Der auch wegen seines Platzangebots beliebte Doppeldecker von Airbus wird andernorts gebraucht. Stattdessen will die Fluggesellschaft das Drehkreuz ab Mai mit der Boeing 777 ansteuern.
Eine A380 von Singapore Airlines bei der Landung in Zürich
Das Foto entstand vor Beginn der Pandemie. Die Airline setzt den Doppeldecker zwar weiter ein, künftig aber vor allem auf Strecken in Asien und in Richtung Australien.
Bild: Reuters
Frankfurt Für Fans des Airbus A380 ist es eine bittere Nachricht, die Singapore Airlines vor einigen Tagen verkündet hat. Die Fluggesellschaft wird Frankfurt ab dem 15. Mai kommenden Jahres nicht mehr mit dem wegen seines Platzangebots beliebten Doppeldecker ansteuern. Das größte deutsche Drehkreuz wird ab dem Tag von der Boeing 777 bedient, die – wie bisher die A380 – von Frankfurt weiter nach New York fliegen wird.
Singapore Airlines hatte die A380 erst im März dieses Jahres wieder auf der Verbindung zwischen Singapur und New York via Frankfurt eingesetzt. Die Rückkehr des großzügig ausgestatteten Doppeldeckers auf der stark nachgefragten Strecke ist groß gefeiert worden. Doch nun wird er andernorts gebraucht.
„Wir haben unser Netz weiter optimiert und genau geschaut, wie sich die einzelnen Märkte entwickeln und welche Flugzeuge es dafür braucht“, begründet Alastair Hay-Campbell, General Manager bei Singapore Airlines für die Region Deutschland, Schweiz und Österreich, die Entscheidung.
Auf Strecken etwa nach Australien könne die A380 weitaus effizienter eingesetzt werden als auf der Verbindung Singapur–Frankfurt–New York: „Für diese Strecke brauchen wir drei A380 mitsamt Crews für die Umläufe, im Pendelverkehr zwischen Singapur und Sydney beziehungsweise Melbourne reicht jeweils ein Jet.“ Auch in Asien sieht das Unternehmen mehr Potenzial für die A380.
Eines stellt der Manager aber klar: „Der Abzug der A380 darf nicht als Hinweis gesehen werden, dass die Ticketnachfrage in Frankfurt nachlässt. Wir sehen weiter gute Buchungszahlen sowohl von Privatreisenden als auch Geschäftskunden.“
Der Wechsel zur Boeing 777 soll für die Kunden zudem keine Nachteile haben, verspricht Hay-Campbell: „Nur weil wir die A380 nun auf anderen Strecken einsetzen, müssen unsere Fluggäste in Frankfurt nicht auf Komfort verzichten.“ Die Flugzeugröhre der Boeing 777 sei zwar etwas kleiner, aber es gebe auch dort vier Klassen an Bord.
Einen Unterschied gibt es gleichwohl: Nur in der A380 hat die Airline ihre First-Class-Suiten verbaut. In der Boeing 777 gibt es zwar die erste Klasse, aber nicht als Suite. Mehr dürfte vielen Passagieren in Frankfurt allerdings eine andere Folge des Abzugs zu schaffen machen. Wer hier A380 fliegen will, kann das ab Mitte Mai 2023 wohl nur noch mit einem Anbieter machen: Emirates.
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Zwar war Ende vergangener Woche auch eine A380 von Lufthansa am größten deutschen Drehkreuz zu sehen. Lufthansa hat den Doppeldecker aus dem Ruhestand im spanischen Teruel zurückgeholt. Doch bleiben wird der Jet hier nur für Wartungsarbeiten. Lufthansa will die reaktivierten A380-Maschinen in München stationieren.
Zu Beginn der Pandemie hatten viele Fluggesellschaften erklärt, die A380 aussortieren zu wollen. Dazu zählte auch Lufthansa. Mit seinen vier Motoren verbraucht das Flugzeug viel Kerosin. Zwar bietet der Doppeldecker jede Menge Platz, doch der will gut genutzt werden. Das ist nur auf wenigen Strecken möglich.
Singapore Airlines zählt zu den wenigen Fluggesellschaften, die am Großraumjet festgehalten haben. „Wir haben nie gesagt, dass es keine Zukunft für die A380 gibt“, sagte Hay-Campbell. Das Flugzeug sei auch in der Krise Teil der Flottenplanung gewesen und bleibe es weiterhin. Allerdings habe die Pandemie die Luftfahrt massiv verändert, darauf habe auch Singapore Airlines regieren müssen.
Zwei Airbus A380 von Lufthansa
Eigentlich wollte die deutsche Fluggesellschaft den Riesenjumbo endgültig ausmustern. Doch nun holt die Airline das Flugzeug zurück in die Flotte.
Bild: dpa
Die Airline hat entsprechend die Flottengröße angepasst. Einst flogen 19 der Doppeldecker für die Gesellschaft. „Wir haben derzeit zwölf A380, davon sind elf in Betrieb. Ein Flugzeug wird gerade in der Kabine modernisiert“, so Hay-Campbell. „Es gibt einen Markt für die A380. Das Flugzeug muss aber auf den passenden Strecken eingesetzt werden.“
Doch auch wenn die A380 noch länger fliegen wird, als viele zu Beginn der Pandemie dachten – der Riesenjumbo ist ein Beispiel dafür, wie risikoreich die Entwicklung eines neuen Flugzeugs sein kann. Airbus hat rund zwölf Milliarden Euro investiert. Das Kalkül: Die Start- und Landekapazitäten an den großen Flughäfen rund um den Globus werden immer enger, also braucht es größere Flugzeuge, um dort weiter wachsen zu können.
Doch diese Marktprognose erwies sich nur zum Teil als korrekt. Parallel entwickelte sich ein Trend zu Direktverbindungen jenseits der großen Drehkreuze mit kleineren Langstreckenflugzeugen. Schon vor der Pandemie begannen deshalb erste Airlines damit, ihre A380 wieder zurückzugeben. Neue wurden nicht mehr bestellt, Airbus übergab Ende 2021 den letzten Doppeldecker – an den größten Kunden Emirates.
Doch mittlerweile hat sich das Umfeld erneut geändert. Boeing hat derzeit große Probleme mit der Lieferung neuer Jets. Deshalb sind Fluggesellschaften wie Lufthansa dazu gezwungen, auf die bestehende Flotte zurückzugreifen. Dazu zählen auch eigentlich dauerhaft geparkte A380.
Gleichzeitig gibt es allerdings Fluggesellschaften, die den größten Langstreckenjet endgültig ausmustern. So gab China Southern Airlines vor wenigen Tagen bekannt, den Jet nicht mehr abheben zu lassen. Während der Pandemie hatte das Unternehmen noch an dem Flugzeug festgehalten, doch jetzt ist Schluss. Zwei der fünf Maschinen sind schon länger dauerhaft abgestellt, nun folgt der Rest.
A380-Fans in Frankfurt dürfen dagegen noch hoffen. Vielleicht wird es in Zukunft neben Emirates eine zweite Airline geben, die das Drehkreuz mit dem Flieger ansteuert. Die südkoreanische Fluggesellschaft Asiana holt seit dem Sommer die eigenen Doppeldecker sukzessive zurück in den Flugbetrieb.
Ab dem 12. Januar 2023 soll der Superjumbo auf der Strecke von Seoul nach Sydney eingesetzt werden. Aber auch Frankfurt soll mit der A380 angesteuert werden, so jedenfalls ist es bislang geplant. Zuletzt wurde das Vorhaben aber zeitlich nach hinten geschoben. Ob und wann das koreanische Unternehmen den Doppeldecker nach Frankfurt schicken wird, ist noch offen.
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