Übernahme des Spirituosen-Spediteurs Hillebrand zu Buche schlagen, die vor wenigen Tagen mit einem Nettokaufpreis von 1,4 Milliarden Euro abgeschlossen wurde. Auch weitere Zukäufe schließt Finanzchefin Melanie Kreis nicht mehr aus.
Trotz der Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg geht die Expansion weiter. 2022 wolle man 4,2 Milliarden Euro investieren (Capex), erklärte der Vorstand, im Zeitraum bis 2024 sogar zwölf Milliarden Euro.
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